Entwarnung bei Alcan?

20110802-213156.jpgDass Constellium, vormals Alcan, seit gestern einen neuen Geschäftsführer hat, ist wohl Zufall. Kein Zufall hingegen ist, dass der befürchtete Arbeitsplatz-Abbau in Singen weitgehend gestoppt werden konnte. Statt 170 Stellen stehen nach der jüngsten Vereinbarung zwischen Gewerkschaft, Geschäftsleitung und Betriebsrat „nur noch“ 80 auf der Kippe. Und die, so hofft Betriebsrats-Chef Heinrich Holl, könnten auch gerettet werden.

Auf einer Pressekonferenz am 2. August wurde die Umstrukturierung im Detail beschrieben. Danach sollen im gewerblichen Bereich keine Arbeitsplätze abgebaut werden, wohl aber 80 im Angestellten-Bereich. Davon könnte die Hälfte über Fluktuation oder Vorpensionierung gestrichen werden, den übrigen 40 Mitarbeitern aber drohen betriebsbedingte Kündigungen. Doch Heinrich Holl, Betriebsratsvorsitzender (BRV) bei Constellium Singen, beruhigt: „Die im Betrieb für die nächsten Jahre anstehende Umorganisation könnte auch viele dieser, jetzt gefährdeten Arbeitsplätze retten“.

Constellium, wie Alcan Singen seit Anfang Mai heißt, kündigte im Frühjahr die Streichung von 170 Arbeitsplätzen an (seemoz berichtete mehrfach). So wollte die Geschäftsleitung Kosten einzusparen, um in eine moderne, elf Millionen Euro teure Presse investieren zu können. Darüber hinaus sollten alle Mitarbeiter in den kommenden vier Jahren ihre Arbeitszeit um 10 Prozent ohne Lohnausgleich erhöhen. Diese Pläne, so der neue Geschäftsführer Dr. Carsten Rink, sind nun weitgehend vom Tisch.

Wenn auch die Arbeitszeit-Verlängerung für alle Beschäftigten ausgesetzt wurde, bringen die Alcan-Mitarbeiter dennoch Opfer. So werden zwei Prozent der jährlichen Tariferhöhungen um jeweils sechs Monate verschoben – im Gegenzug wurde eine vierjährige Standortgarantie abgegeben. Und auch die Investitionen fallen üppiger aus als geplant: Neben der neuen Presse für 11 Millionen Euro soll für weitere zwei Millionen eine Halle oder ein Anbau erstellt werden. Möglich werden diese Ausgaben wohl weitgehend durch günstige Landeskredite – Zusagen der neuen Landesregierung, die nicht zuletzt den guten Kontakten der IG Metall nach Stuttgart zu danken sind.

Geradezu stolz ist BRV Heinrich Holl darauf, dass es ihm gelungen ist, die Ausbildung junger Menschen für weitere Jahre festzuschreiben: Eine jährliche Quote von 34 Auszubildenden ist garantiert. „Das ist ein Erfolg in Zeiten der Jugendarbeitslosigkeit, der neben der Verhinderung des massiven Stellenabbaus nicht hoch genug bewertet werden kann“, sagt Holl.

Autor: hpk

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