Friedenspreis für Sea-Watch

Der Stuttgarter Friedenspreis geht in diesem Jahr an Sea-Watch, jene Initiative, deren See­not­rettungsaktionen im Mittelmeer tausende Geflüchtete vor dem Ertrinkungstod bewahrt haben. Einer ihrer letzten Einsätze sorgte für Schlagzeilen, weil Italiens Innenminister Sal­vini die Kapitänin festnehmen und anklagen ließ. Für ihr Engagement wurden die Seenot­ret­terInnen jetzt mit dem vom Bürgerprojekt „AnStifter“ ausgelobten Preis ausgezeichnet. Er würdigt Menschen und Projekte, die sich „in beson­de­rer Weise für Frieden, Gerechtigkeit und Solidarität“ einsetzen.

Die AnStifter in Stuttgart leisten den verschiedensten zivilgesellschaftlichen Projekten Hilfestellung, die sich für gerechte und tolerante Verhältnisse einsetzen. Eine der „CulturInitiativen“ des vom Kabarettisten Peter Grohmann gegründeten Vereins ist der Friedenspreis, den die StuttgarterInnen seit 2003 jährlich verleihen. Insgesamt 21 Vorschläge seien in diesem Jahr für den mit 5000 Euro dotierten Preis eingegangen, informiert AnStifter-Vorsitzende Annette Ohme-Reinicke in einer Medienmitteilung über die Entscheidungsfindung. Jeweils knapp 500 AnStifter*innen haben sich in zwei Wahlgängen für die zivile Seenotrettungsinitiative entschieden, die letztlich mit weitem Abstand die meisten Stimmen auf sich vereinte, gefolgt von der Stuttgarter Fridays-for-Future-Gruppe und der Aktivistin Antonia Waskowiak, die gegen Genitalverstümmelung kämpft.

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Zur Bedeutung der Wahl von Sea-Watch erklärte die AnStifter-Sprecherin: „In der globalisierten Welt tragen wir, in den industriellen Metropolen, eine Mitverantwortung für die Lebensbedingungen all jener Menschen, die vor Verarmung und Verelendung fliehen. Sei es aufgrund von Kriegen, korrupten Regierungen oder wegen zunehmender Unwirtlichkeit der Landschaft infolge der Klimaveränderungen. Während die Mehrheit der gewählten Regierungen wegschaut, stellen sich zivilgesellschaftliche Organisationen wie Sea-Watch dieser Verantwortung. Sea- Watch greift ein, setzt sich mutig über regierungspolitische Machtinteressen hinweg, rettet Leben und sie stiftet an, Leben zu retten.“

Die AnStifter fordern zugleich, zusammen mit der Aktion #freeCarola, einen Freispruch und die Einstellung des Verfahrens gegen die Kapitänin Carola Rackete und die Einhaltung der Menschenrechte durch die europäischen Staaten.

Sea-Watch e.V. ist eine gemeinnützige Initiative, die sich der zivilen Seenotrettung von Flüchtenden verschrieben hat. Angesichts der humanitären Katastrophe leistet Sea-Watch Nothilfe, fordert und forciert gleichzeitig die Rettung durch die zuständigen europäischen Institutionen und setzt sich öffentlich für legale Fluchtwege ein. Sea-Watch steht dafür ein, dass kein Mensch mehr an Europas tödlicher Seegrenze sterben muss. Im Frühjahr 2015 kaufte die Organisation einen alten Kutter und baute ihn für den Einsatz zur Seenotrettung um. Mithilfe von zahlreichen Ehrenamtlichen, die das Projekt in Deutschland aufbauten oder als Crewmitglieder seit Juni 2015 im Mittelmeer zwischen Libyen und Italien mitfuhren, ist es gelungen, Tausende von Menschen vor dem Ertrinken zu retten. Das freiwillige Engagement von Vielen ist der Kern dieser Arbeit.

MM/jüg (Bild: Sea-Watch e.V.)