Flüchtlingshilfe mittels Feldküche

seemoz-Beate 00912 junge Leute auch aus Konstanz fahren auf eigene Faust nach Serbien, um Menschen auf der Flucht zu bekochen. Beate Fleischhauer (s. Foto) erzählt von ihrem Engagement, das sich zu einem Abenteuer auswuchs. Trotzalledem: „Demnächst fahren wir wieder los – dann wohl nach Lesbos“. seemoz sprach mit der coura-gierten Konstanzerin gestern gleich nach ihrer Rückkehr aus Serbien.

12 Studenten, ein Kleinbus, ein Pkw, eine Feldküche an der Grenze zwischen Serbien und Mazedonien… wie kam es zu der Idee?
Das lief alles ohne große Organisation – wir telefonierten uns zusammen. Ausgangspunkt ist der kleine Verein El Pallito, der sich in Stuttgart nicht nur in der Flüchtlingshilfe engagiert. Dort entstand die Idee, eine mobile Küche zu kaufen und nach Serbien zu fahren, um Menschen auf der Flucht konkret zu helfen. Wir sammelten Spenden bei Bekannten, organisierten die Fahrzeuge bei Freunden und starteten durch. Jetzt, nach 13 Tagen, bin ich wieder zurück, aber andere Deutsche haben unseren Job dort unten übernommen.

Ihr seid in Miratovaz an der serbischen Grenze zu Mazedonien gelandet, die täglich von 2000 Flüchtlingen zu Fuß passiert wird und die zunächst mal gar nicht wissen, wo sie sind…
Richtig. Die Organisation durch die serbischen Behörden ist miserabel und die Polizei ist brutal; es fehlt an allem, sogar an Hinweisschildern. Die Flüchtlinge erwartet zunächst ein Drei-Kilometer-Fußmarsch nach Miratovaz. Auf dem Weg dorthin aber lauern Taxifahrer, die eine Weiterfahrt zu unverschämten Preisen anbieten. Und von den wenigen, die sich so eine Fahrt leisten können, werden viele auch noch ausgeraubt. Auch wir wurden von den Taxifahrern, die Mafia-ähnlich organisiert sind, vertrieben. Wir zogen dann ins sieben Kilometer entfernte Presevo, wo die Flüchtlinge registriert werden, wo aber auch andere Helfer aus Polen, Tschechien, der Schweiz und sogar den USA arbeiten.

Wie kann ich mir Eure Arbeit vor Ort vorstellen?
Ein erster Schock war, dass uns die serbischen Behörden das Kochen verboten – uns fehlten amtliche Bescheinigungen. Also haben wir nur heißen Tee und Snacks angeboten, das Obst und die Kekse kauften wir im Krämerladen nebenan. Dennoch waren die Flüchtlinge heilfroh, endlich etwas zu essen zu bekommen. Dann versuchten wir, für Orientierung zu sorgen: Wir malten Hinweisschilder auf englisch und farsi, wir begleiteten die Menschen zur Registrierung und halfen, wo immer wir konnten. So waren die Busse, mit denen die Flüchtlinge weiter transportiert wurden, nicht ausgeschildert – niemand wusste buchstäblich, wohin die Reise gehen sollte. Wir haben uns dann durchgefragt – das klappte ganz gut auf englisch, aber viele Serben sprechen auch deutsch – und so konnten wir auch da helfen.

Ziemlich anstrengend, kann ich mir denken…
Och, wir sind jung – ich mit 21 die jüngste, der älteste von uns 12 war 29 – und unser Einsatz dauerte auch nur 13 Tage. Außerdem hatten andere Helfer schon vorher ein Holzhaus gebaut, in dem wir alle ganz gut schliefen. Und dort gab es auch einen jungen polnischen Koch, so dass wir warmes Essen anbieten werden konnten.

Und wie geht es jetzt weiter?
Einige von uns sind in Presevo geblieben, andere werden nachkommen. Auf jeden Fall wollen wir versuchen, dieses Engagement fortzusetzen. In Serbien oder anderswo. Ich zum Beispiel plane meinen nächsten „Einsatz“ im Januar auf Lesbos.

Vorher aber lieferst Du noch einen ausführlichen Bericht für die seemoz-LeserInnen. Das wäre auch nicht das erste Mal, denn – das verraten wir jetzt mal – Du bist Praktikantin in unserer Redaktion und hast schon etliche tolle Artikel für uns geschrieben.
Versprochen. Ehrenwort.

hpk