Fritz Teufel wollte kein Hackepeter-Brötchen
Anfang November bat das Konstanzer Theater zur Podiumsdiskussion ins Foyer der Spiegelhalle. Thema: „68-er – was wir wollten, was wir wurden“. Mit auf dem Podium: Die Schriftstellerin Katja-Lange Müller, der Politikwissenschaftler und Autor Wolfgang Kraushaar, der Komponist und Regisseur Franz Wittenbrink, der Verleger KD Wolff und Theaterintendant Christoph Nix. Eine illustre Runde, die sich da zusammengefunden hatte und munter diskutierte.
Vorneweg: Fast 100 Interessierte waren gekommen, das Durchschnittsalter deutlich Ü60. Leider haperte es mit der Moderation, die holprig vonstatten ging. Der Mann (ich habe seinen Namen vergessen), war schlecht vorbereitet.
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Was hat die 68-er Bewegung denn erreicht und was ist geblieben, wurden die Podiumsteilnehmer gefragt. Franz Wittenbrink, der eingangs der Diskussion am Klavier glänzte: „Klar waren wir für damalige Verhältnisse verfassungsfeindlich, aber wir wollten uns frei machen von verkrusteten Strukturen und hatten keinen Bock mehr auf autoritäre Professoren“. Heiterkeit kam auf, als er, in jungen Jahren musikalisch malträtiert von den Regensburger Domspatzen, seinen Wechsel in die rebellische Abteilung begründete: „Wenn man aus einem katholischen Internat kam, konnte man erstmal nur Hippie werden“. Dann sei er in einer maoistischen Hardcore-Gruppe gelandet , aber deren Politikverständnis ließ ihn zunehmend skeptisch werden: „Die haben teilweise recht schnell autoritäre Strukturen zurückgeholt“ und die Forderung nach der „Diktatur des Proletariats“ habe ihn eher abgeschreckt. Damit, so Wittenbrink, „hat man sich belogen und was vorgemacht“, und er erinnerte an die Massaker an der Bevölkerung während der Herrschaft Mao Zedongs.
Worauf ihm Christoph Nix entgegnete: „Ja, keine Frage, ich war nie Stalinist, die ging viel kaputt und ich habe diesen Bullshit nicht mitgemacht, aber an Utopien sollten wir grundsätzlich festhalten, auch wenn andere während dieser Zeit große Scheiße gebaut haben“. Denn diese Utopien brauche es auch weiterhin und er frage sich angesichts des aktuellen Zustands der Welt schon eher: „Warum gibt es keine Aufstände?“
Wolfgang Kraushaar bezeichnete die 68-er Bewegung im Rückblick als „global mit einem weltumspannenden Charakter“, denn schließlich seien nicht nur in Europa Millionen auf die Straßen gegangen, um gegen die herrschenden Verhältnisse zu demonstrieren. Ohne den Vietnam-Krieg aber, so seine Überzeugung, „hätte es das alles nicht gegeben“. Seiner Meinung nach seien es zudem vor allem die 68-er gewesen, die dafür gesorgt hätten, dass die rechtsradikale NPD den Einzug in den Bundestag verpasste. Auch dürfe man nicht vergessen, dass im Anschluss an die außerparlamentarische Opposition Bürgerbewegungen entstanden seien wie die Anti-AKW-Gruppen oder die Grünen.
Für KD Wolff, damals Bundesvorsitzender des SDS („Sozialistischer Deutscher Studentenbund“) begann die Zeit seiner Politisierung bereits früher; „Ich bin“, sagte er mit Nachdruck, „ein 64er“. Denn oft werde leider vergessen, dass es beispielsweise mit den Ostermärschen einen wichtigen Vorlauf gegeben habe für die spätere meist von StudentInnen getragene Revolte gegen das Establishment.
Etwas aus dem Rahmen fiel die Einschätzung von Katja Lange-Müller. Sie, in der DDR aufgewachsen, habe damals „nie so richtig verstanden“, worum es den BRD-AktivistInnen eigentlich ging. „Für die waren wir die Ossi-Kommunistenkinder“. Eine Begegnung mit linken Wessis und legendären Kommunarden ist ihr noch lebhaft im Gedächtnis geblieben: „Da kam eines Tages dieser Fritz Teufel mit Freunden zu uns nach Ost-Berlin. Wir haben uns etwas zurecht gemacht und Hackepeter-Brötchen angeboten. Der Teufel hat die in die Luft geworfen und uns gefragt: Was seid ihr denn für Spießer?“
H. Reile (Text und Foto)
Im Bild von links nach rechts: KD Wolff, Katja Lange-Müller, Christoph Nix, Franz Wittenbrink, Wolfgang Kraushaar.
Was damals die Kommunarden sträflich verschmähten – Hackepeter.
Zubereitung:
Das Hackfleisch in eine Schüssel geben, mit Salz und Pfeffer würzen. Zu der abgeschmeckten Hackmasse das Eigelb zugeben und mit einer Gabel unterheben. Die Zwiebeln schälen, in sehr feine Würfel schneiden und auf einen flachen Teller geben. Die Brötchen halbieren. Auf die Brötchenhälften das Hackfleisch verteilen und danach die Brötchenhälften mit dem Hackfleisch in die geschnittenen Zwiebeln drücken. Und zum Schluß mit einem Messerrücken ein Muster in das Hack pressen und mit gewaschener Petersilie garnieren.
Zutaten für vier Personen:
400 g Mett, 8 Brötchen, 2 Gemüsezwiebeln, 1 Bund Petersilie, glatt, 1 Ei, Salz und Pfeffer. Guten Appetit.
Nun wissen wir es ganz genau 🙂 Quelle lecker.de:
Welche Hackfleisch-Sorten gibt es?
Neben den gängigen Sorten aus Schweinefleisch oder Rindfleisch gibt es auch andere Hackfleischsorten wie Wild-, Geflügel- oder Lammhackfleisch. Letzteres wird vor allem in der orientalischen Küche verarbeitet. Beefsteakhack, auch als Tatar bekannt, ist besonders fettarmes Hackfleisch vom Rind.
Was ist der Unterschied zwischen Hackfleisch und Mett?
Hackfleisch vom Schwein heißt auch Mett. Gewürztes Schweinehackfleisch, dem Salz, Gewürze sowie Zwiebeln zugefügt wurden, wird als Thüringer Mett oder Hackepeter bezeichnet und gerne roh auf Brot oder Brötchen verzehrt.
Deshalb hat man die Kommunarden auch nicht recht verstanden. Diese Hackfleisch, besser Mettbrötchen mit viel Salz, Pfeffer und Zwiebel waren in allen Berliner Werkskantinen in Ost und West verfügbar.
Besonders als „Pausenbrötchen“ auf zahllosen Baustellen. Ebenso wie Fleisch- oder Kartoffelsalat und Bockwurst, die hier als „Rote“ bekannt ist. Vermutlich lag es in der Ablehnung, seitens einiger Kommunarden, daran dass es mit der Revolte nicht recht in Gang kam. Sie hätten sich wohl mehr „Rote“ reinziehen sollen.
Zu einem echten Arbeiter- und Bauernstaat gehörten Bockwurscht und Kartoffelsalat (Alter Anarchospruch).
Das war eine Zeit, wo man sein Pausenbrötchen auch mit ´nem Pils runterspülen konnte. Was ist denn bei Zubereitung nun gemeint Hackfleisch oder Mett, ich meine Mett. Hackfleisch (halb Schwein, halb Rind) wurde zu Bouletten verarbeitet und bei denen konnten sich, wie auch bei Schmalz- oder Schmalz-mit- grober-Leberwurst-Broten, auch Stullen genannt, selbst Kommunarden nur selten zurückhalten.
Egal, die grüne Revolte ist heute sowieso vegan.