Grabschändungen: Ergebnisse lassen auf sich warten
Ende Januar beschmierten unbekannte Täter über 40 Grabsteine auf dem Konstanzer Hauptfriedhof. Neben Parolen wie „Christ tot“, „IS“ oder „Deutsche raus aus Syrien“ war auch nebenstehende Widerlichkeit zu verzeichnen, die erst jetzt bekannt wurde. Wir zeigen dieses Bild, weil es entgegen erster Ermittlungen wohl doch eher auf einen rechtsradikalen Hintergrund hinweist. Das war anfangs in Zweifel gezogen worden.
Mitarbeiter der Konstanzer Friedhofsverwaltung haben alle beschmierten Grabstätten fotografiert und die Aufnahmen der Polizei übergeben. Der Schaden beläuft sich auf rund 10 000 Euro. Bei dem auf dem Bild abgelichteten Grabmal handelt es sich aufgrund der künstlerischen Gestaltung um ein schützenswertes Kulturdenkmal. Da dieses nicht auf dem jüdischen Teil des Friedhofs steht, nimmt man an, dass die Täter ortsunkundig waren. Für sachdienliche Hinweise wurde eine Belohnung über 1000 Euro ausgesetzt. Bislang aber tappen die ermittelnden Behörden immer noch im Dunklen.
Auffällig ist die offensichtliche Absicht der feigen Grabschänder, durch bemüht fehlerhafte Schreibweisen und Formulierungen („IS-Terror komt“/ „Ich hase Deutsche“) den Verdacht eventuell auf vermeintliche Täter mit Migrationshintergrund zu lenken. Auch die Sprühparolen mit dem IS- oder Syrienbezug sprechen da für sich. Mittlerweile wollen die Ermittler aufgrund der antisemitischen Hetzparole nicht ausschließen, dass die Täter wohl eher dem rechtsextremistischen Umfeld zuzurechnen sind.
Mehrmals schon wurde in den zuständigen Gremien die Frage aufgeworfen, ob man den Konstanzer Friedhof nicht mit einer Videoüberwachung ausstatten sollte. Doch das ist nicht nur aus datenschutzrechtlichen Gründen schwierig. Dagegen spricht außerdem das Ausmaß der verwinkelten Gesamtfläche, die insgesamt rund 12 Hektar beträgt und an vielen Stellen nur schwer einsehbar ist.
H. Reile
Vor 15 Jahren war ich in Bad Kissingen in Kur. Dort gab es unweit der Kurzeile einen jüdischen Friedhof. Zur jüdischen Tradition gab es Literatur, die Schlüssel zum Friedhof gab es auf dem Rathaus auf dem Bauamt. Die habe ich mir geholt, den Friedhof besichtigt. Mit Interessenten konnte ich auch eine Führung anbieten. Nach einer Woche gab ich die Schlüssel zurück. Meine Frage: Muss es unbedingt Video-Überwachung sein? Wer einen Schlüssel holt, müsste halt sein berechtigtes Interesse benennen. In Bad Kissingen musste ich nicht lange darstellen. dass ich Geschichte studiert und über jüdische Traditionen gearbeitet habe.