Herzlich willkommen in Egg
Die Bürgergemeinschaft Egg hat in den letzten Wochen gegen eine Anschlussunterkunft für Flüchtlinge auf der Egger Wiese mobil gemacht. Aber es gibt auch andere Egger, die ausdrücklich für die Flüchtlingsunterkunft eintreten: Einige engagierte Bürgerinnen und Bürger haben die LLK zu einem abendlichen Plausch nach Egg eingeladen und vor Ort erläutert, warum sie die geplante Unterkunft als Chance nicht nur für Flüchtlinge, sondern auch für ihren Stadtteil sehen.
Durch Egg geht mittlerweile ein tiefer Riss, der so schnell nicht zu heilen sein dürfte. Auf der einen Seite steht die Bürgergemeinschaft Egg, die als Sprachrohr sämtlicher Egger und Eggerinnen wahrgenommen werden möchte und durchaus wortgewaltig gegen den Bau der Anschlussunterbringung aufsteht, unter anderem weil sie die Egger Wiese als Spielplatz und Begegnungsstätte ungeteilt erhalten wissen will.
Ein Stadtteil und seine „Spießbürgersorgen“
Diese Bürgergemeinschaft fand sich im April zusammen, und damals war Patrick Betz ihr erster Vorsitzender. Er ist, so erzählt er, aber bereits im Mai nach wenigen Wochen als Vorsitzender zurückgetreten, als klar wurde, dass sich die Bürgergemeinschaft ausschließlich als Organisation der Gegner der Flüchtlingsunterkunft versteht und dass abweichende Meinungen in dieser Frage dort keinen Platz haben würden. Betz und seine MitstreiterInnen zeigen sich enttäuscht darüber, dass auch die Stadtverwaltung bisher nur mit der Bürgergemeinschaft als einziger Vertreterin Eggs gesprochen hat, denn die (zudem noch in Gründung befindliche) Bürgergemeinschaft kann in ihren Augen nicht beanspruchen, alle EggerInnen gesamthaft zu vertreten.
Betz ist heute eines der prägenden Gesichter eines anderen Egg, das die andere Seite bildet, das die Willkommenskultur für Menschen, die – oft schwer traumatisiert und unter Lebensgefahr – nach Deutschland fliehen, ernst nimmt und die geplante Flüchtlingsunterkunft auf der Egger Wiese begrüßt, sowohl als humanitäre Notwendigkeit wie auch als Chance. Egg ist der immer noch kleinste, aber schnell wachsende Konstanzer Stadtteil, dem es an vielem fehlt, von Einkaufsmöglichkeiten über öffentliche Abfallbehälter bis hin zu Hundekotbeuteln, von den Verkehrsproblemen ganz zu schweigen; typische „Spießbürgersorgen“ also, wie Betz selbstironisch anmerkt, die dann schnell von der Flüchtlingsfrage in den Hintergrund gerückt wurden.
Baupläne sind schon alt
Er und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter sehen vor allem das Argument, durch den Bau auf der Egger Wiese sei der dortige Platz nicht mehr als Spielplatz und Begegnungsort zu nutzen, als falsch an. Auf dem nördlichen, jetzt mit einigen Büschen bestandenen Abschnitt des Geländes, auf dem die Unterkunft entstehen soll, sei eigentlich ein Kindergarten geplant gewesen, so dass hier ohnehin gebaut werden sollte. Und auch nach dem Bau, der nach der aktuellen Planung weniger als 50% des Gesamtareals einnehmen soll, bleibe den Kindern, auch jenen der Flüchtlinge, der bisherige Fußballplatz und der angrenzende überwucherte Streifen entlang eines kleinen Grabens als ausreichend großes Areal zum Spielen; ein Fußballtor und einige Spielgeräte, die auf dem zu überbauenden Teil der Wiese stehen, könne man unschwer ein wenig versetzen. Misst man das auf Google Earth nach, so bleiben nach dem geplanten Bau der Anschlussunterbringung geschätzte 2000 Quadratmeter als Spiel- und Erholungsgelände unverändert.
(PM/hpk) Bereits im Oktober sollen die ersten Flüchtlinge in einer neuen Gemeinschaftsunterkunft in Mühlhausen-Ehingen einziehen, die dann 15. im Landkreis Konstanz. Die kurzfristig angemietete Gewerbehalle (Im Kai 2) wird umgebaut, um eine Unterbringung mit größtmöglicher Privatsphäre zu gewährleisten. Dazu gehören beispielsweise auch Abtrennungen in der Raumaufteilung. Bevor die ersten Flüchtlinge und Asylbewerber in die Unterkunft einziehen werden, findet eine Bürgerinformation statt, bei der die Gemeinde Mühlhausen-Ehingen auch einen Helferkreis gründen möchte. Ein Termin für diese Zusammenkunft steht noch nicht fest.
Diese Vertreterinnen und Vertreter eines anderen Egg sehen ihr Engagement vor allem humanitär: „Es kann nicht sein, dass im reichen Deutschland Flüchtlinge, die es oft nur mit viel Müh und Not hierher geschafft haben, am Ende in Zelten oder Containern an den Stadträndern untergebracht werden müssen, weil sie keiner in seiner Nachbarschaft haben will.“ Sie klingen durchaus entschlossen, sich dann auch aktiv um ihre neuen NachbarInnen kümmern zu wollen und halten etwa 40 Flüchtlinge auf rund 750 Egger EinwohnerInnen für eine vertretbare Zahl (während die Bürgergemeinschaft allerhöchstens einen Bruchteil davon in Egg untergebracht sehen will). Ebenso scheinen sie den Riss durch Egg auf lange Sicht für heilbar zu erachten, denn sie wollen irgendwann auch wieder mit der Bürgergemeinschaft an einem Strang ziehen.
Für eine neue Basis des Dialogs
„Wir möchten im Ton, vor allem aber auch in der Sache eine neue Basis des Dialogs suchen. Um die integrative Funktion und gemischte Nutzung der Gebäude zu verbessern, möchten wir Gemeinschaftsräume anregen, die nicht nur für die Kommunikation im Haus da sind (Stichwort ‚Teeküche‘), sondern auch der Begegnung von alten, mittelalten, halb neuen und neuen ‚Eggern‘ dienen. Wir wünschen uns im Zug der Bebauung ein Café oder einen Laden in Egg, eine verbesserte Verkehrsanbindung und bessere Infrastruktur,“ charakterisiert Steffen Bogen den Standpunkt der Pro-Fraktion und bringt einen Dorfladen auf genossenschaftlicher Basis ins Gespräch.
Es bleibt zu hoffen, dass der Riss durch Egg nicht endgültig ist, aber das dürfte auch davon abhängen, ob sich die Fronten in der Flüchtlingsfrage weiter verhärten. Eine Frage ist sicher auch, ob sich auf Seiten der Gegner und Gegnerinnen der Unterkunft ausländerfeindliche Töne Geltung verschaffen können, wie sie in Mails einzelner EggerInnen an Gemeinderatsfraktionen zu lesen sind, aber diese Mails sprechen nicht für die Bürgergemeinschaft Egg und geben Einzelmeinungen von AnwohnerInnen wieder.
Man muss also – vor allem im Interesse der Flüchtlinge – gespannt bleiben, wie und vor allem wann es nach der Sommerpause mit der Umsetzung des Gemeinderatsbeschlusses zum Bau der Flüchtlingsunterkunft in Egg weitergehen wird.
O. Pugliese
Ich kann mich im Wesentlichen nur den Aussagen von Rainer M. anschließen!
Ein großer 10m höher Baukörper für 40-50 Bewohner mitten im Dorf wäre eine Schande. Der weitestgehende Verlust des Spiel- und Bolzplatzes würde Egg seinen einzigen Begegnungplatz rauben!
Zu der Aussage von B.Betz „Eine dezentrale Lösung wäre ideal, ist aber wohl politisch nicht gewollt, da die Fördergelder so nicht zu bekommen sind.“ Woher stammt diese Information? In der unsäglichen Gemeinderatsitzung sowie der „Radtour durch Egg“ haben beide Bürgermeister das Gegenteil gesagt. Ihre Stimme in der Sitzung war wohl im Vergleich zu anderen nur nicht laut genug!
S.v.d.Nüll
Als angehende Psychologin möchte ich gerne noch eine andere Seite der Integration ergänzen. Natürlich stehen die psychologischen Aspekte dem Platzproblem hintenan.
Aber vor dem Hinergrund, dass es zum einen nach dem Bau Sache der Egger ist, die erfolgreiche Einbindung der Menschen zu bewerkstelligen und zum anderen Egg ein kleiner und begrenzter Stadtteil ist, dessen Klima vom Erfolg der Integration abhängt, sollte auf jeden Fall darauf geachtet werden, eine Integration nach allen Möglichkeiten zu fördern.
Auch ich bin für einen Flüchtlingsstandort in Egg und bereit, neue Menschen willkommen zu heißen. Trotzdem halte ich die Egger Wiese für ungeeignet.
In meinem Heimatdorf, einer kleinen Gemeinde in Bayern, sind seit Jahren Flüchtlinge in wachsender Zahl untergebracht und diese sind dankbar, freundlich und wirklich bemüht, sich zu integrieren.
Vor allem für die jungen Männer, die alleine ankommen, ist es ein ganz schönes Stück Arbeit und auch ein ordentlicher Schock, Jahrzehnte ihrer eigenen Kultur samt ihrer gesellschaftlichen Stellung über den Haufen zu werfen. Im Gegenzug für ein sicheres Leben sind sie bereit dazu, trotzdem braucht es Zeit und Anstrengung von beiden Seiten, diese Unterschiede zu überwinden und kulturelle Missverständnisse auszuräumen.
Eine erzwungene Begegnung mit den Anwohnern, indem sie mitten auf dem Dorfplatz untergebracht werden und dadurch keine Möglichkeit zum Rückzug haben, fördert das Entstehen von Spannungen, Missverständnissen und Konflikten. Ein Beispiel: Die untergebrachten Menschen brauchen den Raum, zum Rauchen vor die Türe zu gehen, wo sie sich aber auf der Egger Wiese missbilligende Blicke der Mütter vom Sandkasten einfangen werden, weil der Rauch den Kleinen um die Nase weht. Ein zweites Beispiel (aus meiner Gemeinde): Vor- und frühpubertäre Mädchen zählen in manchen der Herkunftsstaaten (z.B. Ghana) bereits zu den heiratsfähigen Frauen. Dass es hier nicht so ist, müssen die entsprechenden Flüchtlinge erst lernen. Springen solche Mädchen beim Spielen, vielleicht auch noch sommerlich bekleidet, ständig bei ihnen“im Vorgarten“ herum, kann es als provokant wahrgenommen werden und fördert unnötig Missverständnisse.
Eine Integration kann also vor allem dann erfolgreich sein, wenn Begegnung mit genügend Platz und auf neutralem Boden möglich ist.
Sollte kein anderer Standort gefunden werden können, muss das neue Haus deutlich vom Rest des Platzes getrennt werden (z.B. durch eine Hecke) und auf jeden Fall die verfügbare Restfläche voll nutzbar gemacht werden, damit es genügend Raum gibt, sich zu beschnuppern und sich auch mal aus dem Weg zu gehen. Es muss also auf jeden Fall der Grundstückteil um den Bach besser zugänglich gemacht und vielleicht für den Bach und einen der Wege eine veränderte Lösung gefunden werden.
Es ist für mich sehr interessant, wie sich hier die Meinungen bilden. Natürlich ist die Flüchtlingsfrage ein brisantes Thema, wie auch die Unterbringung dieser Menschen. Was mich jedoch irgendwie irritiert ist die Frage wie gehe ich mit den vielen Kindern um, die deutsch sind und unter der Armutsgrenze leben? Scheinbar ist dieses Thema nicht mehr aktuell. Interssant finde ich auch den Beitrag von Familie Schilke? Hier wird ein Vorschlag der Stadt gemacht und wer sich dafür interessiert darf sich gerne persönlich bei dieser Familie melden. Warum wird dieser Vorschlag nicht öffentlich gemacht? Worum geht es hier ? Grundsätzlich habe ich die Erfahrung gemacht, daß aus dem Leid anderer Menschen immer persönlicher Profit gezogen wird….. Ob es nun die WOBAK oder die einzelnen Menschen sind. Ich würde mich freuen, wenn hier einfach ehrlich kommuniziert werden würde. Keine Geheimnisse oder Umwege zur Wahrheit zelebriert werden. Deshalb die klare Aufforderung aller Beteiligten, ob WOBAK , Stadträte oder auch diese Geheimniskrämerei der Familie Schilke, klare und öffentliche Ansagen zu machen. Es geht hier um Menschen und nicht darum, um eigene Interessen durchzusetzen. Ich würde mich freuen, wenn hier einmal öffentlich klare Stellung und offen über die eigenen Interessen kommuniziert werden würde. Dieses humane Geplänkel bringt keinen weiter.
Schöne Grüße
Wolfgang Schiele
Lieber Herr Betz,
ich denke, es ist völlig normal, dass man eine Priorisierung vornimmt. Angesichts des Themas „Flüchtlingsunterbringung in Egg“ halte ich das Problem fehlender Hundekotbeutel-Spender doch eher für nachrangig. In Anbetracht begrenzt zur Verfügung stehender Ressourcen sollte man es deshalb niemandem vorwerfen, dass man sich im Moment dem Top-Thema widmet. Ich bin mir sicher, dass auch die anderen Themen wieder aufgegriffen werden.
Im Übrigen hat die Bürgergemeinschaft heute in einer E-Mail über die von Ihnen erwähnten Gespräche im Newsletter informiert.
Auch ich beklage mangelnde Transparenz, aber meine Kritik bezieht sich dabei nicht ausdrücklich auf die Bürgergemeinschaft, sondern bezieht alle Beteiligte mit ein, vor allem Gemeinderat und Stadtverwaltung.
Der Gemeinderat war es, der durch seine Nacht- und Nebelaktion dazu geführt hat, dass sich nun alle wie aufgeschäuchte Hühner verhalten. Das ist von einem geordneten Prozess oder gar Beteiligungsverfahren weit entfernt.
Im Übrigen träfe der Vorwuf der mangelnden Transparenz auch Sie, oder in welcher Form haben Sie im Vorfeld den „abendlichen Plausch“ mit der LLK kommuniziert? Ich jedenfalls habe davon nichts mitbekommen.
Wir sollten aufhören, den Vertretern der Bürgergemeinschaft permanent Vorwürfe zu machen, sei es, dass man den Sprechern Partikularinteressen vorwirft oder sie der geheimen Hinterzimmerpolitik bezichtigt. Das hilft niemandem in der Sache und strafte auch Ihre Aussagen, Sie wollten einen neuen Ton in die Debatte tragen, Lügen.
Ich bin jedenfalls dankbar für alle, die sich konstruktiv in die Diskussion um die Zukunft Eggs einbringen, egal ob sie als Einzelner oder als Vertreter der Bürgergemeinschaft sprechen.
R. Müller
Zu P.Betz:
Ja, das Thema Spielplatzbebauung ist durch den Gemeinderatsbeschluss sehr wichtig geworden. Leider. Stimmen gegen Flüchtlinge waren nie zu hören. Zum Thema Kommunikation: http://www.konstanz-egg.de/newsletter-1/2015-08-13/
Liebe Eggerinnen und Egger
Erinnern Sie sich an den Abend im April zurück, an dem viele von uns zusammenkamen, um die Gründung der Bürgervereinigung zu feiern?
Es ging mir und uns an jenem Abend um eine Vielzahl interessanter Themen, die uns hier in Egg am Herzen liegen.
Von diesen Themen ist leider nichts mehr zu hören.
Herr Müller hat recht, dass die Transparenz fehlt. Der Vorstand der Bürgergemeinschaft führt bereits jetzt Gespräche mit Vertretern der Stadt und der Landesregierung über Alternativstandorte auch auf Landesgeländen, ohne dies den Newsletterempfängern und den anderen Eggern zukommunizieren.
Zu begrüßen in der Diskussion ist, dass die Stimmen gegen Flüchtlinge verstummt sind. Ein erster Schritt in Richtung Willkommenskultur.
In diesem Sinne: Herzlich Willkommen in unserem Land, herzlich willkommen in Egg.
Patrick Betz
Lieber Herr Müller
Mit Ihren Kommentaren ist eigentlich alles gesagt!
Ergänzend möchte ich als in Egg wohnhafter Architekt hinzufügen, dass im Rahmen des Wettbewerbs im Jahre 1992 die bebaubare Fläche auf dem Spielplatz aus gutem Grunde mit der Nutzungsbindung „Gemeinbedarfsfläche Kindergarten“ versehen wurde. Die Verfasser sahen an dieser Stelle aus städtebaulichen und nutzungsverträglichen Gründen eben keine Wohnnutzung, sondern eine Gemeinbedarfsfläche vor.
Eine Wohnbebauung an dieser sensiblen Stelle wird unabhängig von den Bewohnern per se ein städtebaulich nicht zu integrierender Fremdkörper bleiben.
Rainer Girke
Zu B. Betz:
Sie verzeihen die Replik bzgl. „richtig lesen“ und „verstehen“, aber in meinem ganzen Kommentar kommt nicht einmal das Wort „Bürgergemeinschaft“ vor. Deshalb habe ich auch nicht davon geschrieben, dass die Brügergemeinschaft in die rechte Ecke gedrängt wurde, sondern die Befürworter des Erhalts der Egger Wiese in bisheriger Form – zumindest einige – in die Nähe von Ausländerfeinden gerückt werden. Ich will nicht abstreiten, dass es diesbezüglich Post an die Gemeinderäte gegeben haben mag, allein mir ist diesbezüglich in allen Diskussionen oder Kopien von E-Mails, die ich erhalten habe, nicht ein einziger fremdenfeindlicher Unterton untergekommen. Im Übrigen ist es ein bekanntes rhetorisches Mittel, auf eine nach Außen scheinbar homogene Gruppe („Gegner und Gegnerinnen der Unterkunft“) ein Etikett zu werfen („ausländerfeindlich“), um anschließend gleich zu sagen, aber wir meinen ja nur Einzelne aus dieser Gruppe. Etwas bleibt immer haften …
Genausowenig habe ich irgendjemand als Gegner der Egger Wiese tituliert, sondern immer bewusst von Gegnern der Egger Wiese in bisheriger Form geschrieben.
Auch Sie halten eine dezentrale Läsung für ideal. Warum geben Sie so schnell auf, die „ideale“ Variante zu realisieren? Wenn am Ende dann doch die Massenunterkunft auf der Egger Wiese dabei herauskommt, dann soll es so sein. Vorschnell eine bessere Lösung aufzugeben, und die Egger Wiese als Standort zu unterstützen, nimmt den Druck von der Stadtverwaltung, sich ernsthaft um eine alternative, dazu noch teurere Lösung zu suchen.
Ich gebe Ihnen absolut Recht, dass alle Brüger von Egg beteiligt und gehört werden müssen. Die Bürgergemeinschaft, die es offiziell ja noch gar nicht gibt, hat kein Mandat für alle Egger Bürger.
Zu S. Schneider:
Wer diskutiert dies mit wem in der Verwaltung?
Insgesamt ist leider alles zu wenig transparent.
Zu Familie Schilke:
Wie sieht Ihre Offensive aus? Wie lautet der Vorschlag zur Verbesserung der Infrastruktur und welcher Zusammenhang besteht mit der geplanten Massenunterkunft auf der Egger Wiese?
Zu Steffen Bogen:
„Es geht darum, Ideen zu entwickeln, wie man diesen Mitmenschen in Not am besten helfen kann. Das gilt auch für die Anrainer der Egger Wiese.“
Da haben Sie vollkommen Recht. Wieso implizieren Sie allerdings, dass es den direkten Anrainern nicht darum geht, den Mitmenschen in Not am besten zu helfen? Könnte es nicht auch sein, dass der Wunsch, eine dezentrale Unterbringung in möglichst kleinen Einheiten als beste Lösung für die Flüchtlinge zu realisieren, einhergeht mit dem Wunsch, die Egger Wiese in bisheriger Form zu erhalten? Gestehen Sie doch auch Anrainern zu, dass sie eine von Ihnen abweichende Auffassung einer guten Flüchtlingsunterbringung haben, ohne ihnen gleich Partikularinteressen zu unterstellen.
„Spiel ist ein wunderbares Medium, um Begegnung zu ermöglichen, Identitäten und Differenzen auszuhandeln.“
Der Spielplatz steht doch auch den Flüchtlingen offen, auch wenn das Flüchtlingsheim nicht direkt draufsteht.
Im Übrigen bin ich kein direkter Anrainer der Egger Wiese und weiß aus eigener Erfahrung als Vertriebener und Sowjetzonenflüchtling, was es heißt, Flüchtling zu sein.
R. Müller
„Traue niemals der Idylle,
denn sie ist ein Gaunerstück,
schlägst du dich auf ihre Seite,
schlägt sie dich sogleich zurück.“
Christoph Nix frei nach André Heller
Rainer Müller spricht von der „Befürchtung, vor dem eigenen Garten eine Flüchtlingsunterkunft zu bekommen.“ Ich habe diese Befürchtung nicht. Und das liegt nicht daran dass ich keinen Garten in Egg hätte, und es liegt auch nicht daran, dass kein angrenzendes Grundstück als Standort in der Diskussion wäre. Auch ich werde also noch beweisen können, dass ich es ernst meine, mit meiner Aussage, dass erstens Anrainer-Interessen in einer solchen Frage nicht den Ausschlag geben dürfen und dass zweitens „Furcht“ in einer solchen Situation eine schlechte und unvernünftige Reaktion darstellt. Es geht darum, Ideen zu entwickeln, wie man diesen Mitmenschen in Not am besten helfen kann. Das gilt auch für die Anrainer der Egger Wiese.
Schön, dass nun endlich Leben in die Diskussion kommt, die Frage der Flüchtlinge nicht mehr ignoriert wird, und auch die Wortführer der Egger Bürgergemeinschaft Ihre Strategie ändern. Ich finde die Einbeziehung der Universität in die Standortsuche gut. Vielleicht kann das helfen, kleinere Einheiten zu bauen und dadurch für eine bessere Anbindung und Mischung zu sorgen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass auch die Egger Wiese neben dem Spielplatz ein guter Standort ist. Spiel ist ein wunderbares Medium, um Begegnung zu ermöglichen, Identitäten und Differenzen auszuhandeln. Das ist einer der Gründe, warum ich mich für einen Bau einsetze, der in einem sinnvollen Bezug zum angrenzenden Spiel- und Bolzplatz steht.
Allerdings sollten wir nicht nur über Standorte, sondern auch über Architekturen und ihre sinnvolle Gestaltung reden. Da ist die Stadt in der Pflicht und auch unsere Ideen, Energien und Vorschläge sind gefordert!
Steffen Bogen
Sehr gut, dass verschiedene Meinungen geäußert werden.
Auch ich bin Bürgerin aus Egg!
Ich bin GEGEN eine Anschlußunterbringung für Flüchtlinge auf dem Egger-Dorf- und Spielplatz; aber ich trete auch ausdrücklich FÜR eine Flüchlingsunterkunft in Egg ein. Also gehöre ich auch zu den „anderen“ Eggern. Es gibt eben nicht nur schwarz – weiß.
Ich sehe nicht den „tiefen Riß“ (wie theatralisch!), der durch Egg gehen soll.
Ich bin nicht Mitglied der Bürgergemeinschaft, aber ich bin informiert und bin im Gespräch mit vielen. Die Mitglieder sind eben nicht pauschal gegen den Bau einer Anschlußunterbringung, sondern in der Mehrheit gegen den Standort auf dem Spielplatz. Diese Meinung teile ich.
Trotzdem lieber Herr Betz nehme ich die Willkommenskultur für Flüchtlinge ernst und dies nicht erst seit gestern. Ich engagiere mich als Hebamme v. a. für Mütter und Kinder. Ich weiß daher auch um die vielfältigen Traumatisierungen dieser Menschen. Und gerade auch im Sinne dieser Menschen ist der geplante Standort nicht gut. Sie wollen nicht im Fokus stehen, aber das wären sie am geplanten Standort, nicht eingebunden in einen Straßenzug, umgeben von Straßen, wie auf dem Präsentierteller. Der Standort wäre auch für Flüchtlinge, die nach allem was sie erlebt haben Geborgenheit brauchen, keine gute Lösung.
Ich möchte, wie die meisten Egger Bürger, Flüchtlinge aufnehmen, aber ich bitte die Stadt und die Gemeinderäte darum, andere weniger zentrale Standorte in Egg zu prüfen. Und wenn es denn wirklich keine andere Möglichkeit gibt, dann soll die Anschlußunterbringung dort hin! Ich werde mich so oder so engagieren.
Ich hoffe das Engagement der „einen“ und der „anderen“ Egger ist von Humanität getragen und von Ausländerfeindlichkeit weit entfernt.
G. K.-S.
In ganz Deutschland haben wir diese enorme Flüchtlingsproblematik. Wir sind alle angesprochen uns konstruktiv damit auseinandersetzen. Wir persönlich haben uns für eine Offensive entscheiden. Wir wollen einen Beitrag leisten zur interkulturellen Verständigung. Hierüber liegt der Stadt bereits ein Vorschlag unsererseits zur Verbesserung der Infrastruktur vor. Gerne können sich Interessierte mit uns in Verbindung setzen.
Familie Schilke
Lieber Herr Müller,
da haben Sie etwas nicht richtig gelesen oder verstanden. Wir sind keine Gegner der Egger Wiese und auch keine der Bürgergemeinschaft (diese wird auch in keiner Weise in dem Artikel in die rechte Ecke gedrängt- im Gegenteil – wenn man bis zum Schluss liest). Wir haben nur eine andere Meinung zur Egger Wiese und damit sind wir nicht alleine. Wir halten diesen Platz für groß genug für ein Gebäude und einen Spiel- und Dorfplatz. Eine dezentrale Lösung wäre ideal, ist aber wohl politisch nicht gewollt, da die Fördergelder so nicht zu bekommen sind. Es muss eine Beteiligung und Anhörung der Bürger geben. Das kann nicht durch individuelle Gespräche mit der Egger Bürgergemeinschaft ersetzt werden, die eben nur eine Meinung vertritt.
Wir stehen jedem Standort offen gegenüber, die Mitte von Egg aber von vornherein auszuklammern, sehen wir als falsch an.
Da nun mal ein Vorort ohne Infrastruktur vom Gemeinderat als geeignet empfunden wird, sollte nun der Platz gewählt werden, an dem man sich gern und gut begegnen kann. Welcher das ist, wird nicht von den Gegnern oder Befürworten einzelner Standorte bestimmt, muss aber zum Wohle aller mitgetragen werden. Es ist einfach an der Zeit, dem in Konstanz weit verbreiteten Bild der Egger als Gegner einer Flüchtlingsunterbringung im Ortszentrum zu widersprechen und deutlich zu machen, dass es auch andere Stimmen gibt.
Im Sinne eines guten Miteinander muss Integration das oberste Ziel sein und danach der Standort gewählt werden. Wenn das, nach den Abwägungen der Entscheider, hinter unserer Hecke ist, dann sagen wir auch „Herzlich Willkommen in Egg“!
Der Bürgerverein schlägt ja auch alternative Standorte vor.
Dorf-Eingang Egg (Wiese links), Limologisches Institut (Wiese richtung Badestrand, Hoheneggstraße (Schafsweide) Wiese Mainaublick (zwischen unserem Amt und der Turnhalle)
sind in enger Diskussion mit den Verantwortlichen bei der Verwaltung.
Das rettet den Dorfplatz. Und da gibts auch Raum für die Leute.
MfG
S. Schneider
Gut, wenn verschiedene Meinungen geäußert werden. Ein Dorf mit 750 Einwohnern ist schließlich keine homogene Gruppe, es gibt unterschiedliche Ansichten und Interessen. Dass in diesem Artikel allerdings die Befürworter einer Flüchtlingsunterkunft – ausdrücklich am Standort Egger Wiese – als humanitäre Streiter und die Befürworter des Erhalts der Egger Wiese in bisheriger Form zumindest in die Nähe von Ausländerfeinden gerückt werden, ist dann doch etwas zu plakativ.
Audrücklich sprechen sich viele Befürworter des Erhalts der Egger Wiese für eine Aufnahme von Flüchtlingen in Egg aus. Richtig ist aber auch, dass die Zahl von 40-50 Flüchtlingen in einem Dorf von 750 Einwohnern deren Integration deutlich erschweren würden. Wenn man diese Quote (Flüchtlinge/Einwohnerzahl) auf ganz Konstanz anlegen würde, müsste Konstanz zwischen 4450 und 5550 Flüchtlinge aufnehmen. Das Landramtsamt hat bis Ende 2015 die Zahl von 694 prognostiziert. Umgerechnet auf die 0,9% Anteil von Egg an der Gesamtbevölkerung Konstanz‘ wären das 6-7 Flüchtlinge. Ein Zahlenspiel! Es mag aber dennoch verdeutlichen, in welchen Größenordnungen man sich bei 40-50 Flüchtlingen bewegt.
Anstatt eine Massenunterkunft zu bauen – und nichts anderes würde auch das geplante Gebäude auf der Egger Wiese sein – sollte man versuchen, Flüchtlinge auch in Egg dezentral unterzubringen. 15-20 Menschen sollte man unterbringen können. Es gibt natürliche Fluktuationen bei Mietverhältnissen, man könnte gezielt auf die Besitzer von Ferienwohnungen in Egg zugehen, Die Erweiterung Egg-Ost ist bereits in Planung, … Damit wäre allen gedient: Flüchtlingen und Bürgern. Klingt das völlig abwegig?
Woran das scheitern wird? Vermutlich am Geld! Denn für diese Vorgehensweise werden wohl keine 677.250 Euro Fördergelder bereit stehen.
Es erstaunt, mit welchem Nachdruck die Gegner des Erhalts der Egger Wiese in bisheriger Form für eine Bebauung des Dorf- und Spielplatzes sind. Die Pläne sehen eine Bebauung von 1100m² vor. Das Gebäude würde über 10 Meter hoch sein. Noch nicht mit eingerechnet sind die Extrawünsche wie Dorfladen oder Cafeteria. Es dürfte wohl nicht übertrieben sein, wenn man davon ausgeht, dass maximal 40-50% der bisherigen Spielfläche noch nutzbar sein wird. Oder reicht der öffentliche Bereich bis an die Hauswand?
Unklar scheint mir auch, welche Interessen die Gegner des Erhalts der Egger Wiese in bisheriger Form wirklich haben.
Ist es der humanitäre Aspekt? Dann sollte doch eigentlich eine dezentrale Unterbringung der Flüchtlinge in Egg favorisiert werden, die eine Integration erleichtert.
Ist es die Chance auf einen Dorfladen? Wer nach Egg gezogen ist, wusste doch eigentlich, dass in dieser Hinsicht keine Infrastruktur besteht.
Ist es die Befürchtung, dass, wenn nicht auf der Egger Wiese, dann vor dem eigenen Garten eine Flüchtlingsunterkunft in Egg gebaut wird? Diese Befürchtung kann man haben.
Ist es die Angst, dass Egg als ausländerfeindliches Dorf in der Öffentlichkeit wahrgnommen wird? Auch die Befürworter der Erhalts der Egger Wiese in bisheriger Form, die ich kenne, sprechen sich für eine Unterbringung von Flüchtlingen in Egg aus.
Es befremdet mich, dass eine Gruppe von Eggern mit solcher Vehemenz für die Bebauung eintritt, obwohl sie weiß, wie vielen Eggern dieser Platz in der jetzigen Form bedeutet. Den Einsatz für den Erhalt dann aber auch noch als Partikularinteressen der direkten Anwohner abzukanzeln, trägt eben genau nicht zu einer Versachlichung bei, sondern erzeugt genau diesen beschriebenen Riss durch Egg. Schade!
Ich würde mir wünschen, dass man sich von der Fixierung auf den Standort Egger Wiese lösen könnte, um evt. bessere Lösungen entwickeln zu können. Leider hat der Gemeinderat genau dies durch seinen überraschend herbeigeführten Beschluss zum Bau von Flüchtlingsheimen in Egg und im Zergle erschwert.
Rainer Müller