In Sachen Konstanzer Schulen tut sich etwas
Dass Bildung, und dazu gehöre mittlerweile zum Glück auch ein Schulessen, kostenfrei zu sein habe, betonte für die Linke Liste Holger Reile bei der Abstimmung über einen städtischen Essenszuschuss für das Mensaessen an der Buchenbergschule. Außer diesem Essenszuschuss beschloss der Rat in seiner Dienstagssitzung auch eine richtungsweisende Absichtserklärung für eine gymnasiale Oberstufe an der Gemeinschaftsschule Gebhard.
Und dass die Gemeinschaftsschule ein Erfolgsmodell ist, die dem überkommenen dreigliedrigen Schulsystem in Konstanz langsam aber sicher den Garaus macht, ist nach den neusten Anmeldezahlen auch klar. Die Frage ist, wie es weitergeht, wenn die ersten Gemeinschaftsschüler eines Tages in die Oberstufe kommen: Sollen sie dann auf andere Schulen verteilt werden, oder sollen sie an der Gebhardschule in einer eigenen gymnasialen Oberstufe bleiben?
Die Oberstufe soll kommen
Die Konstanzer Gemeinderätinnen und -räte dürfen jetzt noch nicht über die Einrichtung einer solchen Oberstufe entscheiden, da dafür erst mindestens 60 Schülerinnen und Schüler die Klassenstufe 9 oder 10 (hier gehen die Aussagen auseinander) besuchen müssen. Diese Klassenstufen gibt es bisher noch nicht, da die Gemeinschaftsschule gerade erst begonnen hat. Die Stadt Konstanz als Schulträger kann aber bereits jetzt ihre Absicht erklären, für die Gebhardschule als größte Gemeinschaftsschule in Baden-Württemberg später eine gymnasiale Oberstufe einzurichten.
„Zur Vorbereitung einer frühestmöglichen Antragstellung, aber insbesondere auch zur Erstellung eines Raumkonzeptes an den Standorten Pestalozzi und Zähringerplatz, ist es erforderlich, dass die Verwaltung beim Kultusministerium die notwendigen Voraussetzungen für die Einrichtung einer gymnasialen Oberstufe klärt und die grundsätzliche Absicht zur Antragstellung erklärt.“ Und dies zu tun hat der Gemeinderat am Dienstag mehrheitlich beschlossen und sich damit deutlich hinter die Gemeinschaftsschule gestellt, auch wenn Wolfgang Müller-Fehrenbach (CDU), dem die ganze Richtung ohnehin nicht passt, mal wieder vor voreiligen Festlegungen warnte, weil man ja nicht wissen könne, was die Zukunft bringe. Wieso schreckt dieser bibelfeste Prophet eigentlich in Sachen Gemeinschaftsschule vor dem Blick in die Zukunft zurück, wenn er doch etwa im Fall eines Konzerthausbaus in fernerer Zukunft schon die Millionen auf Konstanz herunterregnen sieht, und dies so gewiss wie das Amen in der Kirche?
Der Beschluss heißt laut Vorlage: „Die Verwaltung wird beauftragt, beim Kultusministerium die exakten Voraussetzungen für eine Antragstellung sowie den frühesten Antragszeitpunkt anzufragen und die Antragstellung vorzubereiten. Für die Schul- und Raumplanung inklusive Oberstufe – insbesondere der Gemeinschaftsschule und des Wirtschafts- und Technischen Gymnasiums – sollen externe Experten beauftragt werden.“ Ende des Zitats.
Es wäre allerdings an der Zeit, dass sich der Gemeinderat endlich einmal kritisch mit der schleichenden Privatisierung städtischer Aufgaben durch die Vergabe von Aufträgen an „externe Experten“ auseinandersetzt und die Stadt sich dazu entschließt, notfalls für Kernaufgaben der öffentlichen Daseinsvorsorge wie die Schulplanung mehr eigenes Personal bereitzustellen. Fachkundiger und weniger am Eigeninteresse ihres Unternehmens interessiert sind städtische Angestellte, die die Situation vor Ort oft jahrzehntelang kompetent begleiten, und nicht nur mal schnell für einen Tagessatz von 1000 Euro für ein paar Tage vorbeischauen und ein wenig daherschwadronieren, allemal.
Schulessen gehört dazu
Dass sich in Konstanz Schulleiter und Elternräte Gedanken über den Preis des Schulessens machen müssen, weil es sich immer mehr Eltern schlichtweg nicht leisten können, ist einfach beschämend. Es versteht sich nicht nur bei einem Ganztagsbetrieb der Schulen eigentlich, dass den Kindern und Jugendlichen ein vernünftiges Essen umsonst angeboten wird, auch dies als Teil einer selbstverständlichen Daseinsvorsorge.
Die Buchenbergschule am Sonnenbühl (s. Foto) legt Wert auf hochwertiges Essen aus der Region und hat sich als Lieferanten das Pestalozzidorf Wahlwies erkoren, das Essen in Demeter-Qualität anliefert. Diese Schule bat jetzt die Stadt, ähnlich wie die Gymnasien einen Zuschuss zum Essen zu bekommen, um den Preis für die Schüler, die keine staatliche Unterstützung erhalten, unter oder bei vier Euro halten zu können.
Der Hintergrund dieser individuellen Anfrage einer einzelnen Schule: Nur die Gymnasien werden von einem Caterer (Apetito) voll betreut, d.h. Apetito stellt neben dem Essen auch das Ausgabepersonal und ist auch für alles andere wie Reinigung etc. verantwortlich. Bei anderen Schulen (Berchen, Gutenberg, Theo, Geschwister-Scholl und eben Buchenberg) wird das Essen von unterschiedlichen Anbietern bezogen, die Geschwister-Scholl-Schule etwa erhält es vom Klinikum. An diesen Schulen wird das Essen allerdings von städtischem Personal ausgegeben und nicht von Personal der Lieferanten.
Der Gemeinderat beschloss jetzt zu Recht, dass das Essen der Buchenbergschule ebenso wie jenes der Gymnasien für den erwähnten Personenkreis mit einem Euro bezuschusst wird. All das kann natürlich nur ein erster Schritt sein auf dem Weg zu freier Schulspeisung und kostenlosen öffentlichen Verkehrsmitteln für Schüler, zumindest aus finanziell schwächeren Verhältnissen.
O. Pugliese