Guten Morgen, Herr Wiesner…

20110803-200535.jpg…Sie haben sich, das wurde uns von Mitarbeitern Ihres Hauses  verlässlich zugetragen, über die Berichterstattung auf seemoz fast eckig geärgert. Halten Sie den Ball flach, denn die Aussage, einen Haustarif gäbe es nur über Ihre Leiche, ist nachweislich so gefallen. Nun wollen wir nicht hoffen, dass Sie Ihre Drohung wahr machen – wir setzen eher darauf, dass Ihnen doch noch ein Licht aufgeht. Folgendes Gedicht aus dem „Streikkurier“ soll Ihnen dabei helfen. Lesen Sie es sich bitte laut vor

Ihr sollt die verfluchten Tarife abbauen. Ihr sollt auf euern Direktor vertrauen. Ihr sollt die Schlichtungsausschüsse verlassen. Ihr sollt alles Weitere dem Chef überlassen.

Kein Betriebsrat quatsche uns mehr herein. Wir wollen freie Wirtschaftler sein! Fort die Gruppen – sei unser Panier! Na, ihr nicht. Aber wir.

Ihr braucht keine Heime für eure Lungen, keine Renten und keine Versicherungen. Ihr solltet euch allesamt was schämen, von dem armen Staat noch Geld zu nehmen!

Ihr sollt nicht mehr zusammen stehn – wollt ihr wohl auseinander gehen! Keine Kartelle in unserem Revier! Ihr nicht. Aber wir.

Wir bilden bis in die weiteste Ferne Trusts. Kartelle, Verbände, Konzerne. Wir stehen neben den Hochofenflammen in Interessengemeinschaften fest zusammen.

Wir diktieren die Preise und die Verträge – kein Schutzgesetz sei uns im Wege. Gut organisiert sitzen wir hier – Ihr nicht. Aber wir

Na, Herr Wiesner, wie finden Sie das? Entdecken Sie Gemeinsamkeiten mit Ihrer Halsstarrigkeit und der Weigerung, für Ihre MitarbeiterInnen zumindest einen Haustarif zu akzeptieren? Sie wollen noch wissen, wer das Gedicht geschrieben hat? Tucholsky, Kurt. Auch so ein Aufrührer. Sollten Sie noch keine Urlaubslektüre haben, sei Ihnen der Mann empfohlen. Sie wissen ja: Lesen bildet. Ansonsten freuen wir uns auf ein unterhaltsames Zusammentreffen im Oktober, wenn Ihnen als Geschäftsführer des Südkurier der Konrad-Adenauer-Preis verliehen wird. Wofür eigentlich? Für arbeitnehmerfreundliches Verhalten sicher nicht. Egal, wir werden mit Ihnen mitfeiern. Versprochen.

Autor: H.Reile