Festivals im Doppelpack
Die Konstanzer Hochschulen überraschten am Wochenende mit zwei Festivals ganz unterschiedlicher Qualität: Dennoch ein gelungenes Kontrastprogramm zum Schnäppchen-Markt auf der Laube und zum Puder-Spektakel, das sich blöderweise Holi-Fest nennt.
HTWG: Freitag
Nicht zum ersten Mal war die HTWG Konstanz Ausrichter eines großen Sommerfestes. Verschiedene Studenteninitiativen haben sich zusammengefunden, um ein buntes und auch kulinarisch ansprechendes Programm auf die Beine zu stellen. Ab 13.00 Uhr verwandelten sich Campus und Bibliotheksinnenhof in einen reich bestückten Festplatz.
Besonders betonte die Fachhochschule ihre guten Kontakte nach Asien. Mehrere Stände thematisierten den Austausch mit Universitäten in Malaysia, China, Japan und Indonesien. Eine in Indonesien gebürtige Großfamilie bot Speisen aus ihrer Heimat an – und da kann der Autor nur sagen: Ausgezeichnet. Im Laufe des Nachmittags wurde ebenfalls ein traditioneller Tanz der 1000 Hände gezeigt. Einen großen Anteil an der Vielfalt der Feier nahm die Initiative Viva con agua, die sich weltweit für freien und gleichen Zugang zu Trinkwasser einsetzt.
Die Bühne bot Raum für die Hauptattraktion des Fests: Verschiedene, eher unbekannte Bands brachten bis in die späten Abendstunden das Publikum zum Schwitzen. Gerade Manarun, eine Ska-Band aus Hamburg, begeisterte die Zuhörer auf Deutsch, Englisch und Spanisch, sodass noch um 23 Uhr eine tanzende Menge nicht von der Bühne weichen wollte und nach Zugaben schrie. All dies stellte die Fachhochschule kostenfrei zur Verfügung.
Uni Konstanz: Samstag
Auch die Uni startete ihr Programm schon zu früher Stunde. Um 13.00 Uhr spielte die Uni-Bigband, jedoch vor leerem Haus. Warum? Der weitläufig abgesperrte Nordparkplatz der Universität, der als provisorisches Festivalgelände hergerichtet wurde, konnte nur mit einem Ticket betreten werden. Mit einem Eintrittspreis von 19 € für Studenten und 26 € für auswärtige Besucher wurden schon im Vorfeld viele Gäste abgeschreckt.
Dieses Ticket hatte jedoch selbst einen erheblichen Haken: Obwohl am Einlass Bändchen verteilt wurden, durfte das Festival-Gelände nicht mehr verlassen werden. Laut einigen studentischen Veranstaltern war dies von Oberbürgermeister – als Ortspolizeibehörde – Burchardt zur Bedingung gemacht worden, um zu verhindern, dass betrunkenes Publikum auf die Ausfallstraße Richtung Singen und in das angrenzende Naturschutzgebiet Giesberg torkeln würde. Nachdem an einem Sonntag bei Vollsperrung der Ortsdurchfahrt Wollmatingen kaum mit Verkehr zu rechnen gewesen wäre, der bedroht würde, eine fadenscheinige Begründung.
Viel eher können ökonomische Interessen vermutet werden. Die Festival-Organisation wurde zu Teilen in private Hände gelegt. Mit der Veranstaltung sollten so auch Gewinne erzielt werden. Trotz allem hielten sich insbesondere Essens- und Getränkepreise für eine öffentliche Großveranstaltung wirklich im Rahmen. Ein großes Kompliment muss an die Nachtschwärmer-KN für den reibungslosen Ablauf des Festivals gehen. Weder beim Einlass noch nach dem Konzert kam es zu irgendwelchen Auseinandersetzungen. Es wurde während des Tages kostenlos Wasser angeboten, um trotz der sommerlichen Temperaturen auf nacktem Beton Hitzeschock und Hitzschlag vorzubeugen.
Leider wurden durch die rigide One-Way-Ticket-Politik viele Zuschauer abgehalten, schon mittags das Festival zu besuchen, sodass die ersten Musiker fast ohne Publikum spielen mussten. Entsprechend schleppend kam Partystimmung auf. Leider enttäuschte auch Joris, Newcomer und Chart-Erfolg der letzten Wochen mit einfallsloser, festivaluntauglicher Musik. Bis 22.30 Uhr wollte das Campus-Festival keinen Drive entwickeln.
Doch dann wurde die Bühne für Itchy Poopzkid (s. Fotos) freigegeben. Die Punkband aus Eislingen an der Fils startete nicht mit den besten Voraussetzungen. Ein plötzlich einsetzender Sommerregen ergoss sich nach dem ersten Lied über die Menge. Die Band hatte es jedoch geschafft, die Zuhörer zu fesseln; ein nasses, aber johlendes Publikum tanzte bis 24.00 Uhr zum Sound von E-Gitarren. Der Regen störte sogar das Headset des Drummers der Band und lehrte ihn, „wie Strom schmeckt“ und doch spielten sie weiter. Höhepunkt der genialen Bühnenshow war sicherlich der Stagedive des Gitarristen, von den Zuschauern auf seinem Gitarrenkoffer getragen mit der E-Gitarre am Abrocken. Nicht ohne Grund sagt die Band über sich selbst: „Itchy Poopzkid ist zu allererst eine Live-Band“. Wenn Sie die Chance haben, schauen Sie sich die Jungs live an.
Simon Pschorr (Text) und Nicolas Kienzler (Fotos)