Herosé: Bratwurst contra Konzerthaus und Asisi
In der Sitzung des Technischen- und Umweltausschusses (TUA) wurde ausgiebig darüber diskutiert, an welchen Stellen im Herosé-Park zukünftig Grillstellen eingerichtet werden sollen. Viele Ausschuss-Mitglieder plädierten auch für einen Standort neben dem Bodenseeforum. Nur zögerlich hat Bürgermeister Langensteiner-Schönborn diesen Vorschlag auf Prüfung aufgenommen (seemoz berichtete). Und das hat mehrere Gründe.
Klar ist immerhin: In einer eher abgelegenen Ecke des Herose-Parks und weit weg vom Wasser, wird wohl eine Grillzone eingerichtet. Dort kann der mit der allseits beliebten Alu-Schale ausgestattete Einweg-Griller in naher Zukunft sein Würstlein brutzeln. Eingelassene Steinplatten sollen verhindern, dass weiterhin hässliche Brandflecken den Rasen verunzieren. Außerdem sprach sich eine Mehrheit dafür aus, dort zusätzlich einen festen Grill nebst Sitzbänken zu installieren. Endgültig darüber entscheidet der Gemeinderat am morgigen Dienstag.
Mehrere Grillzonen …
Geprüft werden soll auch eine zweite Grillstelle im vorderen Herose-Bereich auf dem Great-Lakes-Gelände. Ob der Vorschlag der Verwaltung zum Tragen kommen wird, einen weitestgehend rauchfreien Elektrogrill bereitzustellen, ist noch ungewiss, denn das Teil ist teuer in Anschaffung und Unterhalt und böte zudem allerlei Möglichkeiten für unsachgemäße Benutzung: Trocknen der nassen Badeklamotten oder andere Jugend-forscht-Projekte wie Einschmelzen von Glas- oder Plastikflaschen, garniert mit anderem Müll. Kurzum, man befürchtet (nicht ganz zu Unrecht) Jux und Tollerei nebst überbordendem Vandalismus aller Art.
… und ein neuer Vorschlag
Überraschend viel Unterstützung aus nahezu allen Fraktionen fand die spontan aufgekommene Idee, neben dem Bodenseeforum eine weitere, feste Grillanlage einzurichten, ähnlich wie am Schänzle. Der Platz sei ungenutzt, sehr viel näher am Wasser, aber auch weit genug entfernt von dem Quartier, dessen Bewohner seit jeher behaupten, das öffentliche Treiben vor ihren teuren Behausungen verringere ihre Lebensqualität und führe zu irreperablen Schäden an Leib und Seele.
Das brachliegende Areal, so die Befürworter dieses Standorts hartnäckig, biete zudem die Möglichkeit, sportlich ambitionierten Besuchern ein Volleyball- oder Basketballfeld zur Verfügung zu stellen und damit auch für eine Entzerrung auf dem gesamten Bereich zu sorgen. Ein durchaus attraktives Angebot, wie man beispielsweise zur Sommerzeit täglich am Hörnle beobachten kann. Denkbar dazu sei auch ein Spielplatz mit allem, was die Kinderherzen erfreut. Der geplante Kiosk in Sichtweite könnte für die Grillanten Holzkohle zur Verfügung stellen und ein Auge darauf werfen, dass es halbwegs gesittet zugeht.
Wer macht das Rennen?
Da war längst der Zeitpunkt für Baubürgermeister Langensteiner-Schönborn gekommen, sichtlich nervös seinen Sessel zu bearbeiten. Kein Wunder, denn die Verwaltungsspitze möchte so lange wie möglich den Platz frei halten für: entweder die Asisi-Rotunde oder ein Konzerthaus. Letzteres hatte Oberbürgermeister Uli Burchardt schon während seines Wahlkampfs vor fünf Jahren wieder ins Spiel gebracht. Das bescherte ihm die Stimmen derer, die zwei Jahre zuvor eine krachende Abstimmungsniederlage erlitten hatten, als es um den Bau des KKH auf Klein Venedig gegangen war. Aber diese immer noch einflussreiche Klientel möchte Burchardt nicht verprellen, er hält sie hin und drückt sich vor einer klaren Aussage. Das höchst defizitäre Bodenseeforum schlägt ihm aufs Gemüt, ein weiteres Millionengrab kann er sich nicht leisten. Auch der Konstanzer Unternehmer Wolfgang Scheidtweiler ist weiterhin daran interessiert, an dieser Stelle seinen Asisi-Turm zu bauen. Eine Mehrheit des Gemeinderats hat ihm allerdings einen Korb gegeben. Doch aufgeben will er nicht, wie zu erfahren war. „Die Drähte glühen weiterhin“, heißt es aus gut informierten Kreisen.
Bleibt also die abschließende Frage, in welche Richtung das Pendel für diesen begehrten Standort ausschlägt: Tourismus (Asisi), Traumtänzer zu Lasten der Steuerzahler (Konzerthaus) oder Freigabe und dementsprechende Angebote für breite Teile der Bevölkerung.
H. Reile