Es geht voran

Wer wissen will, wie sich die Zukunfts­planung der Stadt Konstanz in wichtigen Lebensbereichen entwickelt, ist in der öffentlichen Sitzung des Technischen und Umweltausschusses TUA am morgigen Donnerstag bestens aufgehoben. Es geht dabei unter anderem um den Hafner, die Ortsmitte Dettingen und nicht zuletzt auch um neue Fahrradabstellanlagen am Humboldt-Gymnasium, wo Jahr für Jahr weitere Fahrräder nur so aus dem Boden zu sprießen scheinen. Aber immerhin soll dort auch eisern gespart werden.

Die Ausschusssitzungen sind oft das Salz in der Suppe der parlamentarischen Arbeit, denn dort werden zumeist weniger Gardinenpredigten gehalten als im Gemeinderat selbst, der oft genug auch zum immerwährenden Schaulaufen für die nächste Kommunalwahl genutzt wird. Der TUA dient einerseits dazu, wichtige Entscheidungen, die der Gemeinderat später treffen muss, ausgiebig vorzuberaten, andererseits aber fällt er auch bestimmte Entscheidungen selbst. Ein Besuch lohnt oft.

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Nächste Runde Hafner

Ein Projekt wie die Planung eines kompletten neuen Stadtviertels braucht einen langen Atem und ist in seinen Einzelschritten und Verästelungen für Laien kaum nachvollziehbar. Immerhin geht es um ca. 3300 Wohneinheiten für rund 6.600 Einwohner und rund 15 ha Gewerbe für ca. 7.000 Arbeitsplätze. Auf die Stadt dürften dabei Gesamtkosten von circa 50 Millionen Euro zukommen.

In Gang gesetzt wurde der Planungsprozess bereits im Juli 2016 durch einen Beschluss des Gemeinderates. Der TUA soll jetzt am 12.12. einen Beschluss zum Rahmenplan fassen, der dann eine Woche später auch im Gemeinderat debattiert wird. „Ziel ist es,“ so die Verwaltung, „die inhaltlichen Bausteine der Voruntersuchung im 1. Quartal 2020 abzuschließen. Im 2. Quartal 2020 soll dann eine Beschlussempfehlung zu den Ergebnissen und der Entwicklung des Gebietes als städtebauliche Entwicklungsmaßnahme erfolgen.“

Im Rahmen der vorbereitenden Untersuchungen hat der Beschluss des Rahmenplans entscheidende Bedeutung, zum Beispiel für die Ermittlung der Bodenendwerte, die Kosten- und Finanzierungsplanung, den Zeit- und Maßnahmenplan und zahlreiche weitere juristisch relevante Festlegungen. Besagter Rahmenplan wird als integriertes Konzept verstanden, das alle Belange vom städtebaulichen und Freiraum-Konzept über Mobilität und Verkehr bis hin zum Regenwassermanagement abdeckt.

Ein solcher Plan ist allerdings nicht in Erz gegossen, sondern wird weiter verfeinert und verändert, wobei sowohl Vorschläge der Jury als auch Einwände und Ideen aus Bevölkerung und Politik einfließen können. So wurden das Nettobauland und die Geschossigkeit von Gebäuden erhöht und die Bebauung des Hafners selbst eher an den Rand des Buckels zurückgedrängt.

Derzeit liegt ein besonderes Augenmerk auf den klimatischen Folgen einer derart massiven Bebauung. So hat man etwa die Kaltluftschneisen optimiert und will Tiefgaragen weitgehendst vermeiden. „Ein wesentlicher Baustein ist zudem die Energieversorgung, für die eine Klimaneutralität in der Gesamtbilanz als Ziel definiert ist. Die aktuellen konzeptionellen Planungen in diesem Bereich zeigen, dass dieses mit einem Mix aus lokaler und regenerativer Energieerzeugung, Sektorenkopplung und möglicher Energiespeicherung und -vermeidung voraussichtlich erreichbar sein wird.“ Seit November laufen außerdem weitere Gespräche mit den Grundstückseigentümern, um die Mitwirkungsbereitschaft und die entsprechenden Optionen zu erörtern und den aktuellsten Planungsstand vorzustellen.

Es ist eine wichtige Aufgabe für PolitikerInnen und Öffentlichkeit, der Verwaltung auf die Finger zu schauen, damit auch soziale Belange gewahrt werden und hier auf einer der letzten bebaubaren Großflächen nicht irgendwann doch noch ein Ghetto für Besserverdiener entsteht. Immerhin verspricht die Verwaltung die Entwicklung von Modellen zur Umsetzung bezahlbaren Wohnraums und die Prüfung und Konzeption einer Stadtteilgenossenschaft, aber letztlich können sich auch dabei die sozialen Fußangeln im Kleingedruckten verstecken, und dass große Entwicklungsprojekte immer wieder auch höchst gefräßige und fintenreiche Heuschrecken anziehen, mussten die KonstanzerInnen nicht erst beim Verkauf des Vincentius-Areals schmerzlich erfahren.

Weitere Informationen: www.neuer-stadtteil.de.

Ortsmitte Dettingen

Eine Woche vor dem Gemeinderat beschäftigt sich der TUA auch mit dem weiteren Vorgehen in der Ortsmitte Dettingen. Damit reagiert die Verwaltung nicht zuletzt auf die Ergebnisse des Workshops am 22.10., bei dem es vor allem um Hangbebauung und Dorfplatz ging. Das Ergebnis: „Die Bebauung der Brunnenhalde wird überprüft mit dem Ziel, die Bebauung in stark reduzierter Form im Baugruppenverfahren umzusetzen. Die Spielplatzfläche soll dabei freigehalten werden. Im Workshop wurde gefordert, dass sich Dorfplatz und Seniorenwohnen ergänzen sollen. Die Beteiligung der Nutzer, wie z. B. Narrenverein, Schule etc. erfolgt im noch folgenden Planungsverfahren der Freianlagen. Die Planungen zum Seniorenwohnen wurden mit dem künftigen Betreiber, der Caritas, abgestimmt. Die Wohnanlage wurde reduziert und alle notwendigen Bedarfe können gedeckt werden. Die einzelnen Bausteine (Wohnbebauung, Seniorenwohnanlage, Freiräume Schulweg/Dorfplatz und Bürgerhaus) wurden gemeinsam mit den Bürgern auf den Weg gebracht.“ Da das Projekt aber insgesamt nur eine „geringe Masse“ hat, sieht die Verwaltung nur unerhebliche Auswirkungen auf die Bevölkerungszahl, den Verkehr und die Infrastruktur in Dettingen. Man/frau darf gespannt sein, ob das die DettingerInnen genauso sehen.

Der Markt macht’s (nicht)

Ausschreibungen sind in Zeiten der Hochkonjunktur am Bau ein gelegentlich unbrauchbares Mittel. So sollte auf dem Schulhof des Humboldt, einer wahren Brutstätte des Radverkehrs, eine Radabstellanlage für 250 Räder errichtet werden. Doch der Markt gab das nicht her, und die Stadt wollte mit Recht keinen Beutelschneider reich machen: „Auf eine Ausschreibung in diesem Frühsommer ging nur ein einziges, völlig überteuertes Angebot ein, sodass die Ausschreibung aufgehoben werden musste. Die Arbeiten sollen nun erneut ausgeschrieben werden. Es muss mit Mehrkosten in Höhe von rund 30 Prozent gerechnet werden.“

Immerhin kommt das Geld zumindest teilweise wieder rein: „Auf die Erneuerung des Eingangsbereiches zur Sporthalle und auf die Herstellung einer Fläche für das Kunstatelier soll verzichtet werden, um zusätzliche Kosten in Höhe von 20.000 Euro zu vermeiden.“ Wacker, wacker: Sparen hat die Stadt drauf – gespart wird also nicht nur an den Ausschreibungs-Raubrittern und niemals und auf keinen Fall beim unersättlichen Bodenseeforum. Besonders spartapfer zeigt sich die Verwaltung vielmehr auch bei einem Kleckerles-Betrag von 20.000 Euro für Schulsport und -kunst.

Luciana Samos/Informationsvorlage 2019-4004/2 zur TUA-Sitzung (Symbolbild Schulparken: O. Pugliese)


Donnerstag, 12.12.2019, ab 16:00 Uhr, Sitzungssaal des VGL, Untere Laube 24, 78462 Konstanz, oberstes Stockwerk.