Immer neue Verdachtsmomente um das Herz-Zentrum Konstanz

„Das Finanzamt Konstanz befindet sich offensichtlich seit Jahren im Dornröschenschlaf“. So noch der mildeste Vorwurf im Zusammenhang mit den aktuellen Ermittlungen um das Herzzentrum Konstanz. Seit Tagen, seit unserem ersten Bericht vor fast drei Wochen, melden sich in der seemoz-Redaktion schriftlich und fernmündlich Informanten mit offensichtlich intimen Kenntnissen zu den Vorgängen in den HNZB-Doppelkliniken Konstanz und Kreuzlingen

Eines ist allen Informanten gemein: Sie wollen anonym bleiben, denn ihre Angst vor dem Arbeitgeber, dem Herz Neuro Zentrum Bodensee (HNZB) und seinem Geschäftsführer Martin Costa, ist riesengroß. Zu gut ist ihnen allen noch in Erinnerung, wie HNZB-Chef Costa vor Jahren die Gründung eines Betriebsrates in der Konstanzer Luisenstraße verhindern wollte. Damals wurde sogar das Arbeitsgericht Radolfzell per einstweiligen Verfügungen bedrängt – letztlich erfolglos, denn der Betriebsrat wurde dennoch gewählt. Aber seitdem geht die Angst in der Belegschaft um. Und die Androhung fristloser Kündigungen (seemoz berichtete), sollten weitere Informationen an die Öffentlichkeit dringen, hat diese Angst nur noch geschürt.

Informantenschutz ist oberstes Gebot

Um es zu wiederholen: seemoz ist gesetzlich zum Informantenschutz verpflichtet, und Diskretion ist Ehrensache für uns. Für die Redaktion ist das mit gehöriger Mehrarbeit verbunden, denn wir müssen jeden Tipp gegen-recherchieren, um nicht Denunzianten oder Wichtigtuern aufzusitzen. Zumal die HNZB-Geschäftsführung trotz vielfacher Versuche für seemoz nicht zu sprechen ist.

Und um es zu bekräftigen: Unter den gut einem Dutzend unserer Informanten ist kein einziges Mitglied aus dem Betriebsrat (BR). Wir betonen das, da dieser Verdacht schon mehrfach von interessierter Seite in der Luisenstraße geäußert wurde. Und weil ein seemoz-Herausgeber und die BR-Vorsitzende gemeinsam im Konstanzer Gemeinderat sitzen.

Die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen, die wohl auf der Anzeige einer deutschen Krankenkasse fußen, gestalten sich nach Auskunft von Dr. Hettenbach, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Konstanz, auch deshalb schwierig, weil ausländische Stellen in die Untersuchungen einbezogen werden müssen. „Vor sechs, eher acht Wochen ist mit ersten Ergebnissen nicht zu rechnen“, so Staatsanwalt Hettenbach.

Schweizer Arbeitsverträge an deutschen Arbeitsplätzen?

Der Transfer von Geldern und Arbeitskräften zwischen der Schweiz und Deutschland scheint tatsächlich zu einem Schwerpunkt der Ermittlungen zu werden. Denn es verwundert schon, dass die Herz-Klinik in Kreuzlingen mit rund 150 Operationen pro Jahr mehr Ärzte und Pfleger beschäftigt als die Konstanzer Klinik, die es immerhin auf fast 700 jährliche Operationen bringt. Werden diese Mitarbeiter überwiegend in Konstanz eingesetzt?

Das hätte aus Sicht des Arbeitgebers große finanzielle Vorteile. Es würden für diese Mitarbeiter keine Sozialabgaben, keine Krankenversicherungs-Beiträge und keine Lohnsteuer in Deutschland abgeführt. Für Arbeitnehmer mit Schweizer Arbeitsverträgen gibt es darüber hinaus keinen Kündigungsschutz, weniger Urlaub und eine deutlich höhere Wochenarbeitszeit. So könnte ein zusätzlicher geldwerter Vorteil entstehen, wenn das Herzzentrum Konstanz zwar das volle DRG- Entgelt (Fallpauschalen-Abrechnung) von den deutschen Krankenkassen erhielte, aber kaum Personalkosten in der deutschen Klinik haben dürfte.

…und das Weihnachtsgeld wird gestrichen

Überhaupt scheint Personalführung nicht gerade die Stärke des Unternehmens zu sein. Während nämlich das Herz-Zentrum derzeit neben dem Kantonsspital in Münsterlingen einen Neubau hochzieht (man spricht von einer hohen Millionen-Franken-Investition), wird den Beschäftigten in Konstanz das Weihnachtsgeld gestrichen.

Autor: hpk

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