Grüne Jugend: Straßen umbenennen
Die Grüne Jugend im Kreis Konstanz spricht sich in einer Medienmitteilung klar für die Umbenennung von Straßen aus, deren Namensgeber durch Verbindungen zum Nationalsozialismus, Antisemitismus und Kolonialismus diskreditiert sind. Hier ihre Mitteilung in vollem Wortlaut.
In Radolfzell beschloss der Gemeinderat Anfang Februar in einem demokratischen Prozess mit Bürger*innen die Lettow-Vorbeck-Straße in Magnolienstraße umzubenennen. Wir als Grüne Jugend Kreis Konstanz möchten unsere ausdrückliche Unterstützung dafür aussprechen, da ein Kommandeur, der unter anderem am Völkermord an den Herero und Nama im damaligen Deutsch-Südwestafrika beteiligt war, als Namensgeber einer Straße schlicht untragbar ist. Denn für uns ist klar: Koloniale, nationalsozialistische und aus anderen Unrechtssystemen stammende Persönlichkeiten waren und sind Verbrecher*innen und sollten nicht durch Straßen oder Denkmäler verehrt oder heroisiert werden. Es dauerte mehr als ein Jahrhundert, bis die Bundesrepublik Deutschland den Völkermord an Herero und Nama überhaupt anerkannt hatte. Daher braucht es nun auch hier auf regionaler Ebene den politischen Willen, Prozesse der Geschichtsaufarbeitung voranzutreiben.
Auch in Konstanz sind Personen mit Verbindung zum Nationalsozialismus und zu Antisemitismus weiterhin Straßennamensgeber. Bei sechs Straßen sehen Expert*innen die Voraussetzungen für eine Umbenennung erfüllt (gemeint sind die Franz-Knapp-Passage, der Conrad-Gröber-Straße, die Hindenburgstraße, die Otto-Raggenbass-Straße, die Werner- Sombart-Straße und die Felix-Wankel-Straße). Dies nun schnell voranzutreiben ist wichtig, weil Straßennamen keine neutralen „Geschichtsbücher“ sind. Wir benennen Straßen nach Menschen, um sie zu ehren und ihren Verdiensten zu danken. Damit sollen unsere demokratischen und gesellschaftlichen Werte betont werden. Daher braucht es nun auch den politischen Willen, unseren öffentlichen Raum in der Bodenseeregion konsequent zu entnazifizieren und entkolonialisieren! Erst kürzlich begingen die Menschen in Deutschland und der Welt wieder den Internationalen Gedenktag an die Opfer des Holocaust. Es ist an der Zeit, diesem Gedenken auch konsequent antifaschistische politische Handlungen folgen zu lassen.
Straßen umzubenennen ist jedoch nur ein Teil eines größeren Puzzles. Wir fordern eine grundsätzlich stärkere Aufarbeitung deutscher Geschichte und eine antifaschistische und antirassistische Erinnerungskultur.
Es ist ein starker politischer Akt, die Lettow-Vorbeck-Straße, eine von den Nazis benannte Straße in Radolfzell, umzubenennen. An diesem positiven Beispiel muss auch hier in Konstanz und in ganz Deutschland angeknüpft werden. An die Gräueltaten zu erinnern und in der Gegenwart politisch konsequente Handlungen aus der Geschichte zu ziehen, ist eine Pflicht der Politik. Also heißt es für uns: Straßen umbenennen, Geschichte aufarbeiten!
Text: Grüne Jugend Kreis Konstanz, Bild: O. Pugliese
karlheinz galle allensbach
da gibt es reichlich altlasten. erschreckend ist auch, dass da eine allgemeine gleichgültigkeit vorherrscht, was z.b die friedrich schmiederstrangeht. in allensbach hat auch der bürgermeister kein interesse, auch nachdem ich ihn damit persönlich konfrontiert habe.
auch im südkurier ist kein leserbrief veröfentlicht worden in dem ich diese problematik angesprochen habe. es freut mich sehr, dass hier menschen nicht bereit sind, diese mißstände zu tolerieren.
Das wird schon jahrelang von verschiedenen Seiten aus gefordert und es wird Zeit, das endlich um zu setzten. Hoffentlich passiert diesmal was und die Initiative versandet nicht erneut. Unser Pfarramt (alt-katholische Gemeinde Konstanz) ist in der Otto-Raggenbass-Straße, mir ist es ein Ärger.