„Es geht ums große Ganze“
So Oberbürgermeister Uli Burchardt bei einer gut besuchten Podiumsdiskussion zur OB-Wahl am Montag im Konzil. Sein Herausforderer Luigi Pantisano, der bei der ersten Wahl vor ihm gelegen hat, verkaufte sich erneut gut und beeindruckte auch WählerInnen, die bislang eher der Meinung waren, der Oberbürgermeister solle auch weiterhin Burchardt heißen. Komplettiert wurde die muntere Runde durch Außenseiter Andreas Matt, der an Burchardt kaum ein gutes Haar ließ.
Da Pantisano im ersten Wahlgang die Nase vorne hatte, ging die erste Frage auch an ihn. Südkurier-Chefredakteur Stefan Lutz, der zusammen mit seinem Kollegen Jörg-Peter Rau den Abend moderierte, griff zum wiederholten Mal in die Rote-Socken-Kiste, denn viele BürgerInnen wälzten sich angeblich schlaflos im Bett, getrieben von der quälenden Frage, ob man einen Linken wählen könne.Würde er, Pantisano, Oberbürgermeister werden, stünde er doch, käme es erneut zu einer Hausbesetzung, beispielsweise vor der epochalen Entscheidung: „Wem gelten dann ihre Sympathien? Dem Hausbesitzer oder den Hausbesetzern“. Pantisano ließ diesen muffigen Kampagnenwurm, den der Südkurier seit Wochen am Kochen hält, souverän abtropfen. Seine Aufgabe sei es dann, mit beiden Seiten zu reden und nach einer einvernehmlichen Lösung zu suchen.
Andreas Matt, der an diesen Abend einen passablen Eindruck machte, sprang ihm bei. Ihm ginge dieses Linken-Bashing, das vom Burchardt-Wahlkampfteam mitgetragen werde, gehörig auf den Zeiger, so Matt sinngemäß. Ob er sich damit nicht zum „Königsmacher für einen Linken“ mache, wollten die Moderatoren wissen. Allgemeines Gähnen. Oberbürgermeister Burchardt bezeichnete die entscheidende Wahl kommenden Sonntag als „Richtungswahl“ bei der es „um´s große Ganze geht“. Er hoffe, dass er auch weitere acht Jahre die Geschicke der größten Stadt am Bodensee lenken dürfe.
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Thema Hafner. Auch dazu kurbelte der Südkurier am Wochenende in seiner Printausgabe die Debatte an und versuchte damit den Eindruck zu erwecken, Pantisano wolle dieses Wohnprojekt stoppen. Ruhig entgegnete Pantisano, das sei mitnichten der Fall, das habe er so nie gesagt, aber, und dazu stehe er weiterhin, „der Hafner soll klimaneutral bebaut werden“. Das hat er übrigens seit Monaten zigfach so geäußert. Natürlich bedeute jeder Neubau u.a. einen vermehrten Co2-Ausstoss, also müsse vorwiegend mit Holz gebaut werden. Außerdem gelte es, mit den vorhandenen Flächen sorgsam umzugehen, eine zunehmende Versiegelung der Landschaft sei der falsche Weg. Eine Wohnbebauung auf dem Döbele, einer völlig versiegelten Fläche, sei schneller umzusetzen, um günstigen Wohnraum zu schaffen.
Burchardt hingegen plädierte für ungezügelte Bautätigkeit auf breiter Front, um „die Leute unterzubringen“. Da nahmen ihn Pantisano und Matt zusammen in die Zange und verwiesen darauf, dass Burchardt nichts dagegen unternommen habe, das ehemalige Vincentius-Gelände und auch das Bückle-Areal privaten Investoren zu überlassen. Hier hätten relativ zeitnah bezahlbare Wohnungen entstehen können. Dort aber, so Pantisano, rissen sich nun überwiegend Gutverdiener und Millionäre aus München und Stuttgart die Immobilien als Wertanlage unter den Nagel und die KonstanzerInnen blieben außen vor. Das brachte Burchardt auf die Palme: „Großer Mist“ würde da seit geraumer Zeit abgesondert. „Nur Bauen hilft“, Konstanz sei eben eine beliebte „Schwarmstadt“, werde „immer eng und teuer bleiben“ und der Wunsch nach sinkenden Mieten „ist Fantasterei“.
Veto, entgegnete ihm der gut vorbereitete Pantisano und verwies beispielsweise auf die Stadt Freiburg, in der zukünftig niemand, der in städtischen Wohnungen lebt, mehr als 30 Prozent seines Einkommens für die Miete ausgeben solle. In diese Richtung müsse es auch in Konstanz gehen, denn es sei nicht hinnehmbar, dass beispielsweise die MieterInnen in der Schwaketenstraße vom Immobilienhai Vonovia aus ihren Wohnungen vertrieben würden, weil sie die erhöhten Mieten nicht mehr bezahlen könnten. Auch Modelle aus anderen Städten, die verhindern sollen, dass private Investoren und Immobilienspekulanten weiterhin glauben, die Stadt Konstanz sei eine Art Bankschließfach, brachte Pantisano in die Diskussion ein. Burchardt konnte kaum kontern und schien überrascht, dass sein ernsthaftester Widersacher fast durchgängig konkrete Vorschläge zu unterbreiten hatte, wie Konstanz` Zukunft, und da vor allem die ihrer BürgerInnen, aussehen könnte. „Uli ratlos“, zischte es aus einer hinteren Reihe. Beim Amtsinhaber scheint weiterhin sein neoliberales Credo ganz oben zu stehen, das in etwa lautet: Im Wesentlichen weiter so und alles wird gut. Reicht das, um die Stadt sozialer und auch ökologischer zu gestalten?
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Auch die Ansiedlung von Zalando im Gebäude der Sparkasse wurde kurz angerissen. Damit schädige man den hiesigen Einzelhandel massiv, sagten Matt und Pantisano. Vielmehr sei von Vorrang, die inhabergeführten Läden zu stärken, um einer durchkapitalisierten Verödung der Innenstadt einen Riegel vorzuschieben. Burchardt aber ist weiterhin der Meinung, dass Konstanz genau der richtige Platz für Zalando sei und für die Stadt, ähnlich wie der Einkaufstempel Lago, zum „Leuchtturm“ werde.
Bei den bisherigen Debatten kam die Kultur meist nur am Rande zur Sprache. Doch Burchardt öffnete das Fass ein wenig, wohl eher zwangsläufig, um einem Teil seiner Wählerschaft Glücksgefühle anzubieten. Mit ihren Kulturausgaben bewege sich Konstanz zwar an der „oberen Grenze“, dennoch plane er weiterhin, auf dem Gelände neben den Bodenseeforum ein Konzerthaus zu bauen, denn das „hat die Philharmonie verdient“. Leises Stöhnen durchzog den Raum. Nochmal Millionen neben einer Investitionsruine versenken, für die mittlerweile rund 25 Millionen aus dem Fenster geworfen wurden? Pantisano erwiderte, Burchardt hätte sich in der Vergangenheit eher darum bemühen müssen, das Scala nicht vor die Hunde gehen zu lassen.
Zum Desaster Bodenseeforum verkniffen sich die Moderatoren kritische Nachfragen. Was verständlich ist, denn vor allem Rau hat während seiner Zeit als Südkurier-Lokalchef heftigst für das Eurograb am Seerhein geworben. Da kramte er gegen Schluß des Abends lieber nochmal eine rote Socke aus seiner Hosentasche und erklärte, ein ausgewiesener Linker wie Pantisano mache es den KonstanzerInnen wohl eher schwer, sich für ihn zu entscheiden. Das darf man getrost als billige Stimmungsmache verstehen. Werden die KonstanzerInnen kommenden Sonntag mehrheitlich darauf hereinfallen?
H. Reile (Text und Foto)
Nachdem ich als KN-Sympathisant mit Herzblut für meine (Noch-)Lieblingsstadt in Deutschland die OB-Kandidaten live auf dem Wochenmarkt und in den beiden Podiumsdiskussionen erlebt habe und die differenzierten und hintergründigen Stellungnahmen hier im Forum und im Südkurier verfolgt habe komme ich zu dem einfachen Fazit, dass es bei der Wahl am Sonntag eigentlich ganz einfach ausgedrückt darum geht, ob ich mit der Situation in Konstanz zufrieden bin (dann wird logischerweise der Amtsinhaber gewählt mit einer hohen Garantie, dass sich auch in den nächsten acht Jahren grundsätzlich so wenig wie nur möglich verändert) oder ob ich unzufrieden bin (dann gibt man seinen Stimme einem Kandidaten, der es bis jetzt sehr überzeugend und konsequent geschafft hat, dahingehend zu überzeugen, dass es mit seiner Wahl definitiv zu überraschenden Veränderungen in der Stadtentwicklung kommen wird). Obwohl der dritte Kandidat leider kaum eine Chance auf den OB-Posten hat fand ich ihn bei der letzten Diskussion am authentischsten von allen dreien und ziehe den Hut vor seinem mutigen und engagierten Beitrag.
Hallo Herr Ebers,
ich glaube nicht, dass der Südkurier allein die Wahl entscheidet. Ich glaube aber schon, dass die Zeitung nicht wenige Leser*innen hat. Und leider lesen sie einige davon sehr unkritisch. Jede Zeitung und jede andere Quelle sollte kritisch gelesen werden, das gilt für den Südkurier, für Seemoz, die ARD und die Bild.
Ich wünsche mir, dass die Stadt einen Oberbürgermeister bekommt, der noch inhaltliche Ziele hat, Veränderung zum Besseren erreichen möchte und so vielen Menschen wie möglich in Konstanz eine Heimat gibt. Das macht Uli Burchardt nicht. Seine Politik ist bar jeder Idee. Er hat keinen Plan und keine Vorstellung von der Stadt. Ihm fehlt es an einem echten Antrieb, außer dem, den Status quo zu schützen. Der Status quo ist dabei garnicht so bewahrenswert: Er ist geprägt von Ungleichheit, Wohnungsnot, Einkaufstourismus. Das braucht die Stadt nicht noch weitere acht Jahre. Luigi Pantisano hat dementgegen Ideen, wie er die Stadt voranbringen kann. Ich finde es deshalb bezeichnend, dass Burchardt statt inhaltlicher Vorschläge und konkreten Ideen einzig und allein mit negativem Wahlkampf operiert. Statt sachbezogen wird auf persönlicher Ebene unter der Gürtellinie argumentiert. So geht Demokratie nicht und so kommt unsere Stadt nicht voran. Deswegen würde ich mir auch für Sie wünschen, dass Sie sich entscheiden, dem Fortschritt eine Chance zu geben.
Gruß
Simon Pschorr
Glauben sie denn, dass der SK so viel Einfluss hat, dass die Wahl auch jeden Fall zugunsten von Herrn Burchardt ausfallen wird?
Der SK hatte bereits vor acht Jahren scheinbar unparteilich Unterstützungspolitik für den jetzigen OB betrieben, mit fiesen Mitteln. Warum sollte das jetzt anders sein? Es ist schade, dass diese Zeitung so agiert, eigentlich sollte man lokale Zeitungen unterstützen, doch das ist leider in diesem Fall unmöglich. Da ist jeder Cent Unterstützung für eine falsche Sache. Es geht nicht darum, dass eine Zeitung auf Teufel komm raus neutral sein muss. Der eigentliche Skandal ist die Hinterfotzigkeit mit der scheinbare Fairness und Neutralität vorgegaukelt wird. Ehrlich ist anders. Trotzdem hat diese Zeitung Macht, zumindest noch. Hoffen wir darauf, dass es immer mehr Menschen durchschauen und auf einen Wechsel. Acht Jahre waren Chance genug. Klimaschutz ist mehr als Lippenbekenntnisse, Bodenseeforum, Traumseilbahn und bevorzugte Luxusbebauungen sind eine traurige Bilanz.
Wer wie die Südkurier GmbH auf Häppchen aus der 220 Millionen Euro Bundesförderung hofft oder auf einen Anteil der über vier Millionen Euro Landesförderung für lokale Berichterstattung, einschließlich dem Verteilen von Anzeigenblättchen oder der Produktion von Multimediabeiträgen rechtfertigt meinen Argwohn, nicht über ausreichendes qualifiziertes Personal zu verfügen, das in der Lage ist unabhängige Berichterstattung zu gewährleisten. Zu dem Verlag passen Spitzen über„Rote Socken“- oder Hofberichterstattung für amtierenden Oberbürgermeister.
Wie auch (zwei) ganzseitige Eigenanzeigen wie SK Erlebnisse „Tommy Tailors Traumfabrik für Silber- und Gold-Abonnenten nur 39,90 € statt 79,90 €, SK Inspirationen-Abonnenten „Regional Kalender“ oder halbseitig „Spannende Bücher – aus Liebe zu Region“ mit weiteren Vorteilen für Silber- und Gold Abonnenten (alle 29.09.). Wären nicht am Vortag (28.9.) schon eine ganzseitige Anzeige des Südkurier Medienhaus „profi Homepage“, sowie zwei halbseitige „SK onair“ und „1.250 Jahre Überlingen, Limitierte Brakteate in Gold und Silber“ erschienen, mein Zorn über den Kauf der Blätter für 2,20 Euro wäre geringer ausgefallen.
In der Ausgabe (28.09.) finden sich Fehlinformationen bei: „Links-grüner Herausforderer bringt Konstanzer OB in Nöte“ beispielsweise in dem Satz: „Nach Auszählung fast aller Stimmen liegt der Stuttgarter Kommunalpolitiker, Städteplaner und Wahlkreis-Mitarbeiter Luigi Pantisano (41, Linke, bezeichnet sich selbst als überparteilich) mit knapp 39 Prozent der Stimmen vorn. Pantisano neutral als unabhängigen, überparteilichen Kandidaten vorzustellen, das gelang dem Südkurier nicht. Übrigens selbst die Schwäbische Zeitung hat gelegentlich die „reale“ Linke Annette Groth, als Mitglied des Bundestages objektiv herausgestellt.
Dass Pantisano als hoffentlich künftiger OB und dann ehemals Stuttgarter Kommunalpolitiker mit besten Verbindungen in die Landeshauptstadt zum Vorteil der Stadt Konstanz schaffen kann, ist bestimmt eher Bonus statt Malus.
Durchgesehen habe ich zwei Überlinger Ausgaben des Südkurier. Jetzt steht die Frage im Raum, wie viel regionalen Qualitätsjournalismus erhalte ich für 2,20 Euro, wenn ich die Gesamtheit aus Anzeigen und PR-Journalismus abziehe. Ein Ratespiel, speziell für Kinder, Jugendliche und KonstanzerInnen, das ich nicht nur allen seemoz – LeserInnen ans Herz legen möchte, sofern sie noch zum Südkurier greifen. Wer übrigens seine Hände nach Staatsförderung in nicht unerheblicher Höhe ausstreckt, der sollte so fair sein die Lokalberichterstattung als Ausgleich ohne Bezahlsperre zur Verfügung zu stellen, statt auf Bedingungsloses Grundeinkommen zu setzen.
Wer wie der Südkurier über Besitzfragen spekuliert (Hausbesitzer gegen Hausbesetzer) dem sei gesagt, dass gerade weltweit agierende Investmentfonds oder wie in Berlin Milliardäre hunderte Wohnungen kaufen, von denen die Mehrzahl der Kapitalanleger den MieterInnen dringende Instandsetzungen verweigert oder die Bezahlung überhöhter, unberechtigter Nebenkosten fordert. Es geht nicht um das teils selbstgenutzte Haus eines Eigentümers, sondern um spekulativen Leerstand, der später als Futter für Miethaie, der gesamten Stadtgesellschaft schadet.
Ich bin parteilos, hoffe jedoch auf fortschreitende Erfolge der Partei DIE LINKE, weil Lohnraub und Gentrifizierung einen unerträglichen Umfang erreicht haben. Links bedeutet Hoffnung, auch dass heutige NichtwählerInnen mehr von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen. Links bedeutet eine soziale Vertretung in Städten, Landtagen und dem Bundestag, die sich für Verbesserungen nachhaltig engagiert.
Würden in dieser Partei tatsächlich Rote Socken getragen, vermute ich, dass diese im Gegensatz vieler Schwarzer Socken, oft und frisch gewaschen sind und auf diese Weise eine frische Brise in die Parlamente, Städte und Gemeinden kommt.
@Florian Enderlin
Danke für die Verdeutlichung des Standpunkts, kann ich nachvollziehen.
@Christoph Nix:
Zwischen „zum Opfer stilisieren“ und/oder einem (pointierten) Reflektionsangebot gibt es m.E. einen Unterschied. Vielleicht mal auf das eigene Modell der Wirklichkeitskonstruktion gucken?
Ich mag die Debatte hier ganz gerne, gerade weil es nicht Mainstream ist – und meist ein Bemühen um differenzierte Sichtweisen erkennbar ist. (was mir gelegentlich auch schwerfällt)
Das ich mit meiner Kommentierung kritische Reaktionen unter der Leserschaft hervorrufe, war mir da wohlbewusst. Aber genau das macht es ja interessant.
Mc Carthy der 50er Jahre und Südkurier in einem Atemzug. Naja, zuviel der „Ehre“ für die Damen&Herren aus der Max Stromeyer Strasse.
MalteEbers: Offenbar sind Sie nach für offen für Burchhardts Rhetorik ohne Inhalt. Dass er sich häufig widersprochen hat bzw. Verlegenheitsfloskeln von sich gegeben hat, ging wohl ebenfalls unter. Wären die Moderatoren Rau und Lutz fair gewesen, hätten sie Uli B. ebenfalls in die Zange genommen. Im Wissen, dass ihm Nachhaken über über seine „Erfolge“ der letzten 8 Jahre sicher ins Schleudern gebracht hätte, waren sie als seine großen Fans äußerst mild. Und durchschaubar! Die Wahlkampfunterstützung des SK für den amtierenden OB hat Bildzeitung-Niveau!
Zunächst einmal zu Herrn Ebers:
Seemoz hat ja nie den Anspruch erhoben objektiv zu sein, im Gegenteil, es ist ein Online Magazin, das der kritischen Opposition Raum gibt, den es ansonsten in Konstanz nicht gibt und es ist doch sympathisch, wenn Herr Reile das offenlegt. Dennoch haben in Seemoz immer andere Geister einen Platz, ob Anselm Venedey, der ein liberaler bei den FW ist oder ich, der nicht zur Partei der Linken gehört….(Anm.d.Red. auch H. Reile ist parteilos).
Sie sollten sich nicht zum Opfer stilisieren, sondern eine parteiliche Sozialpädagogik vertreten, die auf Seiten der Armen ist.
Zur Debatte: In Konstanz unter Burchardt ist es noch viel einfacher, belohnt wird, wer hörig ist, zum Club gehört, wer Jasager ist, ein Bonbon für Frau Pijanka oder ein Bonbon für Frau Bader, einen Job für die eigene Frau und es wird geschwiegen, wenn ein SPD Bürgermeister 17.000 Euro aus dem Sozialetat ausgibt um prüfen zu lassen von einem Sozialdemokraten in Hamburg, ob ein Theater Schaden anrichten kann. Darin liegt der Skandal. Unter Burchardt und Osner haben sie das Theater baulich verkommen lassen um mich abzustrafen: die erfolgreichste Konstanzer Kultureinrichtung wurde wie ein Schmuddelkind behandelt. Traurig ist in der gesamten Debatte, dass Kultur immer nur als Annex gesehen wird, da gibt es auch Nachholbedarf bei Luigi P. Aber eines ist klar, wenn Herr Burchardt jetzt gewinnt, dann wird abgestraft.
Die Spaltung der Stadt, die Hexenjagd gegen das linke Denken haben nur Herr Burchardt und der Sudkürier zu verantworten, das ist McCarthy der 50 er Jahre.
Schändlich dazu ist das Schweigen Vieler, es wiederholt sich: der Intellektuellen der Universität, der Kritischen Katholiken, der SPD, Zahide Sarikas oder der Bürgerinnen, die erkennen, dass Pantisano eher ein Don Camillo, als ein Peppone ist. Er wird es schwer haben, sie werden ihm das Leben schwer machen: aber der Versuch lohnt: Immer scheitern, besser scheitern. Siehe Samuel Beckett….
Malte Ebers
Ich finde nicht, dass sie durch die letzten Kommentare in die Burchardt Ecke gestellt wurden. Es ist ja aber auch klar auf wessen Seite die letzten Kommentare politisch stehen. Falls das bei mir anders rüber kam möchte ich mich etnschuldigen.
Mir ging es vor allem darum zu erklären, warum der Laubenhof als ein Symbol für falsche Stadtentwicklung steht. Und gleichzeitig, warum der Laubenhof für viele ein emotionales Thema ist. Entsprechend dürfte auch klar sein, warum Pantisano und Matt dieses Thema im Wahlkampf für sich verwenden und immer wieder aufgreifen.
Interessant dass mich die meisten Kommentatoren in die „Burchardt“ Ecke „stellen“, obwohl ich doch meine Wahlentscheidung im Wahlgang 1 (Hennemann) sowie meine NochNicht Entscheidung in Wahlgang 2 transparent gemacht habe. Ist auch mal ne interessante Erfahrung, mit einem Job als Sozialpädagoge in die neoliberale Schublade gesteckt zu werden. Normalerweise ist es genau anderst herum. Nun denn, es gibt immer ein Erstes Mal.
Was sagt das über ihr individuelles Framing Manual aus, wenn ich aus diesem Blickwinkel das seemoz Framing kritisch kommentiere?
Malte Ebers,
die Komplexität der Thematik „Wohnraum“ wird von Burchardt und bisher überwiegenden Teilen des Gemeinderats „ein wenig ideologisch geprägt“. Das fängt an bei der Nichtwahrnehmung des Vorkaufsrechts von Bauland und setzt sich fort in Entwürfen wie Hafner oder Christiani-Gelände. Die stiefmütterliche Behandlung der Erbpacht sei nur am Rande erwähnt.
Typischerweise mündet diese ideologische Prägung in Spekulations-Objekten wie dem Laubenhof. Daß dort der Durchschnittsbürger nicht sesshaft werden kann, ergibt sich aus einem Blick in die Preislisten der dort entstehenden Wohnungen. Ergänzt wird das alles durch das Hätscheln von Vonovia. Das städtische Verbot der Anbringung von kritischen Flyern zur Erinnerung. Summa summarum eine marktradikale Ideologie, hier manifestiert.
Ihre Zusammenfassung läßt die Rolle des SK außen vor. Das nachhaltigste Projekt Burchardts, das BoFo, nicht mal zu erwähnen, läßt den Schluß auf ein existierendes „framing manual“ zu. Ob nun schriftlich oder aus Fleisch und Blut bestehend, tut nichts zur Sache.
Nebenbei: Das Konzerthaus „als Versuch der Wertschätzung gegenüber der Philharmonie“ paßt lückenlos in das asoziale Puzzle Burchardts. Würden doch Millionen gebunden, die für die Mehrheit der Bevölkerung fehlgeleitet werden.
@Malte Ebers
Ich bin ebenfalls parteiisch und verkneife mir daher einen Sieger zu küren. Die Feststellung der Ungleichbehandlung durch den Südkurier sollte aber auch einem Hardcore-Buchardt-Anhänger auffallen. Mir fiel bei diesem Podium zudem auf wie wenig Redezeit Herrn Matt zugestanden wurde, dieser hat sich aus meiner Sicht sehr gut geschlagen. Das ist mir beim letzten Podium auch schon aufgefallen. Wenn ich also in einem Punkt Kritik äußern darf, dann in dem Punkt, dass hier Herrn Matt Redezeit nicht zugestanden wurde und gleichzeitig ein Framing gesetzt wird, Thema Königsmacher.
Und zum Thema Wohnen, der Laubenhof ist der symbolische Ort für begangene Fehler in der Bodenpolitik. Er steht daher auch für die anderen Großprojekte wie bspw. Fernmeldeamt, Markgrafenstrasse, Bückle-Areal, etc.. Entsprechend finde ich es legitim dieses Projekt als Aufhänger für die Diskussion zu verwenden.
Das Problem der Mietpreisentwicklung ist ja nichts was über Nacht entstanden ist. In Herrn Burchardts Amtszeit fallen Erweiterungen der Uni/FH, Wegfall Franken/Euro Bindung, Flüchtlingskrise 2015, etc.. Dies sind alles Ereignisse auf die eine Stadtverwaltung reagieren muss. Genehmigungsverfahren dauern ihre Zeit, umso wichtiger ist es daher vorausschauend zu planen. Und damit kommen wir wieder zum Vincentiusareal zurück.
Bereits zum Zeitpunkt des Verkaufs des Grundstückes an die LBBW war klar, dass dieses Grundstück für den städtischen Wohnbau dringend notwendig sein wird. Es wurde nichts unternommen. Stattdessen wurde bspw. das Angebot des Spar und Bauvereins ausgeschlagen. Zu behaupten die finanziellen Möglichkeiten wären nicht da gewesen ist daher hinfällig. Die Stadt hat nicht nur den SBK, sie hat die Möglichkeit über die Wobak, Seezeit, Sparkasse, Spitalstiftung, Stadtwerke, Genossenschaften, etc., Grundstücke zu finanzieren und somit Preissenkend zu agieren. Es wurde nicht gemacht.
Jetzt stellt sich im Wahlkampf Herr Burchardt hin und sagt, völlig korrekt, bezahlbarer Wohnbau kann nur geschaffen werden, wenn wir Immobilien und Grundstücke dem freien Markt entziehen. Und auf einmal kommt ein Bürgerbudget für den Hafner ins Spiel. Es sollen Genossenschaften auf den Christianiwiesen bauen dürfen. Die Bebauung des Döbele soll vor allem sozialen Wohnbau realisieren. Dies sind alles Vorhaben die irgendwann in der Zukunft realisert werden sollen. Schaue ich mir aber die Jahresbilanz Wohnen 2019 an, so fällt mir auf, dass sämtliche realiserte Großprojekte eines gemeinsam haben, sie sind Privatfinanziert. (Auch der geringe Anteil mit Bindung wird in einigen Jahren auf dem Markt sein und heizt genauso die Preise an)
Ich bin es einfach Leid einem OB zuzuhören der die Probleme seit 8 Jahren nicht angegangen ist. Schlimmer noch, durch Projekte wie dem Laubenhof heizt er zusätzlich die Preissteigerungen in der Stadt an. Am Laubenhof und Fernmeldeamt wird übrigens gebaut, komisch, dass es hier möglich war in einem zeitlich kurzen Rahmen die Projekte zu realisieren.
Danke für die Antwort Malte Ebers. Ich habe Pantisano bereits gewählt. Seine Argumente haben mich überzeugt und ich hoffe, wir werden nicht enttäuscht. Kleine Symbole, wie die Tatsache, dass er seine Kinder nicht zwingt, in die Kamera zu schauen, berühren mich auch persönlich. Es geht nicht um uns, sondern um die Zukunft unserer Kinder. Auch ich habe im Konstanzer Gesundheitswesen überwiegend positive Behandlung erfahren. Dafür danke ich aber nicht den Millionären sondern den lieben (und schlecht bezahlten) MitarbeiterIinnen in den Institutionen.
Meines Erachtens (und ich bin Hennemann Wähler und noch einer der 30% unentschlossenen gewesen im Saal) war die Debatte deutlich ausgewogener von der Kandidatenleistung.
Das hat doch schlussendlich auch die Endbefragung durch den Südkurier gezeigt, in welchem die Hauptkontrahenten einen Prozentpunkt auseinander lagen.
Bei einer NICHT repräsentativen Umfrage halte ich es aus akademischer Sicht für absolut richtig, das Ergebnis nicht breitzutreten oder überzubewerten. (Beiden Seiten würden Argumente finden, das Ergebnis jeweils in Ihrem Sinne zu interpretieren)
Ich persönlich bin sehr genervt von dieser Fokussierung auf den Laubenhof, was die Wohnraumdebatte angeht.
Ja es ist ein symbolischer Ort; ja man kann da unterschiedlicher Meinung sein. Aber dieses rumgereite auf diesem Thema seit mehreren Wochen wird der Komplexität der Thematik „Wohnraum“ in keinster Weise gerecht und wirkt von Herrn Pantisano ein wenig ideologisch geprägt um hier unbedingt einen „Punkt“ zu machen. Da ich erst vor ein paar Wochen im Vinzenz war, bin ich ehrlich gesagt ganz froh darum, dass mir die Stuttgarter Millionäre diese super Behandlung teilfinanziert haben. Ich hätte sogar eine Spendenbescheinigung ausgestellt wenn sie mich am Bett besucht hätten.
Was das BoFo angeht, so bin ich voll auf Ihrer Seite. Das Ding war von Anfang an eine Todgeburt. Warum Burchardt das Konzerthaus nochmal aufgebracht hat, verstehe ich nicht, hab es aber eher als Versuch der Wertschätzung gegenüber der Philharmonie gedeutet.
Genug der Zusammenfassung?
Als nicht vom „Südkurier“ mit einer Eintrittskarte oder einem online-Zugang für die BoFo-Diskussion beschenkter Bürger muss ich mir meine Informationen über den Inhalt dieser Veranstaltung auf „seemoz“ holen. Schön wäre es, wenn auch Malte Ebers seine Wahrnehmung der Veranstaltung dort darlegen würde. Fairer wäre es allerdings gewesen, wenn der „Südkurier“ diese Diskussion zumindest online freigeschaltet hätte.
Malte Ebers,
nachdem mir der Artikel
https://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/konstanz/von-koenigsmachern-fantasten-und-kleinen-bruedern-so-lief-das-suedkurier-podium-zur-konstanzer-ob-wahl;art372448,10638091
vom SK geschenkt wurde, habe ich ihn mit dem Bericht von Holger Reile verglichen. Auffällig dabei war, daß das BoFo „nicht mal ignoriert“ wurde.
Wie bezeichnen Sie den Umgang der Monopol-Zeitung für Konstanz mit dem heftigsten nachhaltig teuren Projekt, das Uli Burchardt so leidenschaftlich verteidigt?
Für meinen Teil bin ich froh, daß wenigstens online ein kleines Gegengewicht namens seemoz existiert.
@Malte Ebers
Da Sie mich persönlich ansprechen, will ich Ihnen gerne antworten. Ja, ich denke schon, dass ich bei der „richtigen“ Veranstaltung war. Und was ich da speziell von Herrn Burchardt hören durfte, hat mich in meiner Einschätzung, dass es einen Wechsel im Rathaus braucht, zusätzlich bestätigt. Nur ein Beispiel: Oft hört man von den Burchardt-Unterstützern, die Gegenseite könne nicht mit den Finanzen umgehen. Darf ich Sie daran erinnern, dass Herr Burchardt mit massiver Unterstützung der hiesigen Tageszeitung, und anfangs auch mit einer Mehrheit der Ratsfraktionen, das Bodenseeforum durchgeboxt hat? Mit dem Resultat, dass mittlerweile insgesamt fast 25 Millionen Euro (!) am Seerhein verschleudert wurden – zu Lasten der Steuerzahler. Eines der größten Finanzdesaster der neueren Konstanzer Geschichte. Und da erklärt Burchardt doch tatsächlich, auf dem Grundstück neben dem BoFo würde er gerne einen Konzertsaal bauen, der in der gewünschten Größe unter 20 Millionen Euro nicht zu haben sein wird. Wir kämpfen im Rat mittlerweile um jeden Euro, und wir brauchen die noch zur Verfügung stehenden Gelder dafür, um die Bedürfnisse unserer Bevölkerung zu gewährleisten, eben für einen sozialen und ökologischen Umbau. Und da wagt es Herr Burchardt, erneut ein Luxusprojekt für wenige in Aussicht zu stellen. Das halte ich angesichts der Tatsache, dass sich immer mehr KonstanzerInnen das Leben hier kaum mehr leisten können, für zynisch und ignorant. Mit ihm wird der Ausverkauf unserer Stadt weitergehen, und dagegen, so hoffe ich, wird eine Mehrheit am Sonntag das Kreuz an der richtigen Stelle machen.
Laut Südkurier lagen „bei der nicht repräsentativen Abstimmung der Zuschauer vor Ort und online die Kandidaten Luigi Pantisano und Uli Burchardt nur ein Prozent auseinander“.
Wer die Nase vorn hatte, wird nicht verraten. Wieder Luigi Pantisano?
Das mit der Philharmonie, die ein Konzerthaus neben dem Bodenseeforum bekommen müsse/solle, und dass es dafür eine breite Mehrheit gebe (wie von Uli Burchardt in der Diskussion geäußert) hat mich auch sehr erstaunt. Wenn irgendwas Fantasterei ist, dann das. Wir können uns das weder leisten noch gibt es eine breite Mehrheit für diese Idee, weder im Rat noch in der Bevölkerung. So mein Stand.
Ich weiss nicht ob sie die gleiche Debatte wie ich gesehen haben, Herr Reile – aber Ihre Beurteilung ist doch arg mit der linken Brille gefärbt.
Das mag man Ihnen zugestehen, da ein Parteifreund ganz laut an der Tür des OB Büros rüttelt, Ihrem eigenen Credo von kritisch – widerborstig – informativ werden sie dadurch jedoch kaum gerecht.