Jahrmarkt-Stimmung und Proteste zum Feier-Auftakt
Ordner vor dem Kirchentor, Eintrittskarten für den Münsterbesuch – die Eröffnung des Konstanzer Konziljubiläums sorgte gestern für ungewohnte Neuerungen. So gut besucht war das Münster lange nicht mehr und Demonstranten auf dem Münsterplatz gibt es auch nicht alle Tage: Gut ein Dutzend teils verkleideter Linker protestierte gegen das aus ihrer Sicht viel zu teure Kirchenfest
Mit Slogans wie „12 Millionen = 100 Sozialwohnungen“ oder „Stadt für alle statt für wenige“ oder „12 Millionen sind zu viel“ demonstrierten („unangemeldet“, wie die Polizei monierte) LLK-Mitglieder gegen das Konzil-Spektakel, das fast fünf Jahre lang „Konstanz in die Mitte Europas“ rücken soll und gestern mit einem Gottesdienst in der Münsterkirche eröffnet wurde. Und alle Großkopfeten strömten durch den Regen in das trockene Münster: Pastoral im Prozessionszug die Bischöfe und Prälaten, feierlich der Ministerpräsident und der Oberbürgermeister, emsig zahlreiche GemeinderätInnen und sonstiges Volk (s. Bilder-Galerie unten).
Sakrales im Konzil
Im Anschluss an den ökumenischen Gottesdienst, der auf den Konzilvorplatz übertragen wurde, öffnete die baden-württembergische Landesausstellung „Konstanzer Konzil – Weltereignis des Mittelalters“ im Konzilgebäude. Bis September sollen Altarbilder, Wandteppiche, Handschriften und kostbare Goldschmiedearbeiten zum Konstanzer Konzil gezeigt werden. Viele der 350 Exponate in der Großen Landesausstellung seien zum ersten Mal in Deutschland zu sehen, sagte der Leiter des Badischen Landesmuseums, Harald Siebenmorgen, bei der Eröffnung. Darunter beispielsweise ein Porträt des Gegenpapstes Benedikt XIII. und sein Bischofsstab – eigens mit einer Polizeieskorte aus Madrid an den Bodensee gebracht.
Sonntagsöffnung – ein Auslaufmodell
Zum Auftakt des Jubiläumsmarathons kamen überdies tausende Besucher zum Stadtfest und zum verkaufsoffenen Sonntag nach Konstanz. Wobei trotz streckenweise strömenden Regens die Marketender-Buden auf der Marktstätte und dem Münsterplatz deutlich mehr Zuspruch fanden als die längst nicht alle geöffneten Geschäfte – trotz Verlegung also wird der verkaufsoffene Sonntag immer mehr zum Auslaufmodell.
Konsum-Enthusiasmus kontra Fest-Stimmung
Obwohl sich also längst nicht so viele Schaulustige und Kauffreudige wie von Einzelhandelsfunktionären und Fest-OrganisatorInnen erhofft durch die Gassen schlängelten, bekamen die Konstanzer doch bereits einen Vorgeschmack auf die Jahrmarkt-Stimmung, die sie in den nächsten Monaten und Jahren erwartet: Überteuerte Getränkepreise, überfüllte Fahrradständer, abgefüllte Jugendliche schon am Nachmittag, Sirenenalarm im Halbstundentakt. Und mit weiteren Auswüchsen darf gerechnet werden. Womöglich also kommt der friedfertige Protest am Eröffnungstag der Realität weit näher als der Konsum-Enthusiasmus mancher Organisatoren.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Autor: hpk, Fotos: IM
Es gibt keinen Gott, es gibt keine Götter!
Schönen Dank an die Protestler! Die beiden großen Kirchensteuerkirchen sind in Deutschland am Ende, sie haben zusammen Jahr für Jahr ungefähr 500.000 Mitglieder weniger. An Sonntagen besuchen nur unter 3,6% der ev. Christen und unter 11,8% der katholischen Christen den „Gottesdienst“ (2012 11,8%, 2010 12,6%), der Rückgang ist dramatisch.
Dieses Jahr wird es eine massive Austrittswelle geben, da die Banken ab 2015 Kirchensteuer auf Zinsen an die überquellenden Geldsäcke der Kirchen überweisen müssen. Bei uns in Regensburg haben im Januar über 1,6 Promille der Mitglieder die Kirchen verlassen, ein Januarrekord.
Joachim Datko – Physiker, Philosoph – Forum für eine faire, soziale Marktwirtschaft – http://www.monopole.de
frau grossmann,
da sie seit jahren nichts unversucht lassen, sich auch auf unserer seite als stadtführerin anzupreisen, aber auch nicht davon ab können, fast schon impertinent auf ihren schmalen kassenbestand zu verweisen, folgendes angebot unsererseits: sie bekommen das banner, das eh schon enorm günstig ist, 10 prozent billiger. schön, wenn wir uns so einigen könnten und unsere leserInnen sind sicherlich erleichtert, von weiteren wehklagen ihrerseits verschont zu bleiben.
freundschaft
h.reile
Ach Jungs,
lasst doch das Konzil sich feiern! Ich bekomme dann ein paar Stadtführungen mehr herein und kann mir dann vielleicht endlich mal die Werbung im Seemoz leisten! So dröppeln die Extra-Konzilsfest-Einnahmen schließlich doch bis zum Seemoz durch!
Der „Feier-Auftakt“ hat entgegen den Prophezeiungen öffentlicher Bekunder wirklich keinen Massenansturm verursacht, obwohl mit dem verkaufsoffenen Sonntag sonst die vielfachen Einkaufstouristen die Stadt überfluten. Könnte es sein, dass die prognostizierte internationale Aufmerksamkeit für die Feier selbst die Einkaufstouristen abgeschreckt hat? Na endlich, so kann man auch den Stau abbauen.
Dann warten wir mal auf die europaweite Kenntnisnahme der 5-Jahresfeier. Wenn selbst in den BW-Nachrichten der Feier-Auftakt nur an 2. Stelle für wenige Minuten gesendet wird, kann man sich ausmalen, wie übersteigert die Selbstbeweihräucherung hiesiger Propagandisten ist.
Wie sagte doch eine Eisdielen-Chefin an der Marktstätte – wofür das ganze!
lieber thomas martens,
das ist eher dem zufall geschuldet. ansonsten: die aktion ist auf großes interesse gestossen. unser provinzblatt südkurier hat sie rundweg verschwiegen und gebärdet sich lieber als kritiklose pr-abteilung der „konzilstadt“. auch pressemitteilungen der llk zu verschiedenen themen werden nur noch in den seltensten fällen transportiert. soviel zu dieser zeitung. sie können unsere aktion von gestern gerne in ihrer kreuzlinger zeitung vorstellen. weitere aktionen ähnlicher art werden folgen. zuguterletzt: das konziljubiläum hat – so zumindest mein eindruck – die schweizer presse kaum interessiert. oder täusche ich mich da?
kollegiale grüße nach „drüben“
holger reile
Lieber Holger Reile,
war das Absicht oder Zufall, dass Sie auf den Bildern aussehen wie der Imperator bei Star Wars? Scherz beiseite – coole Aktion!