Für eine Kultur des Friedens
Hunderte von Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus dem ganzen Bodenseeraum, insgesamt über 1100, setzten sich beim 10. Bodensee-Friedensweg am Ostermontag im vorarlbergischen Bregenz für eine Kultur des Friedens ein. Hauptredner Clemens Ronnefeldt vom Internationalen Versöhnungsbund kritisierte die vorherrschende Aufrüstungs- und Konfrontationspolitik und rief zum gewaltfreien Widerstand auf.
Während deutschlandweit in über 90 Städten und gleichentags in Bern die traditionellen Ostermärsche für den Frieden stattfanden, versammelten sich in Bregenz am Bodensee über 1100 Menschen – über 300 Personen mehr als in den letzten Jahren im deutschen Friedrichshafen und im schweizerischen Romanshorn – zum bereits 10. grenzüberschreitenden Friedensweg.
Frauen, Männer und Kinder aus dem Vorarlberg, aus den deutschen Anwohnerorten am Bodensee und eine starke Delegation aus der Schweiz versammelten sich um 11 Uhr am Bregenzer Bahnhof und zogen durch die Stadt zur Abschlusskundgebung auf dem Kornmarktplatz. Bereits der erste Friedensweg, damals noch unter der Bezeichnung Ostermarsch, wurde vor zehn Jahren in der vorarlbergischen Stadt durchgeführt.
Der diesjährige Friedensweg stand unter dem Motto „Geld.Macht.Krieg – Dialog.Macht.Frieden“. Abschlussredner Clemens Ronnefeldt kritisierte die gegenwärtige internationale Konfrontations- und Aufrüstungspolitik und bezeichnete es als Gebot der Stunde, aus der jetzigen Ost-West-Konfrontationsspirale auszusteigen und zur Kooperation durch Dialog, Abrüstung und vertrauensbildende Maßnahmen zurück zu finden. Er wies darauf hin, dass keine der großen Herausforderungen, vor denen die Menschheit steht – etwa Klimawandel, Wasser- und Lebensmittelknappheit, Ressourcenmangel, Kluft zwischen Arm und Reich, die Fluchtbewegungen – sich militärisch lösen lassen. Notwendig wären der Ausbau von zivilen Konfliktbearbeitungen, die Stärkung der UNO und eine Kultur der Gewaltfreiheit. Er wies auf hoffnungsvolle Initiativen für Friedenshandeln hin, wie etwa der Kampagne für ein internationales Atomwaffenverbot, dessen Vertrag zurzeit weder die Bundesrepublik noch die Schweiz zu ratifizieren gedenken.
Ronnefeldt rief dazu auf, im Rahmen von Destinvestmentkampagnen bei Banken und Versicherungen nachzufragen, ob sie in Rüstungsunternehmen investieren und ihr Erspartes zugunsten von ökologischen Investments umzuschichten. Zum Schluss wies er auf die Region Bodensee hin, die mit ihren Rüstungsfabriken rund um den See zu einer der militarisiertesten Regionen Europas zähle und sich zu einer Friedensregion entwickeln müsse. Und erinnerte an ein Zitat von Mahatma Gandhi: „Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du“.
Nach der Rede trafen sich viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer an neun Dialog- und Informationsgruppen zu zentralen Themen der aktuellen Friedensarbeit, so zur Gewalt gegen Frauen, zu Pazifismus ohne Wenn und Aber, zur Universalität der Menschenrechte, zu Abrüstung und Atomwaffenverbot.
Zum Friedensweg am Bodensee 2018 hatten fast 100 Organisationen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die in der Friedens-, Flüchtlings- und internationalen Zusammenarbeit engagiert sind, aufgerufen. Vorbereitet hatte ihn eine „Spurgruppe“» unter der Leitung von Frieder Fahrbach aus Lindau. In Bregenz vor Ort waren Julia Felder, Michael Striebel und Walter Buder aktiv. Der internationale Bodensee-Friedensweg sieht sich in der Tradition der europäischen Ostermärsche, die von der pazifistischen Anti-Atombewegung im England der 1960er-Jahre ausgingen. Den Bodensee-Friedensweg gibt es seit Mitte der 1980er-Jahre mit einigen Unterbrechungen bis heute. Er findet jedesmal in einer anderen Stadt am Bodenseeufer statt.
MM/PW
Da demnächst die Ostermärsche anstehen, sei auch daran erinnert:
„20 Jahre Nato-Angriff auf Serbien: Örtlich gebombt
Andrej Ivanji / 31. Mär 2019 – Vor 20 Jahren trieb die rot-grüne Regierung Deutschland in den Nato-Kosovokrieg. Ein Präzedenzfall, der die Welt veränderte.“
https://www.infosperber.ch/FreiheitRecht/20-Jahre-Nato-Angriff-auf-Serbien-Ortlich-gebombt
„Der Autor ist Korrespondent der taz und des MDR. Er lebt in Belgrad.“