Katamaran: Was geschieht mit den Arbeitsplätzen?

„Zur Zeit keine aktuelle Meldung“, vermeldet die homepage der Katamaran-Reederei unter der Rubrik ‚Aktuelle Betriebslage‘. Ob sich da einige Verantwortliche in den Stadtwerken Konstanz und Friedrichshafen die Zukunft nicht schönreden? Denn die Zukunft des flotten Bodensee-Transfers zwischen beiden Städten steht auf dem Prüfstand. Etliche Stadträte vornehmlich in Konstanz wollen das Defizit des „Eurograbs Katamaran“ nicht mehr hinnehmen. Am Donnerstag, 25.11., stehen der Kat und seine Aussichten auf der Tagesordnung des Konstanzer Gemeinderates.

Die Zahl der Kritiker ist groß: Schon im letzten Sommer hatte die Linke Liste Konstanz (LLK) vor dem „Eurograb Katamaran“ gewarnt und schnelle Ausstiegsszenarien angemahnt. Dem folgten die Freien Wähler, die konkrete Auskünfte zu Gewinn, Verlust und Auslastung verlangten. Und die Grünen der FGL stehen dem Kat nicht erst seit dem Bürgerentscheid von 2001 ohnehin skeptisch gegenüber – damals stimmten 15225 Wähler gegen und nur 5653 für den Katamaran; bei dem heute gültigen Quorum von 25 Prozent aller Wahlberechtigten wäre schon vor neun Jahren dem Katamaran der Garaus gemacht worden.

Die Vorhersagen waren allzu optimistisch

„Diese Skepsis ist geblieben“, versichert Werner Allweiss, Stadtrat der FGL. Angesichts der Haushaltsprobleme könne man sich ein Defizit von jährlich fast einer Million Euro (über 400000 € je Stadtwerk pro Jahr; seit 2004 mussten insgesamt weit über vier Millionen Euro zugeschossen werden) nicht leisten. „Auch wenn die Reederei erstmals Probleme bei Auslastung und Erträgen zugibt – bislang war ja immer vom ‚Erfolgsmodell Katamaran‘ die Rede – müssen wir uns fragen, ob ein rein touristisches Angebot in diesem Maße subventioniert werden soll.“

Denn fast nur Touristen nutzen den Katamaran. Für Berufspendler scheint die Verbindung mit nur zwei Anlegestellen nicht attraktiv: Gerade einmal 70 Zeitkarten und 140 Rabattangebote konnten in fast sechs Jahren Betriebsgeschichte abgesetzt werden. Die Fahrgastzahlen insgesamt sind auch keine Erfolgsgeschichte: Durchschnittlich fahren 37 Passagiere pro Passage mit dem Schnellboot – weit weniger als einstmals geschätzt. Die Vorhersagen waren offensichtlich allzu optimistisch.

Stadtrat Allweiss und die Grünen, die mehrheitlich für einen Ausstieg aus dem Katamaran-Abenteuer sind, verlangen weitere Aufklärung. „Es müssen wirklich alle Fakten auf den Tisch“: Wie stehen die Stadtwerke Friedrichshafen zu einem Ausstieg? Und was geschieht mit den Arbeitsplätzen auf den drei Katamaranen, wenn das Geschäft aufgegeben wird? Bis zur Gemeinderatssitzung am 27. Januar 2011 sollte Klarheit bestehen, so die Grünen, um dann bis zum 31.12 2011 das Ende des Katamarans zu besiegeln. Einem solchen Szenario würde wohl auch die LLK zustimmen, während die SPD im Gemeinderat für einen späteren Ausstieg plädiert. SPD-Sprecher Jürgen Leipold: „Der Katamaran kostet zu viel Geld, soviel ist klar. Aber ein Ausstieg zum jetztigen Zeitpunkt kostet 6,4 Millionen. Wir denken, man sollte auf ein Auslaufen der Verträge und dann günstigere Konditionen warten.“

Angst um die Arbeitsplätze

14 Katamaran-Beschäftigte müssten bei der Einstellung der Katamarane um ihren Arbeitsplatz fürchten. Arbeitsplätze übrigens, die mitnichten 2004 neu geschaffen wurden, wie damals behauptet, sondern durch Rationalisierungen auf der Fähre Meersburg-Konstanz frei geschaufelt wurden. Da wurde die Zahl der Besatzungsmitglieder pro Überfahrt von einstmals fünf auf jetzt drei gedrückt.

„Doch um die 14 Betroffenen machen wir uns weniger Sorgen“, berichtet Betriebsrats-Vorsitzender Johannes Niederstedt von der Betriebsversammlung des Fährbetriebs am vergangenen Dienstag, „sie alle genießen laut Tarifvertrag absoluten Kündigungsschutz. Schwierig wäre die Situation, wenn die Katamaran-Beschäftigten auf die Fähre zurückversetzt würden. Da träfen sie auf Mitarbeiter, die keinen Kündigungsschutz haben – betriebsbedingte Kündigungen wären, nach der Logik der Sozialauswahl, dann womöglich nicht mehr auszuschließen. Allerdings: Es gibt derzeit einen Fehlbedarf von fünf Beschäftigten auf der Fähre, so dass sich das Problem auf neun gefährdete Arbeitsplätze reduziert.“

Auch deshalb ist Niederstedt unisono mit Geschäftsführer Frommer für eine Beibehaltung des Katamaran-Verkehrs: „Der Katamaran-Betrieb ist Teil des ÖPNV (öffentlicher Personennahverkehr). Und der lebt mit ständigem Defizit. Der Busbetrieb in Konstanz deckt sich jährlich zu 72 Prozent, der Katamaran liegt bei 75 Prozent. Das ist ertragbar“, so Niederstedt. Unerwähnt bleibt, dass der Bus für alle da sein soll, der Katamaran jedoch nur wenigen nützt.

Gleichwohl sollte für die Stadtwerke Konstanz, einem Betrieb mit 750 Mitarbeitern und einem Umsatz von 141 Mio. Euro (2008), die Unterbringung von neun Beschäftigten kein übergroßes Problem darstellen. Da sind dann Management-Qualitäten gefragt.

RAB-Schnellbus weitet Angebot aus

Die Alternative für die Verbindung Konstanz-Friedrichshafen bleibt auch nach Meinung von FGL-Stadtrat Werner Allweiss der Busbetrieb. Und der Betreiber der Busverbindung, der Regionalverkehr Alb-Bodensee (RAB) als Konkurrent zum Katamaran, schläft nicht: Rechtzeitig vor der entscheidenden Gemeinderatssitzung in Konstanz verspricht er eine Verbesserung seines Angebots.

Der Städtebus Friedrichshafen-Konstanz wird künftig auch samstags fahren. Bislang fährt der Bus von Montag bis Freitag täglich achtmal hin und zurück, in 79 Minuten gegenüber 53 Minuten, die der Katamaran benötigt. Mit dem Vorteil jedoch, dass der Bus zahlreiche Haltestellen bedient, so auch die wichtigsten Werkseingänge für berufstätige Pendler.

Das Interesse, am Samstag etwa zum Einkaufsbummel in die Stadt auf der anderen Seeseite zu fahren, sei vorhanden, so ein RAB-Sprecher. Die Busfahrt inklusive Überfahrt mit der Fähre zwischen Meersburg und Konstanz kostet übrigens 5 Euro 50. Die Fahrt mit dem Katamaran über den Bodensee ist mit 9 Euro 50 fast doppelt so teuer.

Autor: H.-P. Koch