„Hören Sie die Bürger an, Herr Bürgermeister“
Nach Seufzerbrücke (doppelt so teure Brücke über die Konstanzer Bahnhofsgeleise), Laube-Entlaubung (mutmaßlich beabsichtigte Stauförderung zum Weihnachtsverkehr), Begegnungszone (gewollte Verunsicherung von BürgerInnen) holt Bürgermeister Kurt Werner zum neuen Schlag aus: Der Konzilvorplatz soll eingeebnet und entgrünt werden. Um Schlimmstes zu verhüten, fordert die Linke Liste eine Bürgeranhörung: Wenn Bürgerbeteiligung nicht nur ein Schlagwort bleiben soll
Die Haushaltsberatungen stehen vor der Tür, der Konstanzer Gemeinderat beschließt die Mittelvergabe für die nächsten zwei Jahre: Kitaplätze müssen geschaffen, Straßen saniert und preisgünstige Wohnungen gebaut werden. Ob angesichts solcher sozialen Verpflichtungen der Etat auch noch für Prestigevorhaben herhalten soll, darf hinterfragt werden. Und genau das regt die Linke Liste Konstanz (LLK) im Konstanzer Gemeinderat an, wenn sie eine Bürgeranhörung zu den Plänen zur Umgestaltung des Konzilareals fordert. Die aktuelle LLK-Pressemitteilung im Wortlaut:
„Umgestaltung Konzilareal: Linke Liste Konstanz regt Bürgeranhörung an
Seit Wochen wird über das Thema Umgestaltung Konzilareal in der Stadt diskutiert. Die Umbaupläne stoßen überwiegend auf massive Kritik, viele BürgerInnen sind massiv verärgert und irritiert und können nicht verstehen, warum der Platz mit einem Kostenaufwand von mindestens 1,3 Millionen Euro völlig umgebaut werden soll.
Nun haben sich auch StadtführerInnen zu Wort gemeldet und gegenüber Bürgermeister Kurt Werner mehrheitlich gefordert, die Pläne nochmal grundlegend zu überdenken und das ganze Projekt gehörig abzuspecken. Während einer Flugblattaktion der Linken Liste am 6.11. vor dem Konzilgebäude äußerte sich eine klare Mehrheit der Angesprochenen ähnlich.
Nach Meinung der Linken Liste wäre es angebracht, umgehend eine Bürgeranhörung zu diesem umstrittenen Vorhaben anzubieten. Bürgermeister Werner sollte seine Pläne umfänglich darlegen und den BürgerInnen erklären. Anschließend sollte es zu einer offenen Diskussion kommen, bei der auch Kritiker des Vorhabens ihre Bedenken vortragen können.
Die Linke Liste bleibt dabei: Unserer Meinung nach reicht es, den schadhaften Bodenbelag auszubessern. Die angespannte Haushaltslage lässt es nicht zu, die zur Verfügung stehenden Gelder für ein Luxusprojekt zu verbraten.
Holger Reile
Linke Liste Konstanz“
Hat Konstanz denn wirklich nichts einfallsreicheres zu bieten, als noch einem weiteren, seelenlosen Exerzierplatz? Marktstätte und Münsterplatz sollten doch wirklich als Anschauungsbeispiel genügen!
Weite, ja Einsamkeit suggeriert dieser Entwurf wirklich. Es geht doch aber nicht um Blümchen oder sonstigen Kitsch – es geht um Lebensqualität an einem besonderen Ort. Wer dies mit derart puristischem Flair plant möchte wohl auch nicht, das dieser – durch sich dort aufhaltende Personen – „verschandelt“ wird?
Am Besten wird dieser Platz dann noch mit dem gleichen Belag versehen wie der Münsterplatz – dann bleibt er sicherlich so „überschaubar“ wie in den Entwurfskizzen.
Dies taugt vielleicht als Hintergrund für Designerpostkarten aber nicht für die meisten Menschen und Besucher dieser Stadt. Ich jedenfalls lebe lieber in einer etwas eckigen Realität als in so einer Hochglanz-Surrealität…
Abgesehen von dem stilistischen Disput, sehe ich diesen enormen Betrag für die Realisierung lieber in einer adäquaten Bahnunterführung aufgehen!
@Anselm Venedey
was ein unnützer und peinlicher Kommentar…
da fehlen einem doch die Worte..
„a so will es der Spiesser noch heute“
genau solche Spiesser die Sie hier verhöhnen haben uns Gott sei Dank vor einem Kostengrab wie das goldene Konzerthaus bewahrt, für das sie ja auch groß geworben haben.
man kann nur hoffen das sich auch weiterhin die Bürger gegen Geldverschwendung und abgehobene Politiker, die sich gerne ein Denkmal setzen wollen, zur wehr setzen.
Also dass farbenfrohe Blumenbeete einen bleiernen Mief ausstrahlen sollen, kann ich nicht nachvollziehen. Nichts gegen offene Weite, wenn das allerdings so aussieht wie zum Beispiel in Kreuzlingen am Hafen, dann kann ich verzichten. Diese Betonwüste läd bestenfalls zum schnell weitereilen ein. Selbst meine Enkel wollen dort nicht verweilen und Kinder sind ein guter Gradmesser was Wohlfühlen angeht. Ich bin im Sommer oft im Seepark, die weite offene Fläche ist meistens leer, wenige Menschen setzen sich dort hin, obwohl man einen schönen Ausblick hat. Ich bin nicht prinzipiell dagegen den Platz umzugestalten, doch bitte so, dass wir weiterhin dort gerne sein können und auch so, dass die Ausgaben für die Stadt im Rahmen bleiben. In Petershausen warten die Menschen auf eine Brücke, das Provisorium vor dem Bahnhof sollte dringend nachgebessert werden, das ist nur weniges von dem was die Menschen in der Stadt dringender brauchen und dafür ist nicht genug Geld da. Sicher ist Außendarstellung mit einem representativen modernen Platz eine interessante Sache, aber darum geht es hier nicht wirklich, wenn der Gemeinderat, die Menschen von denen er gewählt wurde, bereit ist ernst zu nehmen.
Spiesser
Auf der Suche nach einem geeigneten Festplatz für die ‚Verbrennungs-Jubiläums-Festspiele’
wird suggeriert , dass nur ein modernistischer, Kälte ausstrahlender Platz, diesem Anlass gerecht wird. Beispiel Konzilplatz.
Bei Interesse empfehle ich u. a. den Leitfaden ‚Gestaltungshandbuch öffentlicher Raum ‚Dresdner Standard’ , das Standardwerk für jeden Absolventen des Fachbereichs Städteplanung .
Ökonomischer Zweck des Ganzen: Stadt- Besucher sollen sich nicht in einer Wohlfühlzone aufhalten (öffentlicher Bereich) , sondern möglichst schnell in die eigentlichen Tempel des Wohlgefühls, in die Einkaufstempel der Stadt gelockt werden.
Die ungebremste Lust am vergeuden öffentlicher Gelder lässt sich in Konstanz nicht stoppen. Ein Massenansturm gläubiger Katholiken und anderer Touristen hätte allerdings mehr verdient als zwei versüffte, öffentliche Klos in der Stadt. Schon seltsam ist, dass die begnadeten Stadtplaner in Konstanz auf so was nicht selbst kommen.
Der Artikel spricht mir aus der Seele! Allein das abgebildete Foto zeigt das unverkennbare Heile-Welt-„Postkarten-Image“ des Konzilvorplatzes, das nicht nur Einheimische, sondern auch die unzähligen Touristen schätzen und lieben, die per Schiff nach Konstanz kommen. Wer im Sommer den Konzilvorplatz mit der einladenden Wiese beobachtet, stellt fest, dass sich hier die Menschen wohlfühlen, im Gras liegen, Picknick machen oder Gitarre spielen. Negativbeispiele für modern anmutende und kühl-zweckmäßig versiegelte Hafenareale finden wir neben Kreuzlingen z. B. auch in Bregenz: ohne Leben und Charisma, seelenlos, menschenleer. Siehe auch Augustinerplatz! Wollen wir das im Hafen?
Wenn schon an Verschönerungsmaßnahmen im Bereich des Hafenareals gedacht wird, dann sollte nicht der Konzilvorplatz, sondern die wirklich hässliche und schmuddelig anmutende Marktstätten-Unterführung als Handlungsfeld fokussiert werden. Dieses unwürdige Einfallstor müssen im Sommer tausende Touristen täglich passieren, die die Stadt vom Seeweg her besuchen. Eine solche Visitenkarte hat weder der Besucher noch Konstanz verdient.
Also liebe Baubürgermeister, Stadträte, Stadtplaner: lasst die „Bliehmle“ vor dem Konzil und widmet Euch lieber der Unterführung!
Man könnte diesen Platz ja so umgestalten, daß
er dem „Roten Platz “ in Moskau ähnelt. Ich denke
hier an ein ähnliches Konstrukt wie Lenins Grab
am Roten Platz.
Ferner könnten ja hier jährlich die Feiern zum
Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über das
faschistische Regime gefeiert werden.
Man muss nur Einfälle haben.
Wehende rote Fahnen. Und auf der Tribühne der
Generalsekretär Reile.
Das wäre schön.
Nachdem ich nun Herrn Venedeys Kommentar zu den anderen Beiträgen gelesen habe, treibt’s mich doch an die Tastatur. Der Wunsch, „den bleiernen Mief“ zu behalten und „bloss nichts Offenes, Weites“ zu bekommen, ortet er hinter der Ablehnung der Umgestaltungsplanung. Vielleicht fürchten sich die Leute ja weniger vor dem „Offenen, Weiten“ als vor dessen Umsetzung durch die zuständigen Stellen?
Man braucht ja nur in die Nachbarstadt Kreuzlingen zu gehen und sich dort den vor einigen Jahren neugestalteten „offenen, weiten“ Platz vor dem Hafenrestaurant anzuschauen. Schon weiss man, was man nicht will: offen, weit, betongrau und meistens menschenleer. Ein paar (unbequeme) Sitzgelegenheiten und ein paar nette Ornamente im Bodenbelag, in den noch ein paar LED-Lämpchen eingelassen wurden, machen’s auch nicht besser. Und sowas will sich Konstanz nun auch noch antun?
Liebe Seemozer,
regt nicht ihr euch immer wieder (zu Recht) über die Kommentare in den Blogs auf, wenn dort ohne jede Sachkenntnis geblabbert wird? Aber hier ist es in Ordnung?
Die Bäume auf der Laube: Alle vorsätzlich einem kommunalpolitischen Kettensägenmassaker zum Opfer gefallen? Oder wurde in der entsprechenden Ausschusssitzung erklärt, warum welche Bäume fallen mussten und wo sie nachgepflanzt werden? Hat sich da Widerstand geregt? Die Sitzung war doch öffentlich. Alle Anwesenden (sic!) haben die Argumentation nachvollziehen können.
Und der Konzilsvorplatz: Dieser Platz atmet den bleiernen Mief der Bundesdeutschen 60er und 70er Jahre: Waschbeton und Blumenbeet, drum herum Teer. Ja so will es der Spiesser noch heute. Bloss nichts Offenes, Weites. „Mir wänd aber unsre Bliehmle bhalde und s’Hundele springd so gärn uffm Rase umme…“ Übrigens war noch nicht ein einziges Mal von einem Betonbelag die Rede.
Aber ein wichtiges Argument in der Diskussion um den Umbau des Platzes gibt es wirklich: Die Finanzen! Können wir uns das leisten? Was ist uns Stadtraumgestaltung wert? Diese Frage müssen wir beantworten und nicht die nach dem gestalterischen Wert des Vorhandenen- diesen Wert gibt es nicht. Aber wahrscheinlich findet sich auch jemand, der dass Seerheincenter für erhaltenswert hält.
Es ist wirklich nicht fassbar, was in KN alles zerstört wird. Der Konzilplatz ist noch der einzig schöne Platz in KN. Die Begegnungszone im Regen, nein danke. Die Laube ok, das muss sein, nicht aber die Bäume, das musste nicht sein. KN ist inzwischen zu einem Touristen-Moloch geworden. Alles was bleiben sollte um das Merkmal von KN zu bewahren, wird gewissenlos zerstört und verbetoniert. Vom Verkehr ganz zu schweigen, seit über einem Jahrzehnt wurde nur hingehalten und nichts geändert. Der Bahnhof renoviert ok, sehr schön. Aberder Zugang zu den Gleisen beschwerlich, wie eh und je. Das gräusliche Restgebäude, seit über zwei Jahren zum Abriss überfällig. Die Toilletten für die Bahnfahrer, furchtbar, keine Renovierung nichts nur Uringestank, die Koffertransporttreppe, fast immer ohne Funktionen. Der Bahnhof bei kühlen Temperaturen ab 19:00 geschlossen, was für ein Graus in KN.
Herrn Reile ist zuzustimmen. Es gibt rechtliche (und wirklich berechtigte) Verpflichtungen der Stadt (wie die Schaffung von Kita-Plätzen und die Förderung von bezahlbarem Wohnraum für Familien). Und es gibt Projekte, die mehr oder weniger wünschenswert sind.
Wenn etwas an der Gestaltung des „Konzils“-Gebäude-Umfelds – über die notwendige Sanierung der Wege hinaus – wünschenswert ist, dann (jedenfalls aus meiner Sicht) die Beseitigung (oder gründliche Umgestaltung) des unsäglichen Konzilgaststätten-Anbaus mit dem architektonischen Charme eines Bahnhofspissoirs der 50er Jahre.. Aber es gibt einige wirklich dringlichere Projekte.
Es wird nicht leicht dieses seelenlose/phantasielose Projekt zu kippen. Politiker sind nicht zum Dialog fähig (auch/und gerade) wenn es darum geht sich ein „Denkmal“ zu setzen.
Aber gerade aus diesem Grund wäre es dringend notwendig massenhaft und öffentlich dieses absolut „hirnlose“ Vorhaben schon jetzt vom Tisch zu bekommen.
Jeder unserer Besucher freut sich über den Vorplatz am Konzil, aber auch die die Bürger von Konstanz lieben diesen Platz so wie er ist.
Sicherlich wäre es schon schön, wenn man den schadhaften Boden ausbessern/erneuern würde, vielleicht sogar die Rabatte ein wenig vergrössert…
Aber den Platz unter Beton vergraben? Was für eine traurige Vorstellung…!
Gab es nicht bei der letzten Wahl zum Bürgermeister das Versprechen den/die Bürger mehr in dessen Belange einzubinden?
Messen wir die Politik doch mal an ihrem Versprechen!
Aber wen interessiert schon das eigene Geschwätz von gestern….!
Liebe Konstanzer, hier geht es um UNSERE Stadt, stummer Protest zu Hause wird nichts bewegen.
Allen eine schöne Woche!
Wenn dieser Platz umgestaltet werden soll, dann sollten die Bürger daran beteiligt werden, Gestaltungsmöglichkeiten und Kosten der Umgestaltung transparent dargestellt werden. Diese Forderung ist mehr als berechtigt. Ich wünsche mir ein Konstanz mit den Bürgern und nicht über deren Köpfe hinweg, allein alle paar Jahre zu wählen zu dürfen ist nicht genug. Es ist der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat zu wünschen, dass es gelingt die Menschen mit ins Boot zu holen, vielleicht auch damit, das Partipizierung leichter ermöglicht wird. Ob in so einem Prozess dann immer das bei herraus kommt, was sich einzelne Gruppen wünschen ist natürlich offen, das bringt eine breitere Beteiligung eben auch mit sich. Ich drücke der Linken Liste die Daumen, dass ihre Forderung nach Bürgerbeteiligung im gemeinderat Gehör findet.