Infomesse des lokalen Widerstands
Was hat die Gruppe „Keine Waffen vom Bodensee“ mit den TierschützerInnen von Animal Pride zu tun? Was verbindet das Café Mondial mit dem Netzwerk Bürger-Engagement oder der Solidarischen Landwirtschaft? Wo begegnen sich die Fahrrad-Initiative Ciclo, der Buchladen Schwarze Geiß, attac Singen und die Seebrücke Konstanz? Richtig: Auf dem „Markt der Möglichkeiten“ am Samstag im Konstanzer Bürgersaal.
Wie kann man sich den herrschenden Zuständen widersetzen? Wie agieren wir in einer Gesellschaft, die sich zunehmend in arm und reich spaltet und offenbar besinnungslos den Planeten ruiniert? Welche Möglichkeiten haben Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen, ihre Rechte und halbwegs anständige Arbeitsbedingungen zu erstreiten? Mit diesen (und noch mehr) Fragen beschäftigt sich die Seminar- und Veranstaltungsreihe „Ab heute anders! Vom schlechten Gegebenen – und den Möglichkeiten, es zu ändern“, die von der Uni Konstanz und dem ver.di-Ortsverein Medien organisiert wurde. Sie läuft derzeit im Konstanzer Bürgersaal am Stephansplatz (seemoz berichtete).
Opposition und Gegenwehr kommen immer von unten, Menschen handeln stets vor Ort, erst danach kann etwas Überregionales entstehen. Gäbe es heute zum Beispiel eine Partei wie die Grünen, wenn es nicht in den siebziger Jahren die AKW-Besetzung von Wyhl gegeben hätte, die Demos in Brokdorf, die Proteste gegen das geplante Atommülllager von Gorleben – oder ab den achtziger Jahren die Auseinandersetzungen um die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf und eine starke Friedensbewegung? Auch wenn sich die Parteiführung kaum noch daran erinnert und ihre politische Ausrichtung deutlich nach rechts gerutscht ist: Es waren Proteste vor Ort (beziehungsweise die Sorge der Regierung vor weiterem Widerstand), die den – wenn auch nur zögerlichen – Atomausstieg nach Fukushima möglich gemacht haben.
Aber was tut sich in der Region? Wo regt sich was? Und wäre es vielleicht sinnvoll, allen widerständigen lokalen Initiativen, Gruppen und Bündnissen die Gelegenheit zu bieten, ihre Arbeit und ihr Anliegen vorzustellen? Das haben sich die Organisatoren der öffentlichen Seminarreihe „Ab sofort anders“ gedacht und herumgefragt. Ein Infomarkt des lokalen Widerspruchs und des zivilgesellschaftlichen Engagements würde zeigen, dass die Region lebt und es viele Möglichkeiten zur Mitarbeit gibt. Das Echo war überwältigend.
Und so werden am Samstag, den 19. Januar, dort, wo während der Ausstellungszeit die politischen Plakate von attac Singen zu sehen sind (siehe Bild), Informationstische von 26 örtlichen Organisationen aus vielen Bereichen stehen: Umwelt und Verkehr, Wohnen und Stadtplanung, Flucht und Migration, Ernährung und Ökonomie, Krieg und Frieden, Globalisierung und Lernen … Hier die Liste (in alphabetischer Reihenfolge):
83 integriert, attac Singen, Arbeitskreis Müll, Bodensee-Solidaritätsbündnis Rojava, Konstanzer Bündnis für gerechten Welthandel – gegen TTIP, CETA und TiSA, BürgerInnen für eine lebenswerte Stadt/Verein Bürgerpark Büdingen, Café Mondial, Car-Ship, Ciclo/Aktionsbündnis für eine lebenswertere Stadt, Energievisionen, Foodsharing Konstanz, Gemeinwohlökonomie, Bedingungsloses Grundeinkommen Konstanz, Input/Aktion gegen ungestörten Altstadtbummel, Netzwerk Bürger-Engagement Konstanz, Solidarische Landwirtschaft Konstanz, Buchladen Schwarze Geiß, Seebrücke Konstanz, seemoz e.v., Stolpersteine Konstanz/VVN, Keine Waffen vom Bodensee, Unterseeschule Radolfzell, Weltladen Konstanz, Wohnwerkstatt Konstanz, Zukunft Zoffingen.
Die Liste der TeilnehmerInnen samt deren Web- und Facebookseiten ist auf der Site des „Ab heute anders“-Projekts zu finden, ebenso auf Facebook. Und da man am Samstag, 19. Januar, ohnehin schon auf dem Infomarkt in der Innenstadt ist, treffen sich alle, die gern zu den Berliner und Tübinger „Wir haben es satt!“-Demos gefahren wären (aber keine Gelegenheit dazu hatten) um 12 Uhr auf dem Münsterplatz. Dort beginnt dann eine lokale Aktion zur Agrarpolitik der EU und der Bundesregierung.
Pit Wuhrer (Foto: Poster der attac-Sammlung im Konstanzer Bürgersaal – Pit Wuhrer)
Markt der Möglichkeiten: Samstag, 19. Januar 2019, von 10 bis 14 Uhr.
Seminar: „Ab heute anders! Vom schlechten Gegebenen und den Möglichkeiten, es zu ändern“. Vom 14. bis 25. Januar 2019, jeweils montags bis freitags von 18 bis 20 Uhr. BesucherInnen und MitdiskutantInnen sind willkommen.
Ausstellung: Montag bis Freitag täglich 14-16 Uhr
Demonstration: „Wir haben es satt!“ am Samstag, 19. Januar, 12 Uhr Münsterplatz