Erzbischof Gröber: Ehrungen nicht haltbar
Die Linke Liste Konstanz (LLK) wird für eine der kommenden Gemeinderats-Sitzungen den Antrag einbringen: Aberkennung der Ehrenbürgerwürde für Erzbischof Conrad Gröber, die ihm vom Konstanzer Gemeinderat am 17.11.1932 verliehen wurde, und Umbenennung der nach ihm benannten Straße. Nach neueren Erkenntnissen sind diese Ehrungen nicht mehr haltbar. Die LLK hat nachfolgende Begründung allen Fraktionen zugeschickt, verbunden mit der Frage, ob diese den Antrag unterstützen. Man darf auf die Antworten gespannt sein. Der Antragsentwurf im Wortlaut:
Gründe für die Aberkennung: Bereits am 25. April 1933 begrüßte Gröber die Machtergreifung der Nazis: „Wir dürfen und wir können den neuen Staat nicht ablehnen, sondern müssen ihn positiv bejahen“. Ein halbes Jahr später schob er hinterher: „Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich sage, dass ich mich restlos hinter die neue Regierung und das neue Reich stelle“. Während andere es bei Lippenbekenntnissen beließen, bekräftigte Gröber seine Sympathien für den Nationalsozialismus nachdrücklich und trat als förderndes Mitglied der SS bei. 1934 plädierte er dafür, dass sich die katholische Jugend in die Hitlerjugend einreihe und in der Schule der Hitlergruß einzuführen sei.
Erst als die Nazis eine Kirchenpolitik betrieben, mit der Gröber nicht einverstanden war, kühlte sein Verhältnis zu den Nationalsozialisten ab. Beispielsweise wandte er sich öffentlich gegen die Ermordung psychisch Kranker und erregte so den Unwillen der Nazis. Das allerdings hinderte ihn nicht daran, grundsätzlich an der NS-Ideologie festzuhalten. Gröbers angebliche Gegnerschaft zum Nationalsozialismus gründete sich nie auf die menschenverachtende, rassistische und mörderische Politik, sondern auf den Machterhalt der katholischen Kirche. 1937 gab Gröber das „Handbuch der religiösen Gegenwartsfragen“ heraus, in dem u.a. zu lesen ist: „Der Bolschewismus ist ein asiatischer Despotismus im Dienste einer Gruppe von Terroristen, angeführt von Juden“.
Bis zu seinem Tode blieb Gröber ein glühender Antisemit. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs schrieb er am 8. Mai 1945, ungeachtet der Geschehnisse in Auschwitz und anderen Vernichtungslagern: „ (…) Das Judentum wurde uns in seiner ihm aufgezwungenen Abwehr noch gefährlicher als die größte feindliche Armee“. Die Juden waren für Gröber „Christi Erz- und Todfeinde“, oft sprach er in öffentlichen Auftritten von der „jüdischen Weltherrschaftsgier“. In einem Hirtenbrief ließ er zudem verlauten: „Sie lechzten nach schauerlichem Nervenkitzel und Blut (…) alles Mitgefühl der Juden ist in barbarischer Rohheit erstickt. Die Bestie hat Menschenblut gerochen und will ihren wildbrennenden Durst daran löschen (…)“. (Aus dem Amtsblatt für die Diözese Freiburg, Jg. 1941).
Auch den von den Nazis angezettelten Weltkrieg unterstützte er von Anfang an. 1939 wünschte er der Wehrmacht einen „gerechten Endsieg“. Er huldigte mit völkischem Pathos dem Tod im Krieg: Wenn ein Soldat falle, sei das „die letzte Hingabe an das Vaterland und Volk. Soldatentod ist damit ein Opfertod. Opfertod ist Heldentod. Heldentod ist ehrenvollster Tod“.
MM/red