Herrn Osners gesammeltes Schweigen

Rund 17.000 Euro kostete das nutzlose Gutachten, das SPD-Bürgermeister Andreas Osner über das Theaterstück „Mein Kampf“ hatte anfertigen lassen. Anschließend stand Osner im Kreuzfeuer der Kritik. Nun glaubt er, die Sache sei gegessen und er könne zur Tagesordnung übergehen. Doch Theatermann Daniel Morgenroth, selbst mit einem SPD-Parteibuch ausgestattet, hakt nach, stößt aber bei Osner auf taube Ohren.

Bereits am 19. September stellte Daniel Morgenroth, Referent des Theaterintendanten Christoph Nix, Bürgermeister Osner diese Fragen:

1. Wie genau lautete der Arbeitsauftrag an Nebelung Kommunikation? (Anm. d. Red. – das ist das Institut, das Osner beauftragt hat, um herauszufinden, ob das Theaterstück Schaden für die Stadt verursacht habe).
2. Warum wurde das Theater in die „strukturierte Aufarbeitung“ und „interne Reflektion“ nicht miteinbezogen?
3. Warum wurde das Theater von Nebelung nicht nach positiven Zuschriften gefragt, die bei uns zahlreich vorliegen (…)?
4. Gestern (Anm. d. Red.: Bei der Sitzung des Kulturausschusses am 18.9.) herrschte Konsens über die qualitativen Mängel des Gutachtens. Warum wurde dann der volle Betrag gezahlt? Beabsichtigen Sie, die Rechnung ex post zu mindern?
5. Sie haben gestern Fehler eingestanden. Gedenken Sie, bei Bürgern und Rat für die Fehler um Verzeihung zu bitten?
6. Im Bezug auf die von Ihnen eingeräumten Fehler: Wie gedenken Sie, Wiedergutmachung zu leisten?

Eine Reaktion bekam Daniel Morgenroth auch Ende September auf eine erneute Anfrage nicht. Also griff er am 5. Oktober nochmals in die Tasten und wurde deutlicher: „Ich stelle somit fest, dass Sie entweder nicht willens oder nicht in der Lage sind, auf meine Fragen zu antworten. Beides fände ich bedauerlich. Der von Ihnen hier an den Tag gelegte Kommunikationsstil widerstrebt sowohl meinen demokratischen Bürgerverständnis, als auch meinen Erwartungen als Ihr Genosse.“

Es vergingen weitere zwei Wochen, bis Osner sich bemüßigt fühlte, seinem SPD-Parteifreund Morgenroth zu antworten. Die Fragen um die Medienanalyse, so Osner, „wurden (…) in der Sondersitzung des Kulturausschusses am 18.9.18 umfassend diskutiert. (…) Ich beabsichtige nicht, Ihnen gegenüber auf elektronischem Weg weitere Erklärungen abzugeben. (…) Ihre SPD-Mitgliedschaft nehme ich zur Kenntnis, daraus mir gegenüber in städtischen bzw. dienstlichen Angelegenheiten besondere Rechte zu reklamieren, halte ich für verfehlt“.

Merke: Wer solche „Parteifreunde“ hat, braucht keine Feinde mehr. Und so blieb eine Replik Morgenroths natürlich nicht aus. Umgehend ließ er Osner unter anderem wissen: „(…) Schweigen ist Ihr gutes Recht. Ich möchte jedoch klarstellen, dass ich ob unserer Parteifreundschaft keine Sonderstellung oder ähnliches erwarte. Mir war nur wichtig, dass Ihr Verhalten gegen die Prinzipien geht, für die Ihre und meine Partei steht“.

Man darf wohl getrost davon ausgehen, dass der muntere Disput unter den Genossen noch nicht zu Ende ist und seinen Siedepunkt noch gar nicht erreicht hat. Fortsetzung folgt demnächst in diesem Theater. Der Eintritt ist frei.

hr

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