Herz-Zentrum in der Internet-Defensive
„Aufgrund der Tatsache, dass unsere Kliniken Gegenstand einer – aus unserer Sicht ungerechtfertigten – massiven medialen Berichterstattung sind, haben wir uns entschieden, diese temporäre Website einzurichten“. Das blaue Fenster auf dem Bildschirm, das anstelle der gewohnten Homepage auftaucht, gibt nicht viel mehr als diese wenigen Wörter her. Auch andere Informationen über das Herz-Zentrum Bodensee sind auf HZB- und verwandten Websites plötzlich verschwunden
Durch diese Internet-Defensive der HZB-Leitung werden fast sämtliche, bisher sowieso schon nicht üppigen Informationen über die beiden Kliniken in Konstanz und Kreuzlingen storniert. Ob sich die Verantwortlichen damit gerade in diesen schwierigen Zeiten einen Gefallen tun, darf bezweifelt werden. Immerhin werden auf diese Weise auch Neuigkeiten zur Personalausstattung unterdrückt, was im Fall eines Unglücksfalls vom vergangenen Freitag im Umfeld des Herz-Zentrums beinahe an Aufklärungsverweigerung grenzt. Alles (nicht) nachzulesen auf: herzzentrum.azurewebsites.net/
Allerdings taucht auf der „temporären Website“ auch die Stellungnahme der Geschäftsführung auf, die seemoz schon vor Tagen veröffentlichte. Flankiert von einem „Pressespiegel“, der jedoch nur Meldungen des letzten Monats enthält – und solche von seemoz gar nicht, was uns überhaupt nicht wundert, denn für die zahlreichen Kommentare von Insidern hat die HZB-Chefetage wohl wenig Verständnis. Wofür wir nun wieder Verständnis haben.
Mittlerweile hat Claudia Zunker, Betriebsratsvorsitzende der Klinik in der Luisenstraße, bei ihren Kolleginnen und Kollegen im Konstanzer Gemeinderat eine Unterstützungskampagne gestartet. Und folgsam haben bislang CDU, UFG und FWK ihre Solidaritätsadressen versandt, in denen viel über die (von niemandem jemals bestrittenen) medizinischen Leistungen und wenig über die aktuellen Vorwürfe gesagt wird – Rechtsbewusstsein formuliert sich anders.
Dass aber auch HZB-Chef Costa mit seiner Informationspolitik nicht recht glücklich ist, erweist sich im letzten Satz seiner schmalen Website: „Gerne würden wir noch viel tiefer in die Materie einsteigen und auch noch transparenter kommunizieren. Wir bitten Sie aber um Verständnis dafür, dass dies in laufenden Verfahren, noch dazu in einem frühen Verfahrensstand und vor einer Stellungnahme gegenüber den Ermittlungsbehörden, nicht möglich ist.“
Niemand hindert Martin Costa daran, eine solche Stellungnahme zügig abzugeben: Immerhin sind sechs Monate vergangen, seit die ersten Vorwürfe in der Öffentlichkeit auftauchten.
Autor: hpk
Herzklinik: Der Costa-Maass-Clan schlägt zurück
Punkt 1: Hier werden gezielt Grauzonen ausgenutzt, Ärzte und Funktionspersonal (Op-Pflege, Anästhesie-Pflege, Kardiotechnik, Herz-Katheter Labor und EPU) alle haben Schweizer Arbeitsverträge. Gilt dann für diese Mitarbeiter, wenn sie in Deutschland eingesetzt werden, deutsches Arbeitsrecht? Sind diese Mitarbeiter überhaupt versichert, wenn sie im benachbarten Ausland tätig sind? Sind die Mitarbeiter auf dem Weg von einem Krankenhaus zum anderen versichert, wenn sie über die Grenze fahren (alle außer den Chefärzten und dem Pflegedienstleiter im Privat PKW)?
Punkt 2: Das Arbeitsinspektoriat in Frauenfeld wusste seit Jahren genau von diesen Vorgängen, etliche Mitarbeiter hatten sich dort informiert und die Missstände am HZ Bodensee erläutert.Dieses Amt handelt nicht bei anonymer Anzeige. Outet man sich, sind Probleme so gut wie sicher, da es in der Schweiz keinen Kündigungsschutz gibt. Das Arbeitszeitgesetz ist in der Schweiz völlig anders, hier gelten Wochenarbeitszeiten von 50 Stunden und mehr, was in der BRD verboten ist. Etliche Kollegen aus dem ärztlichen Bereich klagten nach vollzogener Kündigung ihre Überstunden erfolgreich ein, die das HZ Bodensee nicht anerkennen wollte. Es wurde dann eine elektronische Zeiterfassung eingeführt, an der autorisierte Personen nachträglich Arbeitszeiten verändern können, was rechtlich äußerst fragwürdig ist. Wegezeiten zwischen den beiden Kliniken werden pauschal mit 30 min angegeben, was mit öffentlichen Verkehrsmitteln niemals zu schaffen ist.
Punkt 3.: Aufgrund dieser Missstände gründeten mutige Mitarbeiter vor einigen Jahren einen Betriebsrat in der Konstanzer Klinik. Dieses wurde damals von den Herren Costa und Co. beim Amtsgericht Radolfzell per einstweiliger Verfügung zu verhindern versucht-zum Glück ohne Erfolg.
Punkt 4: In der Klinik ist nachts ein diensthabender Arzt (diese Dienste hat auch die falsche Ärztin geleistet) pro Klinik anwesend für Station und Intensivstation, aber nicht für Notfälle (siehe Punkt 4). Der Facharztstandard muss auch in der Nacht gewährleistet sein, da sollten die Ermittler auch mal genauer hinschauen. Gerne werden ausländische Ärzte als Gastärzte angestellt (die eigentlich nichts machen dürften), die aber sowohl am Nachtdienst als auch an den Hintergrunddiensten teilnehmen (mussten) und ohne Genehmigung in der Schweizer Klinik in Kreuzlingen arbeiten.
Punkt 5: Es steht für den OP nur ein Notfallteam für beide Staaten zur Verfügung.Bei genauerer Betrachtung deckt dieses Team in
Konstanz: erstens den kardiologischen, zweitens den herzchirurgischen und drittens den elektrophysiologischen Hintergrund ab und in Kreuzlingen: viertens den kardiologischen, fünftens den herzchirurgischen, sechstens den neurochirurgischen und siebtens den elektrophysiologischen Hintergrund ab-sieben Disziplinen in zwei Ländern und das mit nur einem Team. Das sollte die Krankenkassen schon mal interessieren, immerhin hat man auf beiden Seiten des Bodensees den Versorgungsauftrag.
Punkt 6: Die DRG Pauschalen wurden Ende der 90 er Jahre aufgrund von Personal und Sachkosten festgelegt und dann entsprechend vergütet. Damals hatte diese Klinik noch keine Zulassung in Deutschland-erhält aber heute die gleiche DRG Vergütung wie z.B. die Unikliniken Freiburg, Ulm und Tübingen. Dort sind aber nicht wie in Konstanz nur drei Ärzte angestellt, sondern einiges mehr an Personal und die Ärzte haben obendrein eine Approbation und keine Vorstrafen.
Punkt 7: Proventis Care Solution AG. Es wird immer wieder über überhöhte Preise berichtet, wahrscheinlich dient diese Firma (gleiches Schema: Geschäftsleitung Airoldi, Costa und Maass) dazu um Gelder von der Kliniktochter HZ Konstanz in die Steueroase Kanton Zug zu transferieren.Die Einkaufspreise der Verbrauchsartikel in KN werden durch Proventis um mehrere 100% erhöht, somit wird der Gewinn vor Steuern deutlich reduziert und der deutsche Fiskus hat geringere Einnahmen, die Geschäftsleitung der Proventis bereichert sich wahrscheinlich auf diesem Wege.
Fazit: Frau Altpeter sollte genau recherchieren, solchen Leuten muss das Handwerk gelegt werden.
MFG MAD-COM-AIA
Proventis ist ein „Insichgeschäft“ und ist nicht erlaubt. Kann man im Schweizer Strafgesetz lesen (ui das steht im Strafbuchgesetz, dann gibt es ja Gefängnis dafür).
Herr Ninck hat das wunderbar im Artikel beschrieben: Das ist eine Kartonbude… Und wenn die Klinik 10 mal meint es ist legal werden die Staatsanwaltschaften eine Freude an diesem Konstrukt haben – und nur die entscheiden ob es legal ist oder nicht…
Patienten anlügen ganz Gross – diametral zu allem was ein Arzt heute lernt in der Ausbildung. Darauf einen Laser…
Geschäftsführer die sich an geschmuggelte Leichen nicht mehr erinnern. TOP.
Lesenswerter Artikel im Magazin heute bei den Schweizer Nachbarn! Da fallen doch ein paar Dinge auf: man muss Patienten nicht die Wahrheit sagen, nur weil ein Bypass nicht so angeschlossen wurde wie geplant! Sehr interessante Einstellung!
Ernsthaft,so etwas kann jedem Herzchirurgen passieren, aber: es muß kommuniziert und weiterer Schaden vom Patienten abgewendet werden! Solch ein Verhalten ist mit der ärztlichen Ethik nicht vereinbar!
Ging das ganze in diesem speziellen Fall nicht sogar so weit,dass die Geschäftsführung (GF) aufforderte, die Tatsache des Nichtanschlusses zu verschweigen? Dies wäre per se eine unzulässige Einmischung in medizinische Belange und Aufforderung zur Vertuschung.
Liebe Thurgauer Kardiologen, fehlende Bewilligungen hin oder her, wollen Sie bei Ihren Patienten wirklich belogen werden über die definitiv durchgeführte Operation?
Offenbar mischen sich Costa & Airoldi gerne in medizinische Dinge ein: Abschlussbriefe verstorbener Patienten wurden „gegengelesen“- Arztgeheimnis, Schweigepflicht-schon mal gehört?
Proventis: selbst wenn es juristisch geprüft und legal sein sollte, Aufschläge von über 400% beim Verkauf von stents an die EIGENE KLINIK sind eine Frechheit und das Ganze hat mehr als nur ein“Geschmäckle“.
Offenbar betrifft die Affäre nicht nur die Klinikleitung, sondern auch die Thurgauer Behörden mischen munter mit. Wenn Unterlagen vernichtet und Hinweise ignoriert wurden, dann muss die Rolle der entsprechenden Politiker untersucht werden, die hier bewusst „weg gesehen“ haben. Hoffentlich ermitteln die Schweizer Staatsanwälte in alle Richtungen und scheuen sich nicht, auch hier genau hinzusehen.
razi sagt:
16. November 2013 um 11:35
http://blog.dasmagazin.ch/aktuelles_heft/n-46/
diesaer Blog im magazin sollte unbedingt gelesen werden.
Das erklärt alles
Man kann nur Patienten offen und transparent aufklären über die Klinik. Und der Ärztliche Direktor hat offen nun erklärt, das in dieser Klinik Patient angelogen werden anstatt Ihnen die Wahrheit zu sagen. Das ist Praktikabler. Soll sich jeder Patient selber überlegen ob er ehrlich behandelt werden möchte oder angelogen werden will…
…Auszug aus dem Tagesanzeiger Magazin von heute:
„Dr. K. hat bei der Operation den Ast nicht gefunden. Dr. K. verschweigt dies dem Patienten, im Entlassungsbrief schreibt er: «Die Kontrolluntersuchung zeigte hervorragende Ergebnisse aller Bypässe.»
Ein Jahr später erleidet der Patient einen Infarkt und wird in Kreuzlingen wieder eingeliefert, weitere Eingriffe sind nötig. Dr. K. erklärt selbst jetzt dem Patienten nicht, was los ist. Halb so schlimm, sagt Dierk Maass. «Wenn ich einen Patienten operiert habe, dem es gutgeht, und eigentlich alles perfekt ist, dann fange ich doch nicht an, mit ihm darüber zu diskutieren, warum ich die eine Kranzarterie vielleicht nicht gefunden habe. Ich fange doch nicht an zu diskutieren, ob irgendein Bypass nicht angeschlossen ist – das ist nicht praktikabel. Da verwirren wir den Patienten nur.» Der Patient sieht das natürlich ganz anders, er weiss, dass man ihn medizinisch besser behandeln, wahrscheinlich den Infarkt sogar hätte verhindern können, wären er und sein Hausarzt rechtzeitig aufgeklärt worden. Vielleicht wäre er heute nicht arbeitsunfähig. Der Patient überlegt sich nun, ob er die Sache vor den Richter bringen soll. Und viele Ärzte in der Klinik geben ihm recht: «Es ist doch kein Problem, nach einem Eingriff dem Patienten zu sagen, es sei schwierig gewesen, man habe nicht alles, was man vorgehabt hatte, machen können. Die Patienten können mit einer solchen Information umgehen», sagt ein Herzchirurg. «Es gibt aber etwas, das ein Patient auf keinen Fall will: angelogen werden.»“
http://blog.dasmagazin.ch/aktuelles_heft/n-46/
Wenn Costa & Co sich nichts haben zu Schulden kommen lassen, um so besser für alle, insbesondere die Mitarbeiter, die für den ganzen Skandal überhaupt nichts können.
Dann muss der Geschäftsführung ja eigentlich daran gelegen sein, so rasch wie möglich die Karten auf den Tisch zu legen und die Vorwürfe ein für allemal auszuräumen, die nach ihren Äußerungen ja eh völlig aus der Luft gegriffen sind.
Warum also keine eidesstattliche öffentliche Erklärung?
Also z.B.:
1. Wir haben für alle Mitarbeiter die Sozialabgaben immer korrekt in Deutschland abgeführt
2. Die falsche Ärztin hat keinen Nachtdienst gemacht, nachdem die Info über ihren Betrug der Geschäftsführung mitgeteilt wurde
3. Proventis hat nie mit exorbitanten Aufschlägen Material an die eigene Klinik verkauft, sondern nur zum normalen Marktpreis.
Das wäre doch ein guter Anfang, der sich auch auf die anderen Vorwürfe zwanglos ausdehnen lässt. Wenn alles unwahr ist, was auf Seemoz zu lesen ist, dann würde eine eidesstattliche Erklärung doch kein Problem sein, man hat ja nichts zu befürchten!
Neutralen Journalismus gibt es nicht, liebe(r) Aussi. Wann immer in letzter Zeit Missstände von Medien angeprangert wurden, ob in Konstanz (s. z.B. Müller-Esch-Affäre, s.z.B.Geld-Vergeudung beim Konziljubiläum, s. z.B.Kirchenpolitik) oder anderswo (s. z.B. die Fälle Wulff und Hoeneß) geschah das durch engagierte, eben nicht neutrale Schreiberlinge. Und was unsere Informanten angeht: Sie können sicher sein, dass wir nur von uns nachgeprüfte Informationen weitergeben und somit sicherstellen, dass wir weder Trittbrettfahrern noch Racheengeln aufsitzen. Das ist auch der Grund, weshalb wir immer wieder „Infos“ zurückhalten…
Wen wundert es…
dass das Herzzentrum die SeeMoz nicht zitiert?!
Professioneller Journalismus sollte doch eher neutral formuliert sein.
Ich habe die letzten Tage das Geschehen um das Herzzentrum auch auf SeeMoz verfolgt und ich muss schon sagen, dass neutrale Berichterstattung anders aussieht.
Natürlich ist es wichtig, dass die Bürger aufgeklärt werden und dass solche Vergehen, wie sie dem Herzzentrum vorgeworfen werden, geahndet werden müssen, das steht ausser Frage.
Man sollte hierbei jedoch immer neutral bleiben, vor allem, wenn noch keine endgültigen Ergebnisse vorliegen.
Vorsichtig sollte man auch sein, wenn man als Quellen ehemalige Mitarbeiter erwähnt oder zitiert. Es kann nämlich sein, dass diese ehemaligen Mitarbeiter das Arbeitsverhältnis nicht unbedingt im Guten beendet haben und evtl. noch eine „offene Rechnung“ mit dem Herzzentrum haben könnten.
Letztendlich sind es immer die Mitarbeiter, die die Leittragenden sind und sich um ihre Arbeitsplätze sorgen. Die Menschen, die das verantworten müssen, haben „ihre Schäfchen längst im Trockenen“. Das sollten Sie bitte immer bedenken. Und nein, ich bin kein/e Mitarbeiter/in des Herzzentrums, ich fühle nur mit diesen Mitarbeitern mit, die momentan einem enormen psychischen Stress ausgesetzt sein müssen.