Jazz- und Rockschule: „Fahrlässige Gesamtplanung?“
Die Stadt will der Jazz- und Rockschule (JRS) den jährlichen Zuschuss von 18 000 auf 24 000 Euro erhöhen. Das reicht nicht aus, sagt Kai Kopp von der JRS. Man brauche etwa das Doppelte, um überleben zu können. Bleibt es bei 24 000 Euro, drohe der Einrichtung die Insolvenz. Bürgermeister Andreas Osner fühlt sich nun unter Druck gesetzt und erhebt gravierende Vorwürfe
In seiner Mail an die Konstanzer Gemeinderatsfraktionen fährt Bürgermeister Osner schweres Geschütz auf: „Zunächst mal muss klargestellt werden, dass die JRS keinen öffentlichen Auftrag hat“. Und er schreibt weiter: „Sie ist ein in Eigenverantwortung agierendes Privatunternehmen, das sich durch fahrlässige Gesamtplanung völlig übernommen hat“.
Dazu wirft er der JRS „betriebswirtschaftliche Planungsfehler“ vor, die seit Jahren von der öffentlichen Hand, sprich mit Steuergeldern, ausgeglichen würden, „um die Landesförderung zu gewährleisten“. Desweiteren kritisiert Osner das Fehlen „valider Kostenplanungen“. Auch habe die JRS „trotz mehrmaliger Aufforderung keine Übersicht über die einzelnen Höhen und Laufzeiten der Honorarverträge mit den Dozenten und die Verträge mit den Schülern“ vorgelegt. Kostensparende Maßnahmen seien zwar des öfteren angekündigt worden, man habe diese aber „nie genau beziffert“.
Ebenfalls mehrmals aufgefordert habe man die JRS, „den Deckungsgrad der angebotenen Kurse“ aufzuschlüsseln. Diesem Wunsch sei die Schule nicht nachgekommen. Zudem fehlten „konkrete Zahlen wie Schüler pro Kurs, Kursgebühr, Dozentenhonorar“. Osner hält auch „den Druck, den Herr Kopp derzeit zum Erhalt seines privatwirtschaftlichen Unternehmens durch seine Öffentlichkeitsarbeit auf die Stadt Konstanz ausübt, für nicht gerechtfertigt“. Kai Kopp hat auf Nachfrage von seemoz erklärt, er werde umgehend zu den Vorwürfen Stellung beziehen.
Zur Zeit bemüht sich im Netz eine Petition zum Erhalt der Schule um Unterstützungs-Unterschriften. Innerhalb weniger Tage kamen mehr als 1000 zusammen. Wer sich anschließen will:
https://www.openpetition.de/petition/online/unterstuetzung-der-jazz-rockschule-konstanz-e-v
Autor: H.Reile[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Weiterer Text zum Thema:
09.12.2014: Jazz- und Rockschule: Am falschen Ende gespart
Lieber Jürgen Leipold,
du hast das Thema als erfahrener alter Hase absolut perfekt in deinen drei Punkten zusammen gefasst.
So ist es zu verstehen und ich werde im Gemeinderat nach dem Schulausschuss, dem Hauptausschuss zum dritten mal den Antrag für den nötigen Zuschuss stellen und hoffen das dieser dann schlussendlich unterstützt wird. Die Jazz- und Rockschule hat eine ordentliche Empfehlung der Verwaltung verdient, mir ist es unverständlich warum hier so dermaßen kleinlich umsich gebissen wird. Die Stadt hat tolle musische und kulturelle Institutionen die seit vielen Jahren zurecht unterstützt werden. Es gibt aber auch neue Projekte die eine Chance bekommen müssen, weil sie den Zeitgeist, Bedürfnisse und Wünsche der Menschen unser Stadt entsprechen
Liebe Beteiligten kommen sie bitte wieder auf den normalen Boden herunter, lassen sie die Sache nicht eskalieren, setzen sie sich zusammen und helfen dieser Schule und der Sache. Und falls es an kurzfristigen Genehmigungen für das Benefizkonzert fehlt, dann lassen sie sich mal was einfallen ich habe da gutes Vertrauen in die Verwaltung. – Absagen lassen ist hier die ungeschickteste Lösung.
Günter Beyer-Köhler FGL Stadtrat
Lieber Jürgen Leipold,
das sehe ich auch so. Dazu: sehr unsouverän ist BM Osners Reaktion. Nun will er das morgige Benefizkonzert am Humboldt verbieten – siehe aktuellste seemoz-Meldung. Somit schüttet er ohne Not Öl ins Feuer. Anstatt hier deeskalierend zu wirken, bläst er unnötig die Backen auf. Bleibt zu hoffen, dass morgen viele Leute da sein werden, dann soll Herr Osner mal schauen, wie er das Konzert verhindern will. Mit Polizeieinsatz?
H. Reile
Als Kai Kopp seinen ersten Zuschußantrag stellte, waren jedem Kundigen drei Punkte klar:
1. Das Projekt verdient und braucht finanzielle Unterstützung.
2. Mindestens so wichtig ist die administrative Unterstützung.
3. Deshalb -und weil es inhaltlich paßt- muß es in die Musikschule integriert werden.
Rührend, daß der städtische Sprecher dies nun, vier Jahre später, für nächstes Jahr in Aussicht stellt. Bei dieser Gelegenheit könnte man übrigens Struktur und Organisation der Musikschule genau unter die Lupe nehmen. Bis dahin sollte man der Jazz- und Rockschule Luft zum Atmen und Überleben lassen.