Haltung von Eselspinguinen „nicht artengerecht“

So schnell kann es gehen. Auf Initiative von seemoz – siehe auch nebenstehendes moment mal! – hat sich umgehend die international aktive Tier- und Artenschutzorganisation „Pro Wildlife“ gemeldet und ein Protestschreiben an die Sea Life-Zentrale in Hamburg verfasst. Hier die Pressemitteilung im Wortlaut.

„Sehr geehrte Frau Anlauf,

mit großer Enttäuschung haben wir zur Kenntnis genommen, dass im Sea Life Konstanz zu Beginn der Osterferien eine Anlage für Eselspinguine eröffnet wurde. Diese Anlage ist alles andere als artgerecht, in keinster Weise geeignet, die Natur den Besuchern näher zu bringen und dem Image von Sea Life als angeblichem Botschafter für den bedrohten Lebensraum Meer abträglich.

Nach eigenen Angaben des Sea Life Konstanz ist diese Anlage nur 120 Quadratmeter groß und verfügt über ein zehn Meter langes Schwimmbecken. Eselspinguine sind nicht nur sehr charismatisch – wohl ein Grund für die neue Anlage in Konstanz – sondern auch äußerst bewegungsfreudig: In der freien Natur legen sie täglich Entfernungen von bis zu 15 km zurück, tauchen bis zu 200 Meter tief, können Spitzengeschwindigkeiten bis zu 27 km/h erreichen und sind damit die schnellsten Pinguine überhaupt. Wie soll die kleine Anlage in Konstanz einem solchen Bewegungsdrang gerecht werden? Wie will das Sea Life Konstanz mit diesen beengten Verhältnissen ein naturnahes Bild dieser quirligen Tiere vermitteln?

Sea Life trat einst mit einer lobenswerten Umweltschutzphilosophie an, die auch in Naturschutzkreisen Anerkennung fand: Das Nahebringen der vornehmlich heimischen Wasserwelt, der Verzicht auf die Haltung von Delfinen und die Kooperationen im Artenschutzbereich. Doch von dieser Philosophie wurde durch das Ausstellen immer neuer exotischer Arten (z.B. Meeresschildkröten, exotische Haie) zunehmend abgerückt. Mit dem Ausstellen antarktischer Eselspinguine in einer nicht artgerechten und viel zu kleinen Anlage, wie wir sie sonst nur aus drittklassigen Zoos kennen, wird diese Philosophie nun vollends unglaub- würdig. Wir fordern Merlin Entertainments deshalb auf, von einer Ausweitung der Haltung von Pinguinen in anderen Sea Life Filialen Abstand zu nehmen. Außerdem wäre eine umfas-sende Vergrößerung der gerade erst eingeweihten Anlage in Konstanz dringend geboten.

Wir bitten um baldige Stellungnahme und Informieren Ihres Hauptsitzes in England.

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Sandra Altherr
Projektleiterin Pro Wildlife“