Gewerkschaftsjugend kritisiert Jugendarbeitslosigkeit

seemoz-JugendarbeitGerade bei Gewerkschaften in den krisengeschüttelten Ländern Europas ist Jugendarbeitslosigkeit ein gewichtiges Thema. Mit französischen, spanischen und italienischen Organisationen veranstaltete die DGB-Jugend in Markelfingen dieser Tage dazu eine Konferenz. Das internationale Projekt nennt sich „4 Motoren“

Mit Papierstreifen ist eine symbolisch gekippte Waage aufgeklebt. Die Aufgabe für PassantInnen: „Schreiben Sie einen Begriff auf einen Zettel, der Ihnen zum Thema Jugendbeschäftigung einfällt.“ „Positive Formulierung war uns wichtig“, sagt DGB-Jugendbildungsreferentin Anja Lange (26). Trotzdem überwiegt die Zahl der negativen Assoziationen deutlich. Neben „prekärer Beschäftigung“ oder „kein Anspruch auf Mindestlohn“ findet sich auch „Slavery“ (Sklaverei), von einer spanischen Gewerkschafterin ins Spiel gebracht, auf den Zetteln.

Forderung nach Jugendgarantie-Programmen

Finnland hat seine Jugendarbeitslosigkeit mit Jugendgarantie-Programmen bekämpft, aber die Realisierung in anderen Ländern geht nur schleppend voran: In Turin wurde ein entsprechender Gipfel, für den 11. Juli geplant, abgesagt, wohl aus Angst vor Ausschreitungen. Die linke  website umsganze.org/ spricht aus, worum es geht: „Jugendliche [sollen] nach spätestens vier Monaten Erwerbslosigkeit in den Arbeitsmarkt vermittelt werden – vor allem in prekäre Jobs, schlechte Ausbildungen und unbezahlte Praktika“. Die ,Jugendgarantieʻ sollte die zynische Antwort der herrschenden Politik auf die Situation von knapp sechs Millionen junger Erwerbslosen sein, die in der gegenwärtigen Krise in der EU, insbesondere im Süden Europas, arbeitslos sind. (Link: http://umsganze.org/gipfel-turin-abgesagt/ )

„EU-Kommission muss Gelder bereitstellen“

Die DGB-Jugend sieht in Deutschland die Jobcenter in der Pflicht. Die hätten zwar wirkungsvolle Vorschläge zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit gemacht, die würden jedoch nicht umgesetzt, weil die EU-Kommission die entsprechenden Gelder nicht bereitstelle. Anja Lange konkret: „Es geht der DGB-Jugend um bezahlte Praktika, Trainee-Programme und Jobs.“

Spanischen Organisationen geht Papier nicht weit genug

Für die beteiligten spanischen Gewerkschaftsjugendorganisationen (Acció jove – CCOO Young people und Avalot-UGT young people from Catalonia) gehen die Forderungen an der Realität vorbei: Da sich das Programm schwerpunktmäßig auf 18- bis 25-jährige bezieht und in Spanien eine Menge Leute zwischen 25 und 35 durch die Auswirkungen der Krise arbeitslos sind, sehen sie Nachbesserungsbedarf. Sie wollen einen Konsens, um eine Jobgarantie auch für diese Altersgruppe, die in Spanien trotz oftmals guter Ausbildung „verlorene Generation“ heißt. Für die DGB-Jugend, so Lange, sei es ein Zeichen der Solidarität, diese Bedenken mit einzubeziehen.

Man darf gespannt sein, ob die 4-Motoren-Konferenz einen einschneidenden Effekt hat. So wünscht man sich von Seiten der Gewerkschaften vor allem einen Dialog zwischen den beteiligten staatlichen Akteuren und der Industrie und außerdem ein Bekenntnis dieser staatlichen Administrationen zur Schaffung neuer, gutbezahlter Arbeitsplätze. Letztlich sind aber Modelle wie „Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich“ oder eine generelle Debatte über Produktionsbedingungen im Kapitalismus nicht Gegenstand des 4-Motoren-Zusammenschlusses, der vom damaligen CDU-Ministerpräsidenten Lothar Späth ins Leben gerufen wurde.  Dennoch: Ein notwendiger Fingerzeig auf die Probleme der lange nicht beendeten Krise in Europa ist diese Aktion allemal.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]

Autor: Ryk Fechner