Jörg-Peter Rau und der Kampagnen-Journalismus

Ohne aktuellen Bezug, ohne lokal-politische Relevanz rückt J.-P. Rau, Konstanzer Lokalchef des Dorfblattes, einen Text auf seine Lokalseiten: „Konstanz könnte weiterhin ein 360-Grad-Bild zur Konzilszeit bekommen“ (in der Print-Ausgabe unter der Überschrift: „Noch ist das Panorama nicht vom Tisch“). Das ist Werbung pur – Berichterstattung geht anders.

Man weiß nicht so recht, was Herrn Rau mit Herrn Ruppaner und dessen Schwager Wolfgang Scheidtweiler verbindet, aber die Parteinahme ist schon augenfällig. Scheidtweiler, übrigens nicht nur mehrfacher Hotelier im Ländle, sondern auch Immobilien-Mogul in Konstanz und im Nebenberuf Besitzer des Konstanzer Halm-Hotels, ist mit seiner Idee eines 40m hohen Rotunden-Baus direkt neben dem Bodenseeforum, in dem das Konstanz zur Konzilszeit verherrlicht werden soll, im Gemeinderat zwar vorerst gescheitert, aber Lokalchef Rau trommelt unverzagt weiter – mal schauen, welcher Stadtrat sich noch einlullen lässt. Neuerdings nennt man das Kampagnen-Journalismus.

Als Kronzeugen für seine PR-Tour versammelt er die üblichen Verdächtigen für Kommerzialisierung à la Konstanz: Eric Thiel, Chef der neuen Marketing und Tourismus Konstanz, und als Dauerlächler für Vermarktung zuständig, Norbert Henneberger, nun nur noch Bereichsleiter für den Tourismus, und sogar Baubürgermeister Langensteiner-Schönborn tuten fröhlich ins Vermarktungshorn.

Das mag ja angehen als Werbetext in einer Verkaufsanzeige – als Artikel im Lokalteil eines Heimatblattes, das noch ernst genommen werden will, ist das deplaziert. Als Marketing-Journalismus, wie von der Südkurier-Verlagsleitung gefordert, scheint das allerdings der neue Stil. Wer jedoch so unverhohlen Partei für einen Investor ergreift wie Jörg-Peter Rau sollte unverzagt in die Werbebranche wechseln. Kleiner Tipp: Da verdient man auch besser.

hpk

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