IG Metall knickt vor der Rüstungsindustrie ein
Der alljährliche „Friedensweg“ – früher Ostermarsch – rund um den Bodensee verliert einen langjährigen Unterstützer: Die IG Metall Friedrichshafen will nicht mehr als einladende Organisation genannt sein; vor allem das Miteinander mit der Initiative „Keine Waffen vom Bodensee“ scheint der größten Gewerkschaft Deutschlands, die auch die Beschäftigten der Bodensee-Rüstungsschmieden vertritt, nicht zu behagen
Arne Engeli, Koordinator des Bodensee-Friedensweges aus dem schweizerischen Rorschach, bedauert dieses „Abrücken von einer ehemals mutigen Position“ und erinnert daran, dass vor zwei Jahren, als der Friedensweg in Friedrichshafen (2014: in Lindau, 2015: in Bregenz) endete, sich „die IGM noch aktiv an den Veranstaltungen beteiligte“. Aber das Verhältnis der Gewerkschaften zur Friedensbewegung sei „ohnehin ein heikles Thema“, so Engeli – auch die Schweizer Gewerkschaften würden bei dem Thema abtauchen.
Offenkundig ist ein Personalwechsel für den Richtungsschwenk verantwortlich: Unter der einstigen 1. Bevollmächtigten Lilo Rademacher gab es solche Unstimmigkeiten nicht – ihr Nachfolger Enzo Savarino, IGM-Boss sowohl in Friedrichshafen wie in Singen, meint gegenüber seemoz, die IG Metall müsse sich in dieser Frage neu aufstellen. Savarino, der bei dem Rüstungskonzern ZF Friedrichshafen im Aufsichtsrat sitzt, nimmt für sich persönlich in Anspruch, seit 30 Jahren bei Ostermärschen dabei gewesen zu sein, „aber die IGM-Kollegen am Bodensee sehen das wohl anders, wer hat denn jemals einen Metaller auf dem Friedensweg gesehen?“. Gut vorstellbar, dass Savarino unter Druck der mächtigen Betriebsrats-Vorsitzenden, allesamt IGM-Mitglieder, der Rüstungsfirmen auf der deutschen Seite des Bodensees steht.
Doch es gibt auch andere Stimmen von der Gewerkschaftsbasis. seemoz liegt das Schreiben eines langjährigen Gewerkschaftsmitglieds und Betriebsrats an Enzo Savarino vor, der unumwunden mit dem Austritt aus der Organisation droht, „wenn die IGM zu den Waffenfabriken und nicht zu deren Abschaffung steht.“[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Autor: hpk
Die IGM Friedrichshafen lernt aus ihrer Geschichte, trotz anderweitiger Beteuerung, nichts. Schon vergessen, dass Friedrichshafen im I. u. II. Weltkrieg eine der großen Rüstungsschmieden war? Alliierte Bomber zerstörten deshalb Friedrichshafen im Frühjahr 1944 zu über 70 %. Die beabsichtigte Untertageverlegung der Fa. ZF, Maybach und Zeppelin im Herbst 1944 stoppte das Kriegsende am 8. Mai 1945. Bereits 1945 lieferte Maybach (MTU) wieder Panzerwannen an Frankreich. Die alten Firmen produzieren auch heute wieder für die Rüstung und exportieren diese. In Abwägung Mitgliederzahlen und gewerkschaftlicher Rüstungsgegnerschaft geben die Mitgliederzahlen den Ausschlag.
Nach über 30 Jahren IGM-Mitgliedschaft und IGM-Bildungsreferent in Friedrichshafen habe ich mein Mitgliedsbuch zurückgegeben.
Was unterscheidet die IGM vom ADAC?