Gartenstraße soll Einfallstor bleiben
Wenn es nach der Konstanzer Stadtverwaltung geht, soll die Gartenstraße zwischen Laube und Europastraße das bevorzugte Schlupfloch für Schweizer Einkaufstouristen in die Innenstadt bleiben. Mit solcher Begründung schmettert die Stadtplanung einen FGL-Antrag aus dem März ab, der auf der heutigen Sitzung des Technischen und Umweltausschusses (ZUA) zur Abstimmung steht. Eine heftige Diskussion darf erwartet werden.
Denn die Freie Grüne Liste (FGL) hatte mit ihrem Antrag, die Gartenstraße alsbald in eine „Anwohnerstraße“ umzuwandeln, genau diese Wirkung erzielen wollen: Die Gartenstraße als eine der Haupt-Durchfahrt-Achsen im Paradies soll vom Durchgangsverkehr entlastet werden. Zumal die bisherigen, eher halbherzigen Gegenmaßnahmen nicht fruchteten: Weder die Ampelanlage an der Einfahrt aus Richtung der Europastraße noch gut gemeinte Hinweisschilder noch die Tempo-30-Zone konnten bislang den Verkehr eindämmen.
Nach Ansicht der Stadtplaner würden auch die neuen Vorschläge der Grünen daran nichts ändern. Fast schon genüsslich merkt man aus dem Amt für Stadtplanung und Umwelt in der Vorlage an, dass es den Begriff „Anwohnerstraße“ in der Straßenverkehrsordnung gar nicht gebe. Höchstens ein Durchfahrverbot mit dem Zusatz „Anlieger frei“ sei denkbar. Das aber sei kaum zu kontrollieren, denn der Begriff „Anwohner“ ließe sich beliebig dehnen.
Und überhaupt würde durch solche einschränkenden Maßnahmen der Parkplatz-Suchverkehr nur auf andere Straßen umgeleitet – Schulthaißstraße, Wallgutstraße oder Tägermoosstraße wären dann stärker betroffen. Unausgesprochenes Fazit der Verkehrsplaner: Da lässt sich auf Dauer nichts machen, die Menschen in diesem dichten Wohngebiet werden weiter mit starker Belästigung und Gefährdung leben müssen.
Kaum anzunehmen, dass sich die grünen Antragsteller und auch andere Ausschuss-Mitglieder dieser Totschlag-Argumentation beugen werden. Und sie dürften sich auch nicht davon entmutigen lassen, dass ähnliche Vorstöße bereits 2011 und 2015 in den Gremien scheiterten. Denn hier und heute kommt es zur Gretchenfrage: Wer am Durchgangsverkehr der Gartenstraße nichts ändern will, öffnet die Konstanzer Innenstadt auf Dauer dem zügellosen Einkauftourismus. Andersrum: Hier wäre erstmals eine Durchgangssperre denkbar, die zur spürbaren Entlastung der Innenstadt beitragen könnte.
Ein neuer Akt im Glaubenskrieg – wie halten Sie es mit der Eindämmung des privaten Autoverkehrs? – ist eröffnet.
hpk
Vielen Dank für den Vorschlag, Marco!
Fast täglich habe ich diesen Gedanken auf dem Weg Richtung Rhein. Seit geraumer Zeit verzichte ich auf die Radstraße, da ja auch da sich Autofahrer „verloren“ haben und sich oftmals benehmen, als haben sie ein natürliches Vorrecht; von der Braunegger komme ich auch viel leichter über den Kreisel zur htwg, anderen Rheinseite …
Kein Wunder, der Technische Ausschuss sieht die technischen Lösungen – wie um Himmels willen sollte er auf die Idee kommen, dass Straßenführung auch Verkehrsteilnehmer in ihrer Wegentscheidung beeinflussen kann!
Rad fahren sowieso die Intelligenteren.
Eine wichtige Maßnahme für die Gartenstraße wäre es, ihr die Vorfahrtsberechtigung vor den querenden Straßen zu nehmen. Denn nur Durchgangsstraßen benötigen die Aufhebung von rechts vor links. Und das hätte in diesem Gebiet eigentlich nur die Schottenstraße als Hauptfahrradachse (Fahrradstraße) verdient. Die Fahrradstraße muss von der Fahrradbrücke bis zum Döbele Vorfahrt vor allen querenden Straßen bekommen. Das fördert das Radfahren und macht den Abkürzungsverkehr durchs Paradies deutlich unattraktiver. Mit sinkenden MIV Zahlen würde auch der Bus wieder leichter durchkommen und das Argument, die Busse würden durch bevorrechtigte Fahrradstraßen ausgebremst, wäre weniger gewichtig. Ansonten könnte man es noch mit Lichtsignalen versuchen, welche der Bus bereits 200 Meter vor seinem Eintreffen aktiviert, so dass die Radfahrer wissen, jetzt müssen sie der Gartenstraße die Vorfahrt gewähren.
Die Kritik in der Gartenstraße finde ich stellenweise auch nicht zutreffend. Dass dort beispielsweise gerast würde, erlebe ich äußerst selten, schließlich ist dort allein schon durch die Breite der Straße und dass man alle paar Meter Vorfahrt beachten muss, mehr als 30km/h kaum drin. Und das ist auch gut so.
Tatsächlich fahren dort aber für ein Anwohnerviertel zu viele Autos und die Belastung ist da schon relativ hoch. Und das sind keineswegs nur Schweizer, es gibt auch genug Autos mit KN-Zeichen, die dort durchfahren. Momentan kann ich den Leuten aber auch keinen Vorwurf machen, schließlich ist es jedem erlaubt, dort lang zufahren und dann machen Leute das nun einmal.
Wenn man wirklich möchte, dass dort nur Anwohner fahren, frage ich mich schon lange, warum man nicht einfach 4 Schranken aufstellt (Grießeggstraße, Gartenstraße an beiden Enden und am Lutherplatz) und allen Anwohnern bzw. Gewerbetreibenden analog zu den Parkkarten halt eine Karte für die Schranke gibt und schon hat sich die ganze Diskussion erledigt. Wenn man nicht möchte, dass dort Nicht-Anwohner lang fahren, muss man es erstens verbieten (daher ist der Antrag der FGL völlig richtig) und zweitens dann einfach durchsetzen (und nicht, wie die SV in ihrer Vorlage schreibt, einfach aufgeben, weil man das angeblich nicht kontrollieren könne).
Ich wundere mich ein bisschen, dass auf einer webseite für „befreundete Nachbarschaft“ der gemeine schweizer Einkaufstourist zum bashing herhalten muss :))) Hätte diese Reaktionen eher aus anderen Lagern erwartet.
Ich fahre täglich (mit dem Fahrrad inkl. Kinderanhänger) durch die Strasse; mir fallen 80% KN Kennzeichen auf, die sich durchquetschen, sei dies Anwohner-Liefer-, „Studenten-„, „Ich bringe mein Kind mit dem SUV in die Schule“ oder sonstiger Verkehr. Von daher kann ich das Argument des Bürgeramts schon nachvollziehen; auch wenn es mir persönlich missfällt. Es ist nun mal nicht machbar, super zentral und nah an sämtlicher Infrastruktur zu wohnen und gleichzeitig von Verkehrsströmen nicht tangiert zu sein.
Deinen Fatalisums kann ich im übrigen nicht nachvollziehen, Luana. Wir haben über Gemeinde-, Bürgermeister; Landtags-; Bundestags- und Europwahlen manigfaltige Möglichkeiten, uns am politischen Prozess zu beteiligen. Niemand verbietet uns, uns in unserem Umfeld aktiv für Veränderung einzusetzen, sei es als Elternbeirat, Vereinsvorstand oder einfach dadurch, ein guter Nachbar zu sein.
Nachdem in der Gartenstrasse durch die neue Parkordnung aus vormaligen Anwohnerparkplätzen nun Gäste-Parkplätze wurden, kann man doch nicht einfach die Strasse dicht machen. Geht doch nicht. Man sollte dann doch lieber gleich die Überquerung des furchtbaren Radverkehrs aus der Schottenstrasse mit einer Schranke für die lästigen Radfahrer regeln, die den zähfliessenden Parksuchverkehr zusätzlich behindern. Eine Kontrolle des 30km/h Blödsinns wäre dann auch nicht mehr nötig, da sich in der Einflugschneise zum Shoppingparadies der Verkehr Tag und Nacht Rückstauen würde. Die einzusparenden Kosten für die dann nutzlose Busverbindung durchs Paradies könnte man dann für ein schönes neues Parkhaus in der Niederburg reinvestieren.
Wo kein Wille ist, da ist auch kein Weg!
Hier geht es genauso wie im Rest unserer „Demokratie“: die Mehrheit der Bevölkerung will keine Kriegsbeteiligung, will keine Waffenlieferungen in all die Schurkenstaaten, will keine Autobahnprivatisierung … , will Aufklärung bei der Beteiligung des BND an den NSU-Morden, will Aufklärung über den Feinstaubskandal der Bosse von Daimler, BMW und VW … . Will sicher auch Europa, aber nicht als undemokratischen Selbstbedienungsladen für all die, die Verträge zu ihren Gunsten biegen wie z.B. auch die deutsche Exekutive!
Und hier im kleinen Konstanz ? Da läuft es nicht anders!
Wir wohnen am Bodanplatz Hüetlinstrasse, somit kann ich direkt nachempfinden wie sich dieses Chaos anfühlt.
Selbst ein Spielstrassen- Schild und Einbahnstraße halten unsere lieben Nachbarn nicht davon ab, schnell und falsch in die Straße zu fahren über das Parkverhalten könnte man Romane verfassen… Tja, wir regen uns nicht mehr auf da es auch keine neuen Schimpfwörter gibt.. Resigniert und fassungslos schauen wir zu… LG, Simone