Friedenslogik wird diffamiert
Über die mutige Berichterstattung aus Kriegsgebieten vom heimischen Schreibtisch aus zu beckmessern, das verbietet sich. Dringend notwendig ist jedoch, die schräge Tonlage zu beurteilen, die sich in Deutschland durch allzu viele mediale Kommentare, vor allem durch Interviews und Diskussionsrunden zieht.
Zwei Schreiben, unterzeichnet von ehrenwerten Menschen. Die einen verlangen in ihrem Aufruf vom 18. März unter anderem „die Einstellung des Aufkaufs jeglichen Öls, Erdgases und anderer Rohstoffe aus Russland“ sowie zugleich die Lieferung von auch schweren Defensiv- und bestimmten Offensivwaffen. Die anderen haben in dem offenen Brief an den Bundeskanzler ein ganz anderes Anliegen: „die vorherrschende Kriegslogik durch eine mutige Friedenslogik zu ersetzen und eine neue europäische und globale Friedensarchitektur unter Einschluss Russlands und Chinas zu schaffen, dank einer aktiven Rolle unseres Landes“.
Aushängeschilder der ersteren, allen voran die frühere Grünen-Bundestagsabgeordnete Marieluise Beck, touren durch die Talkshows, werben für Waffenlieferungen und ein neues Zeitalter der Aufrüstung, bashen den angeblich viel zu zögerlichen Olaf Scholz und kassieren jede Menge Applaus, wenn sie Führung verlangen – ohne auch nur im Ansatz erkennen zu lassen, dass sie gewillt sind, darüber nachzudenken, ob das Vorgehen des Kanzlers nicht doch bedächtig und wohlüberlegt sein könnte. Die anderen ernten Schweigen oder machen die bittere Erfahrung kollektiver Häme. Etwa wenn Sascha Lobo im „Spiegel“ den Begriff „Lumpen-Pazifismus“ erfindet oder Oliver Welke in der „heute-show“ des ZDF den unermüdlichen Friedensaktivisten Jürgen Grässlin im Handumdrehen der Lächerlichkeit preiszugeben versucht.
Auftrumpfen dient weder Wahrheit noch Frieden
Das Niveau der Debatte lässt zu wünschen übrig. So wird die völlig richtige und nahezu einhellige Verurteilung des mörderischen russischen Überfalls auf den viel kleineren und schwächeren Nachbarn begleitet von einem ähnlich einhelligen Beschweigen ukrainischer Defizite, Stichworte: Korruption und Nationalismus. Werden die auch nur gestreift, wie kürzlich von Österreichs Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) mit Blick auf einen beschleunigten EU-Beitritt, wird über solche Einwände hinweggegangen – unter Benutzung von Formulierungen, mit denen ZweiflerInnen gegenwärtig belegt werden: Er irritiere, sorge für Verwunderung, unterstütze den russischen Angriffskrieg.
Dazu ist Auftrumpfen angesagt. Es wird endlich mal abgerechnet mit jenen naiven, weltfremden und speziell in der SPD-Linken zu findenden ZeitgenossInnen, die in den vergangenen Jahrzehnten nicht begreifen konnten oder wollten, was für ein Monster da in Moskau an der Macht war und wie verfehlt jegliche Kooperation mit ihm war. In Wahrheit waren die deutsch-russischen Beziehungen in den vergangenen Jahren insgesamt mitnichten feindselig. Dennoch findet heute allenfalls am Rande der warme Empfang Erwähnung, den der Deutsche Bundestag in seiner Gesamtheit im Herbst 2001 Putin zuteilwerden ließ.
Demselben hohen Gast, der eineinhalb Jahre zuvor die tschetschenische Hauptstadt Grosny in Schutt und Asche gelegt hatte, ohne dass Medienwelt und etablierte Politik hierzulande die Alarmglocken anhaltend läuten ließen. Ebenso wenig bei seinen folgenden Sündenfällen, von Georgien bis Syrien und Donbass. Oder als immer weiter unbequeme Mutige aus dem Weg geräumt wurden: von Anna Politkowskaja, die unter anderem russische Schandtaten in und um Tschetschenien aufdeckte und 2006 in Moskau vor ihrer Wohnungstür ermordet wurde, bis zum Putin-Kritiker Boris Nemzow, der neun Jahre später auf der Großen Moskwa-Brücke erschossen wurde – in Rufweite zum Kreml.
Wie wäre es mal mit Zwischentönen und Argumenten?
Wer in die Archive steigt auf der Suche nach Appellen an IOC und NOK, doch Abstand zu nehmen von einer Teilnahme an den Olympischen Spielen in Sotschi, wird nicht fündig werden. Ebenso wenig nach wegweisenden, offensiv begründeten Unternehmens-Entscheidungen, in den vergangenen 15 Jahren gerade nicht in Russland zu investieren. Stattdessen gingen keineswegs nur damalige Bundesregierungen regelmäßig zur Tagesordnung über, sondern mit ihnen Oppositionsparteien, Vorstandsetagen und Redaktionen. Dieselben Akteure, von der FAZ bis zur CDU, machten über viele Jahre hinweg kein Geheimnis aus ihrem Stolz auf den bemerkenswert guten Draht, den Angela Merkel als einzige unter den westlichen StaatenlenkerInnen zu dem russischen Präsidenten aufgebaut hatte und zu pflegen wusste.
Die Empörung in Zeitungsspalten und TV-Berichten seit inzwischen bald 70 Tagen lebt dazu von Denkfehlern. Wenn es sich tatsächlich um „Putins Krieg“ handelt, wie die große Mehrheit der Medienwelt meint, wäre alles daran zu setzen, Keile zwischen ihn und seine Landsleute zu treiben, so schwierig dies auch sein mag. Stattdessen wird von einem nicht näher definierten Sieg der Ukraine geschrieben und gesprochen. Ein Meinungsaustausch über mögliche Verhandlungslösungen findet aber nicht statt. Stattdessen werden OstermarschiererInnen kurzerhand verunglimpft als russlandnah und jedenfalls nicht ganz von dieser Welt. Es ist, als hätten weite Teile der Gesellschaft nicht erst in, aber speziell infolge der Pandemie verlernt, Zwischentöne und Argumente zumindest in Ruhe anzuhören.
Das Friedenskonzept der unverteidigten Städte
Ein Beleg für die Schieflage ist das Ausbleiben eines nennenswerten Echos auf einen Vorschlag, den Grässlin, Luc Jochimsen oder Konstantin Wecker in ihrem Schreiben an Olaf Scholz aufgenommen haben. Norman Paech, emeritierter Professor für Politikwissenschaft und Öffentliches Recht an der Universität Hamburg und früher mal Linken-MdB, will das 1907 in der Haager Landkriegsordnung definierte Konzept der „unverteidigten Städte“ neu ins Gespräch bringen. Zu ihnen haben sich im Zweiten Weltkrieg viele Metropolen erklärt. In Artikel 25 wird „untersagt, unverteidigte Städte, Dörfer, Wohnstätten oder Gebäude, mit welchen Mitteln es auch sei, anzugreifen oder zu beschießen“.
In der Kriegslogik möge die Übergabe einer Stadt „als Feigheit vor dem Feind gelten, in der Friedenslogik ist es die Klugheit vor einem Gegner, mit dem man sich in einer verträglichen Form nach dem Krieg arrangieren muss, um der Menschen willen“, schreibt Paech. Diese Haltung muss per se niemand teilen. Rotterdam oder Belgrad wurden im Zweiten Weltkrieg trotzdem von den Nazis niedergebombt. Viele Metropolen haben das Instrument genutzt, darunter Paris, Rom oder Athen. Das Thema zu diskutieren, wäre also des Schweißes der Edlen wert.
Dasselbe gilt für die Besinnung darauf, dass in diesem Krieg die Eskalation zumindest gebremst werden muss, wenn nicht irgendwann der nukleare Schlagabtausch zur ernsthaften Option werden soll. Und das mit allen Folgen für die Welt, die sich niemand ausmalen möchte. Oder darauf, dass es nicht zusammenpasst, einerseits Putins despotische Allmacht zu schildern und andererseits jeden Gedanken daran zu tabuisieren, dass selbst er früher oder später darauf angewiesen sein wird, einen Ausweg in Richtung Frieden oder zumindest Waffenstillstand einzuschlagen. Es liegt gar nicht zuletzt an den Medien, ob in dieser Situation ein Klima im Westen herrscht, das die dann fälligen Verhandlungen noch denkbar sein lässt.
Interviews mit anklagendem Unterton
Klicks und Quote bringt allerdings anderes. Andrij Melnyk beispielsweise mit seinen maßlosen Verbalinjurien gegen alle, die er als nicht auf der Seite der Ukraine stehend einstuft, in einer Schärfe, die jedeN BotschafterIn in Friedenszeiten sogleich disqualifizieren würde für weitere Auftritte. Aber weil Krieg ist und weil allzu viele meinen, dass angesichts der Gräueltaten der Invasoren der Zweck die Mittel heiligt, kann Selenskyjs Mann in Berlin immerfort und auf allen Kanälen selbst mit plumpsten Übergriffen um sich schlagen.
Gegenwärtig matcht er sich mit Düsseldorfs Ex-OB Thomas Geisel. O-Ton Melnyk: „Das Schlimmste an diesem ekelhaften Vorstoß von SPD-Ex-OB ist, dass das, was dieser gotterbärmliche Putin-Verehrer ausspuckt, viel zu viele Genossen dasselbe Mindset wie Schröder, Gabriel & Co. teilen, nur Muffensausen haben, das offen zu sagen. Das ist eine Schande.“ Der Sozialdemokrat hätte das Verhetzungspotenzial seines Versuchs einer Einordnung über viele Absätze und zu möglichen Wegen aus dem Krieg erkennen müssen, vor allem drei Wochen vor einer Landtagswahl. Inakzeptabel ist die Wortwahl des undiplomatischen Diplomaten dennoch.
Aber Melnyk ist gerne gesehener Gast – vom „Morgenmagazin“ bis „heute nacht“ und vor allem in den sonntäglichen Magazinen aus Berlin, wo sich VertreterInnen der Regierungsfraktionen im Wesentlichen im anklagenden Unter- und notorisch besserwisserischen Oberton zu ihrem unterstellten Versagen löchern lassen müssen. Nicht dass es kein vorwerfbares, auch moralisches Fehlverhalten gegenüber Putin gegeben hätte, allem voran die egomanischen Blindheiten des einstigen Medienlieblings Gerhard Schröder oder die kompasslose Geschäftigkeit des Außenministers Sigmar Gabriel. Trotzdem verirrt sich ein pseudo-kritischer Journalismus, wenn er es wie neuerdings üblich permanent darauf anlegt, PolitikerInnen vor laufenden Kameras das Eingeständnis persönlicher Fehltritte im Amt abzuzwacken. Oder sie in Interviews dazu zu drängen, endlich schwere Waffen zu liefern.
Und dann ist da noch das politische Kleingeld. Statt sich daran zu erinnern, wie SozialdemokratInnen, Grüne und sogar Linke in der Opposition immer mal wieder in Krisen oder bei äußerst schwierigen Entscheidungen zu Bundesregierungen aus Union und FDP standen, bekommt CDU-Chef Friedrich Merz zu viel Raum und zu viel Beifall für seinen Vorstoß im Bundestag, endlich also jene schweren Waffen zu liefern. Wäre sein Antrag erfolgreich, stünde das Ende der Ampelkoalition an – nebst Neuwahlen, und das in Zeiten wie diesen.
An der Front stirbt die Wahrheit
Dennoch bescheinigt die „Süddeutsche“ dem Partei- und Fraktionsvorsitzenden, einen „wunden Punkt“ getroffen zu haben, und preist dies als „originäre Aufgabe der Opposition, die Regierung kritisch zu begleiten“. Dabei ergäbe saubere Recherche, dass die verlangte Überstellung von Kampf- und Schützenpanzern jedenfalls beim vielzitierten Marder an der Munition scheitert. Denn die lässt Rheinmetall in der neutralen Schweiz fertigen, was deren Export schlicht verbietet. Eine Umfrage auf Stuttgarts Königstraße übrigens, worum es sich bei schweren Waffen eigentlich handelt, würde ohne Zweifel eine mehr oder weniger kollektive Unwissenheit zutage fördern, was aber flammende Bekenntnisse zu deren Lieferung sicher nicht hindern würde. An der Front stirbt die Wahrheit. Und hierzulande die Bereitschaft, sich gerade nicht mit Scheingewissheiten zufrieden zu geben.
Text: Johanna Henkel-Waidhofer. Ihr Beitrag erschien zuerst auf: https://www.kontextwochenzeitung.de
Illustration: Joachim E. Röttgers
@ Stribl
Meine Lesekompetenz ist der Ihrigen wahrscheinlich um entscheidende Fähigkeiten überlegen. Z.B. Empathie. Beim Lesen Ihrer Links wird normal intelligenten und fühlenden Menschen übel. Kriegstreiber wie Sie sind für mich unbelehrbar und verachtenswert.
@Peer Mennecke,
den lustigen Vogel gebe ich gerne postwendend zurück. Wenn mich was amüsiert, dann Leute, die demonstrativ ihre Leseschwäche zugunsten der eigenen Standpunkte hervorkehren. Machen Sie weiter so, vielleicht kriegen Sie ja einen Lamettastreifen von Stoltenberg ab.
Für meinen Teil ist diese Unterhaltung beendet. Ich habe mit meiner Zeit anderes zu tun, als Nachhilfeunterricht im Lesen zu erteilen.
@ Peter Stribl
Ihre Friedenslogik lautet also (Zitat): Auch Friedfertigkeit hat ihre Grenzen.“ Sie sind ja ein lustiger Vogel. Ach so, Ihnen geht’s gar nicht um Frieden, sondern nur um die Verteidigung Putins Angriffskriegs. Dann sind Sie doch eher so eine Art Verschwörungsmythiker, der sich zielsicher bei RT deutsch, Weltwoche, telegram und YouTube desinformiert. Das erklärt natürlich einiges und tut mir wirklich leid für Sie. Gute Besserung.
@Andreas Remark,
angesichts Ihrer hier abgesonderten Beiträge finde ich meine Reaktion darauf ausgesprochen moderat. Die Beurteilung überlassen sie doch bitte „allen“, wie Sie so nett formulieren.
@christina Herbert-Fischer,
um das Thema zu beenden, müssen zumindest die grundlegenden Fakten aufgearbeitet werden. Dazu gehört der Maidan-Putsch und die folgenden Unabhängigkeitserklärungen von Donezk und Luhansk. Die diesbezüglichen Abkommen von Minsk wurden seitens Kiews und der Naziverbände wie Asow mörderisch mißachtet – 14.000 Tote, nachzulesen bei der OSZE.
Nicht mal die deutsche Ableseministerin hielt sich an die entsprechenden Regeln. In Begleitung ukrainischer Militärs begab sie sich an die Kontaktlinie. Korrekt wäre die alleinige Anwesenheit von OSZE-Personal gewesen. Entlarvend ihr Satz, die Sanktionen würden Russland ruinieren. Russland, nicht Putin, nicht Lawrow, nicht die Oligarchen.
Russland ruinieren und damit auch die Bevölkerung – wem da Assoziationen wach werden, ist ganz bestimmt ein Verschwörungstheoretiker der schlimmsten Sorte.
Ziemlich genau acht Jahre ist es her, daß in Odessa 46 Menschen von einem rechten Mob verbrannt und erschossen wurden. Laut „junge Welt“ gibt es Zeugen, Videos; ein Einsatz der Feuerwehr wurde abgelehnt, am Tatort waren Polizisten anwesend. Bis heute wurde niemand für diese Vorfälle vor Gericht gestellt oder verurteilt.
https://www.jungewelt.de/artikel/425624.massaker-in-der-ukraine-erinnerung-an-odessa.html?sstr=Odessa
An dem Punkt hört man sie schon schreien, die €U-, NATO- und CIA-Hörigen. „‚junge Welt‘, das DDR-Relikt, wie kann man sowas als Quelle nennen“. Sie seien versichert, wenn Spiegel, Focus oder BILD darüber berichtet hätten, umfassend und unvoreingenommen, sie wären zitiert worden. Geradezu absurd die Vorstellung, BILD, BLUT, BLÖD hätten den Artikel von Lafontaine veröffentlicht. Erschienen ist er mittlerweile auch auf RT.de. Dank Zensursula von der Leyen ist der aber nur noch über Tor-Browser erreichbar. Ein eindrucksvolles Zeugnis der €U-Demokratie und ihrer Ikone vdL. Wie wurde die, nebenbei, lupenrein demokratisch in dieses Amt gewählt?
Von umfassender und unvoreingenommener Berichterstattung kann keine Rede mehr sein. Die „junge Welt“ steht unter Beobachtung des Verfassungsschutzes. BILD und RTL können weiterhin ungehindert lügen und täuschen, ermahnt durch Wattebäuschchen des Presserates. Marieluise Beck hat bereits 2016 den Verfassungsschutz ermuntert, nachzuhaken, „wer die ominöse ‚Maren Müllers ständige Publikumskonferenz‘ ist.“
https://www.deutschlandfunk.de/marieluise-beck-russland-geht-es-darum-den-glauben-an-die-100.html
Wer bei Anne Will oder Hart aber fair als User kommentieren will, muß sich dem Chemiehaushalt im Hirn der sogenannten Moderatoren unterwerfen.
Wenn sich selbst der Referent Zumach von „Putin-Verstehern“ distanziert in einer seemoz-Veranstaltung, erhebt sich die Frage, welches Niveau die politische Kultur erreicht hat. Wenn jemand etwas, jemand versteht, ist das noch nicht verwerflich. Aber wehe, es handelt sich um Putin!!!!
Im Umkehrschluß aber ist es selbstverständlich, die Massenvernichtungswaffen Saddam Husseins hinzunehmen. Oder Albrights zynischen Mißbrauch von 500.000 toten irakischen Kindern „sie waren es wert“. Beeindruckend widerborstig, das alles. Stellt man Qualität und Quantität der Berichterstattung über Ukraine und Irak nebeneinander, erhält man ein quälend beeindruckendes Bild der westlichen Wertegemeinschaft.
Abgerundet wird das Bild um die Ukraine durch einen roten Faden. Der reicht von Zbigniew Brzezińskis Strategien über Viktoria Nulands „fuck the EU“ zu Hunter Bidens ehrenwerten Geschäften in der Ukraine. Überflüssig zu fragen, wem es zugute kommt. Russland wird innerhalb 40 Jahren versuchsweise zum zweiten Mal totgerüstet. Deutschland und die €U fic… sich selbst zugunsten der USA ins Knie, die US-Rüstungsindustrie reibt sich die Hände. Alles so menschenfreundlich wie Uranmunition und somit alles bestens.
In Wahrheit ist aber nichts gut. Nichts ist gut in der Ukraine. Nichts ist gut in Russland. Absolut gar nichts aber ist gut im Wertewesten.
Der Konflikt- und Friedensforscher Johan Galtung weist auf eine Grenze hin, deren Überschreitung eine grosse Gefahr birgt und alarmieren (‚all’arme!‘ ursprünglich militärischer Weckruf) sollte:
https://twitter.com/JohanGaltung/status/1521065720234319873
Vom wissenschaftlichen Dienst des Bundestags:
«Rechtsfragen der militärischen Unterstützung der Ukraine durch NATO-Staaten zwischen Neutralität und Konfliktteilnahme» Seite 6:
«Bei Unterstützungsleistungen auf der Grundlage von non-belligerency bleibt der Umfang von Waffenlieferungen, 9 aber auch die Frage, ob es sich dabei um „offensive“ oder „defensive“ Waffen handelt, rechtlich unerheblich. 10 Erst wenn neben der Belieferung mit Waffen auch die Einweisung der Konfliktpartei bzw. Ausbildung an solchen Waffen in Rede stünde, würde man den gesicherten Bereich der Nichtkriegsführung verlassen.11»
https://www.bundestag.de/resource/blob/892384/d9b4c174ae0e0af275b8f42b143b2308/WD-2-019-22-pdf-data.pdf
@Stribl
Angesichts des zynischen und agressiven Tonfalls, den Sie im letzten Abschnitt Ihrer Antwort auf meinen Kommentar anschlagen, dürfte wohl (allen) klar sein, wer hier der eigentliche „Haudrauf“ ist.
Hallo zusammen,
hört auf! Dieses Aufeinanderschlagen bringt doch nichts. In der Ukraine sterben die Menschen. Ich weiß, es geht einem mal durch, auch ich habe den absurden Vorschlag geäußert, dass sich die Überzeugten doch in der Ukraine vor die Panzer setzen könnten. Das war blöd, weil es wird weder dem Leid noch der Grausamkeit des Krieges gerecht. Also hört auf, lasst uns helfen, jeder wie er kann, die Not ist groß. Es geht weder darum Recht zu haben, noch darum wer die tollsten Gedanken hat, es geht um Leid und um Menschen. Lasst uns menschlich sein, ganz egal, was jeder so in seinem Päckchen hat.
Peer Mennecke,
wie seit Wochen unisono rumgebrüllt wird, dem entsprechend fällt das Echo aus. Auch Friedfertigkeit hat ihre Grenzen.
Welchen Eindruck das auf Sie hinterläßt, habe ich bereits präventiv zudammengefaßt. „Diese Typen können mir den Buckel runterrutschen.“
Also, immer nur druff. Ist eine Ihnen und Ihresgleichen leichteste Übung, wie man anstrengungslos nachlesen kann.
@Peter Striebl
Sie äußern sich zum Thema Friedenslogik meiner Meinung nach doch eher zu kriegerisch/ aggressiv. Ruhig bleiben, Lafontaine hat schon das richtige Forum für seine Absonderungen genutzt, der ist ja nicht blöd. Ihre weiteren „historischen“ Schlüsse bzgl. Ukraine möchte ich lieber nicht kommentieren, sonst mache ich mich noch mit Ihnen als Haudrauf gemein.
@Andreas Remark,
herzlichen Glückwunsch zu Ihrer intellektuellen Glanzleistung. Vielleicht fällt es Ihnen auf, daß der Autor des Artikels Oskar Lafontaine ist und nicht Roger Köppel. Meine Hoffnung auf Ihre Einsicht ist in dieser Zeit der Scheuklappen aber äußerst begrenzt .
Vielleicht erinnern Sie sich an die Doppelkolumne von Lafontaine und Peter Gauweiler in der Bild-„Zeitung“, die dürfte meinem Bauchgefühl nach eher zu Ihren bevorzugten Quellen zählen. Diese Doppelkolumne war einer der wenigen Gründe, das Drecksblatt zu lesen. Nach wie vor bin ich der Meinung, daß „Enteignet Springer“ eine der qualitativ hochwertigsten Parolen der 68er-Bewegung war.
Was die Adressaten „Haudraufs“ angeht: Empfehle die Kalender von 2014 – 2022 wieder von den Wutzetteln zu trennen und ihnen Aufmerksamkeit zu widmen. Da sind so wichtige Ereignisse dabei wie der Maidan-Putsch mit drauffolgenden Unabhägigkeitserklärungen von Luhansk und Donezk, das Massaker in Odessa vor acht Jahren, die immerwährende Mißachtung der Minsker Abkommen im Donbass durch Kiew.
Wenn diese Empfehlung nicht fruchtet, mein endgültiger Tipp: Helm auf, beim Regiment Asow als Freiwilliger melden und mir gegenüber die Schnauze halten. Und auch das ist endgültig: Diese Typen können mir den Buckel runterrutschen. Natürlich nur auf Antrag und Sagrotan-desinfiziert. Und nicht vergessen – die Aktentasche über dem Kopf hilft gegen atomare Strahlung. So hat es der gute Onkel aus Amerika dargestellt.
Putin und andere Autokraten betreffend, sind Divergenzen zwischen ganz links und ganz rechts eher marginal. Denen nützen Fake-News gleichermaßen.
Zitat von Werner Volk: „Wenn Massen für Frieden eintreten, kann Putin daran anknüpfen und wird Angebote machen. Mit dem Volk wird er reden.“
Das Putin mit „dem Volk“ redet ist mir neu. In Russland unterdrückt er das Volk, und in der Ukraine tötet er das Volk …… Und mit Werner Volk wird er auch nicht reden.
Verzeihen Sie den Schwarzen Humor, aber es gibt so Tage, da hilft dann nur noch ein bitter böser Kalauer….. Nichts für ungut, Herr Volk., ich will nicht übergriffig sein.
@Peter Stribl
Indem Sie ausgerechnet Roger Köppels „Weltwoche“ als Argumentationshilfe heranziehen, haben Sie sich, zumindest bei mir, als ernstzunehmender Diskutant gründlich disqualifiziert.
Für die Haudraufs:
https://weltwoche.ch/story/amerika-treibt-europa-in-einen-atomkrieg/
Was sind die Missstände gerade? Da war eine Politik der großen Koalition unter Führung der CDU, die uns in eine Abhängigkeit von russischen Energielieferungen gebracht hat und statt erneuerbare Energien auszubauen, weiter auf billige fossile Energien aus Russland gesetzt hat. Da ist ein Kapitalismus dem das Geschäft immer wichtiger war als Menschenrechte, bis zu dem Moment als es uns um die Ohren flog. Da ist eine Politik, die jetzt zum Glück ukrainischen Flüchtlingen Hilfe zukommen lässt, aber wegschaut wenn andere Flüchtlinge im Mittelmeer ersaufen oder unter menschenunwürdigen Bedingungen auf griechischen Inseln oder an den Außengrenzen der EU leben müssen. Es lässt sich fortsetzen, die Klimakatastrophe wurde viel zu lange wirtschaftlichen Interessen untergeordnet, die Folgen tragen erst mal die Ärmsten auf der Welt, aber auch Menschen hier, wie im Ahrtal. Jetzt sind wir in einer Situation in Europa, die mit dem Überfall auf Polen durch Nazideutschland vergleichbar ist. Das trifft auf den Angriff genauso zu, wie auf die dazu gehörige Propaganda. Man hatte damals gezaudert, das hat Millionen von Menschen das Leben gekostet. Wir sollten das nicht wieder so tun. Es schmerzt mich tief in meinem Inneren, ich war immer pazifistisch eingestellt, doch aus der Geschichte sollten wir lernen. Ich löse mich schwer von Allem, was ich je gedacht habe, doch ich gebe zu, ich hatte nie in Frage gestellt, dass es gut war Hitler zu stoppen. Da hatte ich wohl immer einen blinden Punkt in meinem Pazifismus. Putin ist nicht Hitler, doch die Situation, der Überfall ist vergleichbar mit dem beginn der Expansion des Dritten Reiches. Ich verstehe all die Menschen, die ohne diesen blinden Punkt pazifistisch bleiben. Doch ich kann es nicht. Ich denke wir sollten den Menschen in der Ukraine mit Allem helfen, was möglich ist und Europa verteidigen. Das ist kein perfektes Europa, es ist eines der Missstände, aber so viel besser als diese zerstörerische Diktatur in Russland.
Es heißt nicht umsonst: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht beurteilen“. Insofern gibt es gegen Putins Angriff- und Eroberungskrieg nur einen Weg, nämlich den der Stärke. Das kann man beim derzeitigen Stand des Krieges nur mit einer wehrfähigen Armee, die auch mit strategischen und schweren Lenkwaffen ausgestattet ist. Da die Waffen seit Ende Februar in täglichen Infernos Tod bringen, ist es für reine Verhandlungen viel zu spät und auch die Besetzung der Ost-Ukraine wird Putin nicht ernsthaft an den ernsthaften Verhandlungstisch bringen. Sogar die Grünen scheinen das begriffen zu haben, weniger leider die SPD.
Die ukrainischen Soldaten führen einen heldenhaften Überlebenskampf für ihr Land, ihre Familien, ihre Freiheit – das ist bewundernswert. Man stelle sich vor, der Krieg komme nach Deutschland – das ist leider nicht mehr unwahrscheinlich – dann offenbart sich wie sehr wir zu unserem Land stehen werden.
Herr Riemer, Widerstand auf der Straße ist gut, aber im vorliegenden Fall nur mit der Waffe in der Hand und gut ausgebildet im Handwerk des Soldaten.
In der Sache, die Kriegsrethorik der meisten Medien ist teils schwer erträglich. Der ukrainische Botschafter legt ein Verhalten an den Tag, das nur durch das tägliche Leid nachvollziehbar ist. Dass der Applaus 2001 für Putin in den Medien nicht thematisiert wurde, ist falsch, er wurde.
Satire darf mehr als andere, wenn Missstände angeprangert werden, die uns selber ein Dorn im Auge sind, und die Akteure lächerlich gemacht werden, finden wir das in der Regel gut. Jetzt gilt das wohl nicht mehr?
Ich halte es nicht für lächerlich, wenn sich Menschen für den Frieden einsetzten. Doch in Anbetracht der russischen Aggression, für naiv. Für die betroffenen Ukrainer dürfte es ein Hohn sein. Ich erinnere mich an Bilder, die kürzlich Ukrainer zeigten, die sich mutig und ohne Waffen vor Panzer gestellt hatten. Geholfen hat es nicht. Aber wer glaubt, dass dem russischen Militär mit Gewaltlosigkeit beizukommen wäre, sich die Kriegsverbrechen dadurch nicht weiter fortsetzten, der mag in die Ukraine fahren und sich vor die Panzer setzten. Wem egal ist, ob er in einer Diktatur lebt in der politische Gegner weggesperrt und getötet werden, der kann ja dorthin auswandern. Dass sich die Ukrainer mehrheitlich dem nicht ergeben, kann ich nachvollziehen.
@Werner Volk
Sie schreiben: „Man kann diesem Treiben nur durch Widerstand auf der Straße begegnen. Wenn Massen für Frieden eintreten, kann Putin daran anknüpfen und wird Angebote machen“.
Stellen Sie sich doch bitte mal vor, besagte Massen wären beim Einmarsch Hitlers in Polen oder spätestens beim Einmarsch in Frankreich Ihrem jetzigen Vorschlag damals gefolgt, dann hätte sich Hitler nicht nur kaputtgelacht, sondern dann hätten wir heute eine europaweite, wenn nicht gar eine globale Naziherrschaft. Sind Sie tatsächlich so naiv zu glauben, Putin ginge es nur um die Ukraine? Fakt ist doch, dass Hitler nur durch das militärische Eingreifen der Staatengemeinschaft in die Knie gezwungen wurde. Man muss weder Historiker noch Psychologe sein, um zu begreifen, dass größenwahnsinnige Psychopathen nur auf eines reagieren – auf Stärke. So schlimm die sich daraus ergebenden Konsequenzen – damals wie heute – auch ausfallen.
Ich finde schon, dass die Kriegsrhetorik auszuhalten ist, ja ausgehalten werden muss – nur, diese alleine wird den Krieg nicht beenden; das Gegengewicht und notwendige Drohpotential sind eben nicht (mehr) vorhanden. Appeasement nach Scholz ist der falsche Weg, da so Putins Ziel, Russland als militärische Großmacht auszubauen nur verzögert wird, bevor dann der Krieg zum Weltkrieg ausartet und sich auch auf Deutschland ausweitet. Deutschland ist vor allem aufgrund seiner militärischen Schwäche kein Partner auf Augenhöhe um mit Putin und seinen Schergen „kreativ“ zu verhandeln. Beim Treffen von Frau Baerbock mit Herrn Lawrow in Moskau konnte doch jeder Interessierte unschwer erkennen, dass Deutschland überhaupt nicht mehr wahrgenommen wurde. Ähnliches war beim Putin-Besuch des Kanzlers und nachfolgenden Telefonaten festzustellen. Hinzu kommt, dass wir aufgrund unserer Abhängigkeiten von russischem Gas kein ernstzunehmendes Embargo durchführen können und so weiter Putins Kriegsmaschine unterstützen – ob gewollt oder nicht! Deutschland hat sich selbst über Jahrzehnte mit einer gehörigen Portion Arroganz so geschwächt, dass wir jetzt wieder an der amerikanischen Schützenhilfe froh sein müssen. Wir tun gut daran, genau das nicht auch noch zu verspielen!
Guter Artikel. Für Träumer.
Genau, Werner Volk, gegen die ÖR auf die Straße gehen und hoffen, dass uns Putin erhalten bleibt. Der will ja nur spielen.
Ich denke, der Tiefpunkt der Diskussion ist mit Ihrem Beitrag erreicht.
Guter Artikel. Die Kriegsrhetorik durchsetzt die öffentlich rechtlichen Medien bis hin zu Satiresendungen. Es ist nicht auszuhalten. Und zu Friedensmaßnahmen fehlt jede kreative Idee. Man kann diesem Treiben nur durch Widerstand auf der Straße begegnen. Wenn Massen für Frieden eintreten, kann Putin daran anknüpfen und wird Angebote machen. Mit dem Volk wird er reden. Übrigens die Herrscher nach Putin können noch schlechtere sein.
Guter Artikel. Teile die Meinung von Henkel-Waidhofer!
Hendrik Riemer