Flüchtlinge ziehen in die Konstanzer Luisenstraße
Der Atrium-Bau in der Luisenstraße wird für zwei Jahre zum Wohnheim für Flüchtlinge. Was der Gemeinderat in der letzten Ratssitzung einhellig befürwortete, hat die Verwaltung jetzt zügig umgesetzt. Immerhin steht das Atrium seit Jahren leer, verschiedene Nutzungen wurden stets verworfen – jetzt könnten bis zu 130 Flüchtlingen noch vor Weihnachten einziehen
„Wir sehen unsere Verantwortung als größte Stadt am Bodensee darin, geeignete Unterkünfte für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen und auf diese Weise Menschen in einer existenziell bedrohlichen Situation zu helfen“, so Oberbürgermeister Burchardt. „Die Urban-Audit-Studie attestiert der Stadt Konstanz eine weit überdurchschnittliche Zufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger beim Thema Integration und beweist damit, dass Konstanz eine große Integrationskraft hat. Die Aufnahme weiterer Flüchtlinge ist eine Herausforderung, die wir meiner Überzeugung nach gemeinsam meistern werden“, erklärte der Oberbürgermeister.
Um den Anwohnern das Vorhaben in der Luisenstraße vorzustellen, lädt die Stadt zu einem Informationsabend ein. Er findet am 17. Dezember um 17 Uhr im Rathaus in der Kanzleistraße (Ratssaal) statt. Neben Bürgermeister Dr. Osner stehen Ansprechpartner des Landratsamtes Konstanz, der Kirchen und weitere Experten zu Gesprächen zur Verfügung. Die Veranstaltung soll neben Informationen und Gesprächen auch die Möglichkeit eines Treffpunkts für Bürger bieten, die sich engagieren wollen. Gesucht werden Bürgerinnen und Bürger, die Flüchtlinge zu Ärzten und Ämtern begleiten, ihnen beim Erlernen der deutschen Sprache helfen, bei der Hausaufgabenbetreuung der Kinder unterstützen oder mit ihnen etwas gemeinsam unternehmen möchten.
„Die Stadt Konstanz hat eine lange Tradition der internationalen Solidarität, der Integration und der Toleranz. Diese möchten wir fortführen“, erklärt Bürgermeister Dr. Osner. In Konstanz gibt es bereits Wohnheime für Asylbewerber in der Steinstraße und in der Hegaustraße; in die Luisenstarße könnten nach Auskunft des Landratsamtes noch vor Weihnachten 130 Flüchtlinge einziehen.
Landrat Frank Hämmerle äußert sich positiv zum Engagement der Stadt: „Ich danke der Stadt Konstanz für ihren Beitrag zur Unterbringung der Menschen, die in unserem Landkreis Zuflucht suchen. Eine Entspannung der Unterbringungssituation ist nicht zu erwarten, der Zustrom an Flüchtlingen bleibt konstant hoch. Der Landkreis ist daher auch weiterhin dringend auf geeignete Räumlichkeiten angewiesen.“
Autor: PM/hpk
Die Furcht vor einem sozialem Brennpunkt wird beschworen.
Heute wurden Unterschriften von Anwohnern gegen das neue Flüchtlingsheim in der Luisenstraße gesammelt. In der Regel gehen sich die Nachbarn eher aus dem Weg, jede und jeder hat sein Existenz-Säcklein zu tragen. Also was soll man sich da noch um Flüchtlinge kümmern.
Ich weigerte mich, eine Unterschrift unter die Empörungstirade zu setzten. Nein – von mir aus können zehnmal soviel Flüchtlinge kommen – erlaubt ihnen zu arbeiten, gebt ihnen eine Arbeitserlaubnis.
Doch wird weiterhin die Angst geschürt, der Sozialstaat sei überlastet. Und zuletzt das schwerwiegende Gerücht, die sauerersparte Immobilie verliert zusehends an Wert bei der unangenehm sichtbaren Not.
Eine gute Initiative der Stadt Konstanz, die dem Anspruch der „Konstanzer Erklärung – für eine Kultur der Anerkennung und gegen Rassismus“ zumindest teilweise gerecht wird. Schade nur, dass der gestrige Ortstermin nur für Mitglieder des Spitalausschusses nichtöffentlich abgehalten wurde (Auskunft Büro Osner). Ich hoffe sehr, dass noch vor dem 17. Dezember interessierten Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit geboten wird, sich ein Bild über den baulichen Zustand des Atriums zu machen – immerhin stand das Gebäude jahrelang leer. Interessieren würde mich auch, ob bis zu 130 Flüchtlinge „vernünftig“ in der Immobilie untergebracht werden können. Der Gesetzentwurf des Integrationsministeriums Baden-Württemberg zum neuen Flüchtlingsaufnahmerecht sieht vor, dass spätestens im Jahr 2016 jedem Flüchtling mindestens 7 Quadratmeter Wohn- und Schlaffläche statt 4,5 (!) Quadratmeter zustehen sollen. Außerdem soll auch eine Unterbringung in Wohnungen statt in Gemeinschaftsunterkünften möglich sein, eine Forderung, die die Linke Liste Konstanz neben Geldleistungen statt Essensgutscheinen und der Aufhebung des Arbeitsverbots für zentral hält.
„Gottseidank nicht in England“ — oder Sheffield als Vorbild?
»Schickt uns mehr davon!«,
sagt die britische Stadt Sheffield, während Europa sich abschottet und Flüchtlinge um jeden Preis zurückschickt.
Eine Reportage aus der europäischen Hauptstadt des resettlement, des UN-Programms für die internationale Umsiedlung von Flüchtlingen.
Zum weiterlesen »Integration endet nie«:
http://jungle-world.com/artikel/2013/46/48818.html