Fridays for Future: Die Stadt „soll endlich in die Gänge kommen“
SchülerInnen fordern einen Plan, wie die Stadt bis 2030 klimapositiv werden kann. Um die EntscheidungsträgerInnen zum Handeln zu bewegen, wird morgen beim weltweiten Aktionstag auch wieder in Konstanz gestreikt. Mit den bisherigen Bemühungen der Stadt, dem Klimawandel entgegenzuwirken, sind die FfF-AktivistInnen nicht zufrieden. Sie fordern mehr Engagement und eine rasche Umsetzung der längst nötigen Schritte.
Am vergangenen Sonntag fand der erste Klimaaktionstag mit mehreren hundert TeilnehmerInnen im Konstanzer Konzil statt. Organisiert von einem Team aus WissenschaftlerInnen und AkteurInnen aus dem Gewerbe und der Zivilgesellschaft wurden Maßnahmen diskutiert, wie die Stadt in zehn Jahren klimapositiv werden kann.
[the_ad id=“66238″]
In den letzten Monaten hatten die OrganisatorInnen Maßnahmen ausgewertet und angefangen Pläne aufzustellen, wie der Weg zur Klimapositivität gelingen kann. Nun meldet sich Fridays for Future Konstanz zu Wort und ruft mit dem Wunsch nach einem Masterplan Klimaschutz für morgen zum weltweiten Klimastreik auf. Die örtliche Klimabewegung drängt auf einen Fahrplan, wie die Stadt in 10 Jahren klimapositiv werden kann.
Der Konstanzer Fridays for Future-Aktivist Manuel Oestringer dazu: „Was das Team des Klimaaktionstages auf die Beine gestellt hat ist super und bietet uns erste Maßnahmen, wie wir loslegen können. Es kann aber nicht sein, dass sich BürgerInnen in ihrer Freizeit einen Plan überlegen müssen, wie die Stadt in 10 Jahren klimapositiv sein kann, während die Stadt sechs Monate nach dem Klimanotstand noch nicht einmal angefangen hat darüber nachzudenken, was jetzt passieren muss. Bei so einem komplexen und wichtigen Thema muss endlich ein gründlicher und grundlegender Fahrplan erarbeitet werden.“
Noemi Mundhaas von Fridays for Future Konstanz führt fort: „Bis jetzt haben wir eine Summe aus Einzelmaßnahmen, die mal mehr, mal weniger konsequent umgesetzt werden. Wir doktern an einzelnen Symptomen der Klimakrise herum. Der große Masterplan, wie wir die Krise in den Griff bekommen wollen, haben wir aber nicht. Und ohne den werden wir echt nicht weit kommen. Damit die Stadt endlich mal in die Gänge kommt, rufen wir alle Menschen dazu auf, mit uns am 29.11 auf die Straße zu gehen und ein Zeichen für mehr Klimagerechtigkeit zu setzen.“
Die Klimaschutzbewegung fordert, dass die Stadt in zehn Jahren klimapositiv wird. Dies ist laut Fridays for Future Konstanz dringend nötig, um die 1,5 Grad Grenze einzuhalten. Jenseits dieser Grenze gerät laut vieler Experten die Klimakrise außer Kontrolle.
Damit die Stadt dieser Forderung nachkommt, werden die SchülerInnen am morgigen Freitag, dem 29.11 gemeinsam mit Städten auf der ganzen Welt auf die Straße gehen. Die Demonstration startet um 11:30 Uhr im Herosé-Park. Circa eine Stunde später soll mit viel Musik die Abschlusskundgebung im Stadtgarten abgehalten werden.
Passend zum Aufruf der Konstanzer Bewegung werden weltweit Aktionen für mehr Klimaschutz stattfinden. Alleine in Deutschland sind bereits in fast 500 Städten Aktionen angemeldet. Am Montag nach der Demonstration soll in Madrid der nächste internationale Klimagipfel stattfinden. Dort müssen alle Länder ihre Klimaschutzziele nachbessern, um die wichtige 1,5 Grad Grenze einzuhalten. Denn die aktuellen Klimaschutzziele werden die Erde um 3-4 Grad aufheizen und riskieren damit, nach Meinung vieler Klimawissenschaflter, den Fortbestand unserer Zivilisation.
MM/hr (Foto: hr)
Die Stadt hat einen Klimamanager eingestellt und eine Task-Force zusammengestellt. Ob diese Ressourcen reichen, um die vielfältigen Herausforderungen bewältigen zu können, muss sich noch beweisen.
Im Gegensatz zu zeitaufwändigen Planungen und Investitionen könnte allerdings schon so einiges einfach durch Weglassen oder zumindest Verringern „überflüssiger“ klimaschädlicher Aktivitäten erreicht werden:
Beispiel: die Schiffe der städtischen Bodensee-Schifffsbetriebe emitieren für reine Spazierfahrten ca. 1 Prozent des gesamten Konstanzer CO2. Wenn man nicht ganz darauf verzichen mag, Touristen über den See zu schaukeln, so könnte man zumindest an Schlechtwettertagen jede zweite Fahrt ausfallen lassen. Und die energiefressende Festbeleuchtung der Schiffe in der Stadt könnte ebenfalls deutlich reduziert werden, was auch die dadurch angezogenen Insekten weniger dezimieren würde.
Beispiel 2: die mit großem Aufwand, z.B. auch über dieselbetriebene Leiterwagen der freiwilligen Feuerwehr, angebrachte Weihnachtsbeleuchtung besteht noch aus „alten“ Glühbirnen, welche im Vergleich zu LED deutlich mehr Strom benötigen. Warum nicht mal in LED Ketten investieren, wenn schon nicht auf diese Ausschmückung verzichtet werden kann. Das Anbringen sollte zudem mit Leitern und elektrischen Hebebühnen erfolgen statt mit den riesigen Feuerwehrautos.
Der Klima-Aktionstag hat noch dutzende solcher Beispiele erbracht, die mit relativ wenig Aufwand umgesetzt und zu CO2-Einsparungen führen würden.
Letztendlich geht die angestrebte Klima-Neutralität oder sogar Klima-Positivität allerdings nur mit einem systematischen Ansatz, wie es ein auf die nächsten 10 Jahre verbindlicher Klima-Aktionsplan oder Masterplan Klimaschutz ermöglichen würde. Dazu benötigt es dann auch die notwendigen Personalstellen und Haushaltsmittel, um nicht bei jeder Einzelmaßnahme erneut um Zustimmung betteln zu müssen.
Ja, die Verwaltung ist an vielen Stellen überlastet, weil sie wie viele staatliche bzw. städtische Einrichtungen seit Jahrzehnten neoliberal zusammengespart wird.
Mitarbeitende fehlen für den „Normalfal“: da können z.B. Gelder vom Bund, der EU nicht abgerufen, eingesetzt werden, weil die Stellen nicht besetzt sind.
Ja, nicht nur den Schulen, den Unis, der Polizei … fehlen die Kräfte. Für den Klimanotstand ist kein bzw. viel zuwenig Geld übrig! Die schwarze Null thront über allem.
Wann kapieren „wir“ endlich, dass wir unseren Staat auf diese Weise totsparen. Das Argument der „Gerechtigkeit“ (= keine Schulden) für die nächste Generation ist zynisch und grundlegend falsch!
Ein Staat geht nicht pleite wie eine Privatperson.
Wir sehen um uns herum wie Infrastruktur kaputtgespart wurde / wird, kein Personal da ist, der Privatwirtschaft die Daseinsfürsorge überlassen wird.
Das Klima verändert sich ohne auf den Notstand in unserem Staat, unserer Stadt Rücksicht zu nehmen.