Ferien auf der Verkehrsinsel?
Zu einem Rundumschlag holt Antje Boll aus. Die örtliche BUND-Chefin kritisiert in einer aktuellen Medienmitteilung nicht nur die Pläne für ein neues Hotel in Konstanz, sondern geißelt auch das ‚Handlungsprogramm Wohnen‘, auf das viele so stolz sind. „Dass Menschen mit kleinem Einkommen profitieren werden, darf bezweifelt werden“. Die Pressemitteilung im Wortlaut:
„Der Gemeinderat hat am 23.7.2015 der Planung des Hotels am „Torhaus“ erneut wider besseres Wissens zugestimmt – wegen der Planungssicherheit und daraus resultierender möglicher Regressforderungen des Investors. Die Entscheidung für eine Bebauung dürfte damit wohl endgültig gefallen sein. Wie Herr Hartwich (Stadtrat FDP) sehr richtig während der Sitzung konstatierte: Man muss besser aufpassen, wenn die Bebauungs- und Flächennutzungspläne verabschiedet werden.
„Man muss generell früher einhaken und besser nachdenken, wie und wo die Stadt sich entwickeln soll“, meint Antje Boll vom BUND Konstanz. „Sind die Bebauungspläne erst einmal verabschiedet, ist es meist zu spät!“ Leider regen sich die Anwohner oft erst, wenn konkrete Planungen anstehen. Aber auch die Bürgerbeteiligung im Vorfeld bringt am Ende nicht immer den von den Einwohnern gewünschten Effekt – siehe Beteiligungsworkshops Döbele oder Allmannsdorf.
Insgesamt ist ein weiterer Hotelbau an dieser Stelle in Konstanz überflüssig, da rechtsrheinisch bereits drei neue Hotels gebaut werden. Wer will Urlaub auf einer Verkehrsinsel machen? Petershausen ist leider durch das Handlungsprogramm Wohnen bereits weitgehend zubetoniert worden. Freiflächenkonzept Fehlanzeige. Das Handlungsprogramm Wohnen mit dieser massiven Flächenversiegelung von 110 ha muss generell in Frage gestellt werden. Ob die zugrunde gelegten und prognostizierten Sickereffekte für kleine und mittlere Einkommen jemals eintreten werden, darf bezweifelt werden. „Die Frage nach den Grenzen des Wachstums und der Nachverdichtung muss laut gestellt werden“, fordert Boll.“
PM/hpk
Muss das Denken an der Stadtgrenze von Konstanz enden?
Schaut man sich die geografische Lage von Konstanz an, wird klar: Will man keine neue Pfahlbauten errichten, bleibt für die Erschliessung neuer Siedlungsflächen ein schmaler Winkel von ca. 20 Grad. Auf diesem halbinselartigen Gebiet weitere 5000 neue Wohnungen errichten zu wollen, hieße, dem Lebensraum viele Qualitäten zu berauben, weshalb es die Menschen hierher zieht. Es macht daher Sinn, über den Tellerrand der Stadtgrenze zu blicken und Zukunftsplanung regional zu denken: In Verbund mit Radolfzell, Singen und deren Hinterland, mit einer optimaler Nahverkehrsverbindung. Warum also nicht eine Siedlungsausdehnung planen als Konklomeration westlicher Bodensee? Veraltet und von gestern scheint heute ein Denken, das sich nur innerhalb der eigenen Stadtgrenzen bewegt und die Nachbarn als Konkurrenten betrachtet, um den Status eines Oberzentrums aufrechtzuerhalten. Um die Wohnungsnachfrage einigermassen zu lösen, braucht es daher Partnerschaft und Kooperation mit den anderen Gemeinden. Dieses Programm, von Martin Luithle als einzigem OB-Kanditat 2012 so eindeutig formuliert, ist aktueller denn je.