Geburtshilfe in Radolfzell vor der Rettung?

Der Kreistag entscheidet ein zweites Mal am nächsten Montag über den Fortbestand der Geburtshilfe im Radolfzeller Krankenhaus. Und es gibt Hoffnung. Möglich wurde das durch den beharrlichen Widerstand im Gemeinderat quer durch alle Fraktionen – und einen Landrat, der seine Blockade-Haltung aufgab. Klar ist aber auch: Das kostet viel, sehr viel Steuergeld.

Der Protest in der Bevölkerung hat doch etwas gebracht: In zwei Sondersitzungen hat sich der Gemeinderat von Radolfzell ausschließlich mit diesem Thema befasst; auch im Kreistag steht es zum zweiten Mal auf der Tagesordnung – die Geburtsabteilung mit ihren drei Belegärzten soll weitergeführt werden. Unklar ist zwar weiterhin, ob die Stadt Radolfzell oder der Landkreis als „Besteller“ auftritt, aber die Weigerung des Landratsamtes, im Zweifel in dieser Funktion einzuspringen, ist vom Tisch. Landrat Frank Hämmerle hat sich überzeugen lassen.

Zahlen wird die Stadt

Das gilt jedoch nur für die Rechtslage; die Kosten blieben bei der Stadt hängen, selbst wenn der Landkreis in die Rolle des „Bestellers“ schlüpft. Und die dürften sechsstellig sein, sogar wenn der Kreistag bei seiner Zusage einer jährlichen Finanzspritze von 100 000 Euro und die Messmer-Stiftung bei ihrer Spende von 50 000 € bleiben.

Ärzte machen weiter

Und auch die drei Mediziner, die bislang als Belegärzte arbeiteten und durch ihre Weigerung, unter neuen – versicherungsrechtlichen – Bedingungen weiterzumachen, die Lawine erst ins Rollen brachten, werden ihre Leistungen bis auf Weiteres auch nach dem 31. Januar im Rahmen des bisherigen „Belegarztmodells“ erbringen. Damit besteht ein Spielraum für die Verhandlungen um das „Honorar-Belegarzt-Modell“.

Noch also ist längst nicht alles in trockenen Tüchern. Doch nicht nur Frank Hämmerle meint, „dass die Sache damit auf einen guten Weg gebracht ist“. Und die Kräfte im Kreistag, die schon immer für eine flächendeckende Grundversorgung im Landkreis, auch und gerade bei der Geburtshilfe, eintraten – Grüne und Linke vor allem – dürfen sich bestätigt sehen. Von den besorgten Müttern, die ihren Protest auch lautstark im Landratsamt vortrugen (s. Foto), ganz zu schweigen.

hpk

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