„In mir schlummern konservative Werte“

seemoz-Stephan_GrumbtSeine Wahl zum Beauftragten für Menschen mit Behinderung kam überraschend, ebenso überraschend ist jetzt seine Kandidatur zur Konstanzer Gemeinderatswahl auf der CDU-Liste: Stephan Grumbt aber hat während seiner noch kurzen Amtszeit schon einige Ideen produziert, die aufhorchen ließen. Grund genug, ihn in einem Kurzinterview nach seinen Beweggründen und Meinungen zu befragen

Herr Grumbt, Ihre Kandidatur auf der CDU-Liste hat doch einige arg verwundert. Mit Platz sieben sind Sie gut positioniert. Wie kommt es,  dass Sie bei der Altherrenriege mitmischen? Viele hätten Sie ganz woanders verortet.

Mit 49 bin auch ich kein Jungspund mehr und darf entgegen meiner Selbstwahrnehmung immer wieder feststellen, das trotz  „moderner, liberaler, zeitgeistiger etc. “ – gefühlter Einstellung ein Grundtenor von konservativen Werten in mir schlummert – ich habe nicht umsonst Rugby gespielt. Ich gehe davon aus, dass man gewusst hat, auf was man sich einlässt, als man mir die Möglichkeit des lokalpolitischen Engagements anbot. Sie haben es ja selber im Gemeinderat erlebt, man fordert von mir die „Unbequemlichkeit“ und ich weiß deutlich zu trennen:  „Schnaps isch Schnaps und Gschäft isch Gschäft“. Ich traue mir durchaus zu, auf der lokalen Ebene neue Denkansätze, Ideen, pragmatische Umsetzungen, Netzwerke und Töne anzustoßen.

Wenn Sie den Einzug in den Gemeinderat schaffen sollten – glauben Sie nicht, dass dann Ihre Unabhängigkeit als Behindertenbeauftragter hinterfragt oder gar beschädigt wird?

Die Realität hat uns schon eingeholt; auch Münchens Behindertenbeauftragter schaffte den Sprung in den Stadtrat der bayerischen Landeshauptstadt. Einer Stadt wie Konstanz stünde es gut zu Gesicht, dass der Beauftragte für Menschen mit Behinderung eine „entscheidende“ Stimme hat. Behinderung hat kein „Parteibuch“, und auch hier gilt für mich der Grundsatz der klaren Trennung von Aufgabe, für die ich gewählt wurde, und politischer Betätigung.

Die örtliche CDU hat für den Einsatz einer privaten Security am Seerhein plädiert. Wie hätten Sie abgestimmt?

Da ich dank meiner „Vita“ in diesem Bereich durchaus über Fachkenntnisse und Erfahrungswerte verfüge, ziehe ich die Option, welche ich schon bei Abstimmungen im Gemeinderat erlebt habe:

Erklärung zum Abstimmungsverhalten. Generell war die mediale „Ausschlachtung“ des Begriffs Security tendenziell suboptimal – und jetzt kommt der „konservative Grundtenor“: Hätten Werte wie Respekt, Achtung u.a.im Miteinander wieder einen höheren Stellenwert, bräuchten wir diese Diskussion nicht zu führen.

OB Burchardt hat mit seinem Vorstoß gegen das Swingerschiff  bundesweit für Gelächter gesorgt. Hätte Ihr Parteifreund nicht besser den Mund halten und sich um wichtigere Dinge kümmern sollen?

„Parteifreund“ ist hoch aufgehängt… Da mir hier die Hintergründe fehlen, eine beruflich fundierte Antwort zu geben, meine ich: Wenn ich Verantwortlicher für einen wichtigen Tourismusbetrieb wäre, würde auch ich mir überlegen, wo und wie ich die nachhaltigste Wertschöpfung erhalte. Verträge laufen irgendwann aus, Strategien und Geschäftsmodelle werden angepasst, Entscheidungen werden getroffen, Wahrnehmungen und Zeiten ändern sich.

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Die Fragen stellte Holger Reile