Harrison bleibt Konstanzer
Freude und Erleichterung – natürlich vor allem beim Betroffenen selbst, aber auch imUnterstützerkreis. Gestern erreichte ihn die Mitteilung, dass der von Abschiebung bedrohte Harrison Ejike Chukwu in Konstanz bleiben kann. Das zuständige Regierungspräsidium Karlsruhe wird dem Asylsuchenden wie gefordert eine Ausbildungsduldung erteilen. Zu verdanken ist das ist nicht zuletzt einer Kampagne für den Verbleib des Geflüchteten, die online in nicht einmal drei Wochen 2344 UnterstützerInnen fand.
Lanciert hatten die Online-Petition am 27.6. das Café Mondial, der Verein „83 integriert“ sowie mehrere KonstanzerInnen. Sie appellierten an den Petitionsausschuss des Landtags, dem gebürtigen Nigerianer, der vor Jahren den bürgerkriegsähnlichen Zuständen in seiner Heimat entfliehen konnte, eine Ausbildungsduldung zu gewähren. Ein Ansinnen, das in der Stadt schnell Unterstützung erfuhr und auch von weiteren zivilgesellschaftlichen Gruppen und Parteien, darunter Linke/LLK und Grüne/FGL, unterstützt wurde.
Öffentlicher Druck war dringend geboten, drohte dem Asylsuchenden doch nach jahrelanger Hängepartie endgültig die Zwangsrückkehr in ein westafrikanisches Land, in dem Gewalt, Entführung, Folter und Mord immer noch Alltag sind. Für das Regierungspräsidium zählte das erst einmal nicht, ebensowenig, dass Harrison – trotz Arbeitsverbot – schon lange einen festen Platz in seiner neuen Lebensumgebung gefunden hat und etwa beim erfolgreichen Begegnungsprojekt Café Mondial wertvolle Arbeit als Ehrenamtlicher leistet. Auch die Ausbildungszusage eines Konstanzer Unternehmens perlte an der auf Abschiebung festgelegten Behörde zunächst ab.
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Umso größer nun die Freude im Unterstützerkreis und vor allem natürlich bei Harrison Chukwu selbst. Man sei „sehr glücklich und dankbar für diese Entscheidung“, fassen Doris Künzel und Daniela Winkler als Vertreterinnen von Café Mondial und „83 Integriert“ in einer Pressemitteilung die Stimmungslage zusammen. Sie ermögliche Harrison Chukwu nun „nach einer langen Odyssee und nach fast neun Jahren Aufenthalt, geprägt von Angst und Unsicherheit, eine Perspektive auf ein menschenwürdiges Leben und eine Ausbildung in unserer Stadt“.
Die engagierten Flüchtlingshelferinnen weiter: „Unser aller Einsatz hat sich gelohnt und hat gezeigt, dass Solidarität und Willkommenskultur in Konstanz keine leeren Begriffe sind, sondern, aktiv gelebt, auch zu Erfolg führen können. Letzten Endes waren das große ehrenamtliche Engagement und der feste Wille von Harrison selbst, sich in unsere Gesellschaft positiv einzubringen und zu integrieren, ausschlaggebend für diese Entwicklung. Wir danken allen Beteiligten auf diesem Wege für ihre großartige Unterstützung! Harrison ist und bleibt Konstanzer! Darüber freuen wir uns sehr!“ Wir auch.
jüg/MM (Bild: Screenshot „www.harrison-ist-konstanzer.de“)
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