Jusos: Diese selbstbewussten jungen Leute

Auf ihrer ersten Kreismitgliederversammlung seit dem Zustandekommen der Große Koalition demonstrierten die Konstanzer Jungsozialisten am vergangenen Donnerstag vor allem Geschlossenheit und Tatendrang. So sorgte lediglich die Frage nach dem schöneren Bodenseeufer für Uneinigkeit zwischen den Kreis-Jusos und ihrem aus Friedrichshafen angereisten Landesvorsitzenden Leon Hahn. Unzufriedenheit gab es jedoch über das derzeitige Verhältnis zur Mutterpartei.

Mit dem beachtlichen Einsatz gegen das Zustandekommen der aktuellen Bundesregierung hatten die Jusos in den vergangenen Monaten für viele Schlagzeilen und auch in der innerparteilichen Debatte für viel Wind bei den Sozialdemokraten gesorgt. Stets seien die Jusos in der „offenen, wertschätzenden und konstruktiven Debatte“ beeindruckend gut vorbereitet gewesen, lobte SPD-Kreischef Tobias Volz. Auch Hahn zeigte sich sichtlich zufrieden und appellierte, nun mit viel Initiative die Erneuerungsvorhaben der Mutterpartei voranzutreiben. In Konstanz wie auch an vielen anderen Orten habe man in der Auseinandersetzung um die Koalitionsbildung viel Zuspruch erfahren, darauf sei nun aufzubauen – auch bei der personellen Aufstellung für die Kommunalwahl 2019.

„Wir müssen die nächsten Jahre daran arbeiten, dass wir falsch lagen“, resümierte Hahn das Ergebnis des SPD-Mitgliederentscheids. Das Ergebnis sei zwar nicht das gewünschte, aber zu akzeptieren. Die Erneuerung der Partei müsse nun neben der Regierungsarbeit vorangetrieben werden und erfordere umso mehr den großen Einsatz der Jusos. Insbesondere müsse die Sozialdemokratie wieder Debatten anführen und nicht, wie im Wahlkampf geschehen, über die Stöckchen springen, die von rechts hingehalten würden. Auch in der innerparteilichen Diskussionskultur gebe es, trotz der erfreulichen vergangenen Monate, noch Nachholbedarf: Es fehle eine gesunde Streitkultur, wie sich erst kürzlich in der Debatte um Alternativen zu Hartz IV am resoluten Verhalten des kommissarischen SPD Vorsitzenden Olaf Scholz gezeigt habe.

Hitziger diskutiert wurde erst gegen Ende des Abends. Aus Enttäuschung über die mangelnde Kommunikation mit vielen SPD-Ortsverbänden im Kreis Konstanz, hatte der Juso-Vorstand um Christoph Heetsch einen Appell an die Mutterpartei vorbereitet. Zu einer „Partnerschaft auf Augenhöhe“ gehöre auch, den Jugendverband sowohl kommunikativ als auch institutionell stärker einzubinden als es derzeit praktiziert würde. Viele Versuche der Jusos, sich in die SPD einzubringen, berichtete Heetsch, seien in den vergangenen Jahren von deren Ortsverbänden nicht wahrgenommen worden, und auch bei den Delegiertenwahlen im Kreis hätten die GenossInnen den Jusos keine Geschenke gemacht. Dies sei schade und die Partei verschenke damit Potential, denn „irgendwie klappt es immer da, wo junge Leute sind“, zeigte er sich frustriert.

Dass dies nicht mit mangelnder Wertschätzung zusammenhänge, sondern einfach durch die derzeitigen Realitäten der Südwest-SPD (diese hat immer weniger Mandatsträger und Mitarbeiter) verursacht sei, versicherte ihm Lina Seitzl, die Vorsitzende des SPD-Stadtverbands Konstanz. Man freue sich über den frischen Wind und den hohen Einsatz der Jusos, habe aber vor allem in kleineren Orten häufig nur wenige Schultern für viel Arbeit, warb sie um Verständnis.

Die Geschlossenheit, mit der die Jusos derzeit auftreten, zeigte sich auch daran, dass sie ihrer Vertretung im Landesausschuss des Jugendverbands beinahe einstimmig das Vertrauen aussprachen. In der SPD haben sie, das war deutlich zu vernehmen, in den vergangenen Monaten viel an Achtung gewonnen. Sowohl inhaltlich wie auch strukturell haben die Jungsozialisten große Pläne für die Erneuerung der SPD. Wie viel Gehör sie damit finden werden, wird sich zeigen.

dsc