Jenische laden nach Singen ein

800 Singener Bürgerinnen und Bürger sind Jenischer Herkunft. Singen ist somit ein Zentrum in Baden-Württemberg für diese „vergessene Minderheit“. Von vielen MitbürgerInnen wird zwar die soziale Problematik der Jenischen wahrgenommen, aber von der Geschichte, Tradition und Kultur des einst „fahrenden Volkes“ wissen sie wenig. Das soll ein Fest am nächsten Wochenende ändern.

Mehr über das „fahrende volk“ der Jenischen zu vermitteln, ist das Anliegen des „Fördervereins für die Jenischen und andere Reisende e.V.“. Er lädt daher alle Interessierten (nicht nur SingenerInnen) zu dem am kommenden Wochenende, vom 5. bis 7. Mai stattfindenden „Kulturfest mit internationaler Ausstrahlung“ ein. Das Fest findet mit Unterstützung der Stadt Singen sowie örtlicher Sponsoren statt.

Bereits ab Mittwoch, den 3. Mai, wird im Rathaus eine Ausstellung zur Geschichte und zum Leben der Jenischen zu sehen sein. Die Leihgabe der Schweizer „Radgenossenschaft der Landstraße“ wird ergänzt durch zahlreiche historische Bilder aus dem Privatbesitz von Singener Familien.

Eröffnet wird das Kulturfest am 5. Mai mit einem Abendempfang im Rathaus für geladene Gäste. Vertreter Jenischer Kulturverbände u.a. aus der Schweiz, Österreich und Frankreich werden anwesend sein. Als Festredner ist Guido Wolf, baden-württembergischer Minister der Justiz und für Europa, angekündigt.

Am Samstag, den 6. Mai, wird der Rathausplatz von 9:30 bis 16:00 Uhr zum Mittelpunkt Jenischer Tradition und Gastlichkeit. Mit der Präsentation althergebrachter Handwerke und Traditionen wie dem Bootschen (ein dem Boule ähnliches Wurfspiel mit Steinen), mit musikalischer Umrahmung und Unterhaltung für Kinder bis hin zu kulinarischen Köstlichkeiten wird ein buntes Programm geboten.

Ebenfalls auf dem Rathausplatz wird am Sonntag, den 7. Mai, von 9.30 bis 14 Uhr ein Familienfrühstück zu einem familienfreundlichen Preis angeboten. Ab 11:00 Uhr zeigt das Kommunale Kino Weitwinkel e.V. im Kulturzentrum GEMS den Spielfilm „Nebel im August“ (Regie Kai Wessel). Erzählt wird nach wahren Begebenheiten das Schicksal des Jenischen Halbwaisen Ernst Lossa (geb. 1929), der 1944 in der Heilanstalt Irsee von den Nationalsozialisten ermordet wurde.

Dieses Kulturfest soll aber kein singuläres Ereignis bleiben. Der Förderverein, der sich für eine bessere Integration der Jenischen Minderheit einsetzt, möchte die schon seit Jahren von den Jenischen geplante Einrichtung eines eigenen Kulturzentrums vorantreiben. Gedacht ist an eine lebendige Begegnungsstätte, in der kulturelle Angebote, Information, Wissensvermittlung und auch soziale Unterstützung gebündelt werden. Ein konkret ausgearbeiteter Plan liegt vor, der bislang aber von Stadt und Gemeinderat abgelehnt wird.

MM/UP

Internationales Jenisches Kulturfest in Singen vom 5. bis 7. Mai

Informationen zum Verein: www.jenisches-kulturzentrum.org
Informationen zum Spielfilm: www.diegems.de/detail/nebel-im-august.html