Hoffnung auf Tarifvertrag beim ‚Südkurier‘?

Nachdem der Tarifkonflikt beim „Schwarzwälder Boten“ in Oberndorf gestern beendet wurde, keimt auch bei den Beschäftigten im ‚Südkurier‘ die Hoffnung auf einen neuen Tarifvertrag wieder auf. Zur Erinnerung: Seit über einem Jahr verweigert Geschäftsführer Rainer Wiesner den Redakteuren und Angestellten einen Haustarifvertrag. Nach dem Erfolg in Oberndorf könnte sich das Blatt wenden. Denn die Parallelen beider Auseinandersetzungen sind überdeutlich.

Auch beim ‚Schwarzwälder Boten‘ war den Beschäftigten zuletzt ein Tarifvertrag verweigert worden, auch in Oberndorf regte sich wie in Konstanz heftiger Widerstand gegen solche Verleger-Willkür. Doch anders als in Konstanz, wo nach wenigen Streiktagen die Gegenwehr zusammen brach, waren die Oberndorfer Kollegen über 100 Tage im Streik – diese Tarifauseinandersetzung gilt als bisher beispiellos in der deutschen Presselandschaft. Gestern nun haben sich die Gewerkschaften ver.di und der Deutsche Journalisten Verband (DJV) mit den Geschäftsführungen der beiden Gesellschaften der Zeitung darauf verständigt, dass für die Redakteure und Medienvermarkter der Flächentarifvertrag für die baden-württembergische Zeitungsbranche bis mindestens 2014 anerkannt wird.

Für neue Mitarbeiter gilt dieser Tarifvertrag jedoch nicht. Sie können künftig zu deutlich schlechteren Bedingungen eingestellt werden. Allerdings, so ver.di-Verhandlungsführer Gerhard Manthey, wolle man darüber Ende Januar noch einmal gesondert verhandeln. Bis dahin müssen die gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter entscheiden, ob sie die Tarifeinigung akzeptieren. Solange bleibt ihr Streik lediglich ausgesetzt.

Auch dieses Erfolges wegen keimt jetzt bei den Südkurier-Beschäftigten neue Hoffnung. Dazu die Betriebsrats-Vorsitzende Birgit Orlowski: „Der Streik im kleinen Oberndorf wurde in allen deutschen Redaktionen verfolgt. Jetzt ist ein Durchbruch gelungen, von dem vielleicht auch wir profitieren können“.

Wie der ‚Südkurier‘ seine Mitarbeiter erpresst

Seit Ende letzten Jahres die Südkurier GmbH aus dem Arbeitgeberverband ausgeschieden ist, gilt auch der zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern geschlossene Tarifvertrag nicht mehr. Das heißt für die Südkurier-Beschäftigten: Für ihre Gehaltsstrukturen und Arbeitsbedingungen gilt keine allgemein gültige Vereinbarung mehr. Die Taktik der Personalleitung: Sie zitiert einzelne Mitarbeiter und drängt ihnen neue Arbeitsverträge mit – natürlich – verschlechterten Gehalt- und Arbeitsbedingungen auf. Akzeptiert der/die Beschäftigte nicht, wird mit der Auslagerung ihrer/seiner Abteilung gedroht. Die dann neue GmbH könnte neue Arbeitsverträge zu nur ihren Bedingungen diktieren – akzeptiert der Beschäftigte nicht, ist der Job weg. Eine Lösung im Sinne der Beschäftigten wäre ein Haustarifvertrag nur für die Menschen beim Südkurier. Doch das geht – so Geschäftsführer Rainer Wiesner noch vor wenigen Monaten – nur „über meine Leiche.“

Und noch ein Grund zur Hoffnung: Nach Übernahme des Südkuriers durch die Zeitungsgruppe der Augsburger Allgemeinen, wo seit ewigen Zeiten der Tarifvertrag angewendet wird, könnte es nun im größeren Verbund gelingen, den ‚Südkurier‘ wieder in die Tarifbindung zu bugsieren. Hofft auch Betriebsrätin Orlowski.

Rückenwind kam zudem von den Teilnehmer/-innen des dju-Journalistentages vor wenigen Tagen in Stuttgart. Die in der Gewerkschaft ver.di organisierten Redakteure verabschiedeten eine Resolution, in der die Rückkehr aller Zeitungsverlage in die Tarifbindung gefordert wird. Wörtlich heißt es: „Dies gilt insbesondere für den Südkurier (Konstanz) nach dessen Übernahme durch die Augsburger Allgemeine. Wir begrüßen es, dass für die Augsburger Allgemeine nach wie vor die Tarif-Bindung gilt, und fordern die Verleger der Augsburger Allgemeinen auf, auch mit dem ‚Südkurier‘ in die Tarif-Bindung zurück zu kehren.“

Autor: hpk (mit Informationen von SWR und dju)

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Streik beim Südkurier