Freie Fahrt für Tempo 30?
Das Ding heißt Lärmaktionsplan Stufe 2, ist gesetzlich vorgeschrieben und muss alle fünf Jahre aktualisiert werden. In Konstanz ist es jetzt so weit – der Technische und Umweltausschuss (TUA) soll auf seiner morgigen Sitzung eine ganze Reihe von Maßnahmen zum Lärmschutz beschließen. Vorrang hat dabei eine Ausweitung der Tempo 30-Zonen im Stadtgebiet.
Die Fronten sind klar: Auch am Dienstag werden in der TUA-Sitzung (ab 16 Uhr, technisches Rathaus, Untere Laube 24) Gaspedal-Fraktion – die bürgerlichen Fraktionen und einige SPD’ler -. gegen Verkehrs-Entschleuniger – vornehmlich FGL und LLK – argumentieren: Für die einen ist jede Ausweitung der Tempo 30-Zonen von Übel, den anderen kann es gar nicht schnell genug gehen, um wenigstens einen ersten Schritt zur Einschränkung des motorisierten Individualverkehrs zu tun. Und jetzt hat sich, so scheint es, die Stadtplanung ein wenig auf die Seite der Entschleuniger geschlagen,
Denn Tempo 30 soll flächendeckend ausgeweitet werden. So sieht der Entwurf des neuen Lärmaktionsplans vor, Tempo 30 auf Teilen der Reichenaustraße, der Eichhornstraße und der Friedrichstraße einzuführen, wenn auch meistenteils nur für die Nachtstunden. Allerdings geben Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienste in einigen Teilbereichen zu bedenken, dass sie ihre vorgeschriebenen Rettungszeiten nicht einhalten könnten, wenn der fließende Verkehr verlangsamt wird.
Rückzieher Reichenaustraße
Beispiel Reichenausstraße. Da sollte zwischen 22 und 6 Uhr Tempo 30 für den Abschnitt vom Bodenseeforum bis zum Sternenplatz gelten. Jetzt wird nur noch für den Straßenzug zwischen Forum und Ebertplatz geplant. Ganztags soll hingegen Tempo 30 auf den wichtigsten Innenstadt-Achsen wie Rheinsteig (s.Foto), Laube und Bodanstraße gelten, am Bahnhof bleibt es zunächst bei der Höchstgeschwindigkeit von 20 Stundenkilometern.
Wollmatingen verkehrsberuhigt
Auch eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Eichhornstraße ist vorgesehen – vom Suso-Gymnasium bis zur Brucknerstraße könnte Tempo 30 alsbald Wirklichkeit werden. Und das entspräche dem lange geäußerten Wunsch vieler Anwohner. Auch in Wollmatingen wird seit langem eine Verkehrsberuhigung gefordert – auf der Radolfzeller Straße zwischen Riedstraße und Dettinger Straße sollen Verkehrsteilnehmer demnächst ebenso langsamer fahren wie auf der Riedstraße, der Schwaketenstraße und der Kindlebildstraße. Das käme einer Tempo 30-Einführung in fast ganz Wollmatingen gleich, die überdies trotz mancher Bedenken auch von der Feuerwehr mitgetragen wird.
Widerstand erwartet
Man kann getrost davon ausgehen, dass längst nicht alle Pläne der Verwaltung den TUA passieren werden. Aus den bürgerlichen Fraktionen wird es Einwände zuhauf geben, um ja den Einzelhandel nicht zu vergraulen, der stets Nachteile befürchtet, wenn an Verkehrsregelungen gebastelt wird. Und dann natürlich die Gaspedal-Liebhaber, für die jegliche Begrenzung nur Teufelszeug ist. Am Mittwoch lesen Sie auf dieser Seite, wer sich wo und wie durchgesetzt hat.
hpk (Text/Foto; das Bild zeigt den neuen Rheinsteig)
Zum Rheinsteig: Der ist in der parallel geführten Strecke zur Fahrbahn sehr gut ausgebaut ist. Wunderbar!
Doch das Ende oder der Anfang, also in Nähe der Handwerkskammer ist das Teilstück des Radweges oder des gemeinsamen Wegs für Menschen mit und ohne Rad eine Katastrophe.
Dort befindet sich noch immer der grobe Splitt, die Reste vom Pflastern und mitten auf dem Weg stehen Hindernisse in Form von Stromkästen, dazu gesellt sich heute noch eine Mülltonne.
Splitt = Rutschgefahr, denn an diesem Nadelöhr muß meist gebremst werden, auch weil Fußgänger queren oder Ratlosigkeit herrscht, wo gehts denn jetzt mit dem Radweg weiter ?
Solche „Fehlleistungen“ dürften bei einer Planung nicht passieren. Straßen für Autos hören normalerweise nicht einfach irgendwo auf. Hoffentlich gilt das bald auch für Radwege, die öfter merkwürdig ausgebaut werden.