Gescheiterte Tarifverhandlungen beim DRK: 5 vor 12
Mit einem kreativen Protest trotzen jetzt gut 350 Beschäftigte des Deutschen Roten Kreuz aus ganz Baden der Corona-Pandemie und zeigen für ihre Forderungen im Tarifkonflikt zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und der Bundestarifgemeinschaft DRK Gesicht. ver.di fordert für die Tarifbeschäftigten beim DRK eine Tarifsteigerung von 5,5 Prozent, mindestens aber 150 Euro für 12 Monate. Auch die Ausbildungsvergütungen sollen um 150 Euro monatlich steigen.
Nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen sei der Ärger bei den Kolleginnen und Kollegen sehr groß, heißt es in einer Medienmitteilung von ver.di Südbaden Schwarzwald. Von Säckingen über die Ortenau bis hinauf nach Karlsruhe wollten die Beschäftigte des Roten Kreuzes vor den Sitz des DRK-Landesverbandes ziehen und ihrem Protest über die Verweigerungshaltung der Bundestarifgemeinschaft des DRK Ausdruck verleihen.
Gesicht zeigen
„Aus Respekt gegenüber den bundesweit beschlossenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie haben wir uns entschlossen, eine kreative Alternative zu einem Massenprotest zu initiieren“, sagt Gewerkschaftssekretärin Vanessa Seth von ver.di Mittelbaden-Nordschwarzwald, die sich über die Beteiligung fast aller 17 Kreisverbände und gemeinnützigen GmbHs sehr freut. „Es fällt auf, dass sich in dieser Tarifrunde weit mehr Einrichtungen beteiligen als in den letzten Jahren“.
Mit ihrer Aktion „Fünf vor Zwölf“ wollen die GewerkschaftlerInnen deutlich machen, dass die bevorstehende Schlichtung ein letzter Versuch ist, sich ohne Arbeitskampfmaßnahmen zu einigen. Die Beschäftigten erwarten eine klare Kurskorrektur der Arbeitgebervertreter, besonders in den Fragen der Aufwertung der NotfallsanitäterIn und der gekündigten Zulagen.
Am 27./28.01.2021 soll ein Schlichtungsverfahren eine gütliche Einigung der Tarifvertragsparteien erzielen. Beide Parteien haben danach die Möglichkeit, in Absprache mit ihren Mitgliedern diesen Kompromiss anzunehmen. Sollte dies nicht möglich sein, stehen Arbeitskampfmaßnahmen besonders im Rettungsdienst im Raum. Für die Schlichtung hat die Arbeitgeberseite Herrn Prof. Dr. Martin Henssler berufen, die Gewerkschaft ver.di hingegen die frühere Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Frau Andrea Nahles.
Die Tarifgespräche zwischen ver.di und dem DRK wurden von Seiten der Bundestarifgemeinschaft DRK am 27.11.2020 für gescheitert erklärt und die Schlichtung angerufen. Bis nach der Schlichtung herrscht nun Friedenspflicht. Ver.di begleitet diese Zeit jedoch bundesweit mit kreativen Aktionen.
Der Hintergrund
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) fordert für die Tarifbeschäftigten beim DRK eine Tarifsteigerung von 5,5 Prozent, mindestens aber 150 Euro für 12 Monate. Auch die Ausbildungsvergütungen sollen um 150 Euro monatlich steigen. Beim Deutschen Roten Kreuz arbeiten insgesamt rund 150.000 Menschen. Nur ein Drittel ist über die Bundestarifgemeinschaft DRK tarifgebunden. Eine zusätzliche Aufwertung müsse es insbesondere für die Notfallsanitäter und -sanitäterinnen sowie die Alten- und Krankenpflegerinnen und -pfleger geben, so die Gewerkschaft. Je nach Beschäftigungszeit sollen Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter zwischen 70 Euro und 750 Euro monatlich mehr erhalten. Für examinierte Kräfte in der Alten- und Krankenpflege fordert ver.di eine zusätzliche Aufwertung über eine monatliche Pflegezulage von 300 Euro. In den Tarifvertrag soll jetzt eine Gefahrenzulage von 35 Prozent bei Arbeiten mit infektiösen Patientinnen und Patienten aufgenommen werden. Die Beschäftigten beim Deutschen Roten Kreuz arbeiten in den Bereichen Senioren; Gesundheit und Prävention; Kinder, Jugend und Familie, Behindertenhilfe, existenzsichernde Hilfen, Migration, Integration und Teilhabe, Erste Hilfe und Notfallrettung; Bevölkerungsschutz und in der Bildungsarbeit.
MM/red (Bilder: ver.di)