Jusos gegen Alkoholverbot
Die Jusos im Kreis Konstanz warnen eindringlich vor der Einführung von Alkoholverboten in den Städten. Gleich nach der Sommerpause möchte die baden-württembergische Landesregierung festhalten, dass Städte und Kommunen in Zukunft selbst entscheiden sollen, ob an öffentlichen Plätzen noch Alkohol konsumiert werden darf oder nicht. „Grün-Schwarz macht hier einen großen Fehler“, erklären die Jungsozialisten in einer Pressemitteilung.
„Solche Verbote stellen unverhältnismäßig überzogene Sperrzonen in der Öffentlichkeit dar, die letztlich auch die Unschuldigen treffen“, sagt Christoph Heetsch, Kreisvorsitzender der Jungsozialisten.
Dass beispielsweise Konstanz‘ Oberbürgermeister Uli Burchardt die neue Regelung für begrüßenswert hält, sei kein gutes Zeichen für die Stadt. Die Jusos befürchten, dass die Alkoholverbote konsequent gegen die Interessen der Jugendlichen vor Ort eingesetzt werden könnten. So würde erneut Öl in den Streit um das Herosé-Gelände gegossen werden, für dessen Erhalt als Treffpunkt sich auch die Jusos seit Monaten aussprechen.
Daher fordern die Jusos die Gemeinderäte im Kreis auf, sich klar zum Thema Alkoholverbot zu positionieren. „Wir stellen uns entschieden gegen einen Generalverdacht gegenüber Jugendlichen“, macht Tim Strobel, der 20-jährige Vorsitzender der Engener SPD, klar. „Das erwarten wir auch von denjenigen, die uns in den Gemeinderäten vertreten. Andernfalls können die Jugendlichen nur verlieren.“
MM
@Jusos
Starke Töne
Jetzt haben wir es. Den Jusos fehlt in ihrem Dasein der Klassenkampf. Und da dieser meistens auf der Straße ausgefochten wird, muss stellvertretend das öffentliche Seeufer herhalten. Die Reichen
( „Privilegierten“ ) wollen in Ruhe ihren Reichtum genießen und die von der Gesellschaft vernachlässigten vermasseln ihnen das gründlich. So sieht Juso-Politik heute aus? Die Idee ist genial, denn dieser Kampf gegen das Kapital, das am Seerhein haust, hat eher angenehme Seiten. Bierchen trinken so viel man sich zutraut, laut feiern so lange man Lust hat und dann ins eigene Heim gehen, wo man gut schlafen kann, weil es dort so schön ruhig ist. Alles was man gut kann. Weniger gut kann man offensichtlich diskutieren. Wie das eigentlich in politischen Auseinandersetzungen üblich sein sollte.
Ich war nämlich sehr neugierig auf die Argumente in der Stellungnahme. Aber da waren keine. Nur Angriffe, abstruse Behauptungen ( Verbot von Alkohol = Verbot an den Seerhein zu gehen ) und Wiederholungen alles schon Gesagtem in einem neuen etwas arroganten Ton, der aber leider keine Argumente ersetzt. Schade.
@ Christopf Heetsch
Zu ihrer „Pauschalkritik“ an den bisher hier geäußerten Meinungen:
1.) Ich bin kein Anwohner des Seerheins.
2.) Ich schildere meine tägliche Wahrnehmung am Seerhein, die so ist,
wie ich sie beschrieben habe.
3.)Ja, es sind zusätzliche Mülleimer vorhanden, nur teile ich ihre optimistische Meinung nicht ( aus der täglichen Erfahrung als NICHT
am Seerhein wohnender).
4.) Nein, keiner wird in der Strandbar den Alkohol verbieten wollen, der
dort produzierte „Müll“ verbleibt ja in derselben…
5.)Wo bitteschön begründen Sie in meinem Beitrag den Ruf nach einem privaten Sicherheitsdienst?
6.) Mit dem Wort „polemisch“ in ihrem Artikel wäre ich schon sehr
vorsichtig, oder irre ich mich, und ihr Beitrag ist völlig frei von
Polemik.
Nun eine ganz bewußte Polemik:Ja, so sind sie, die Politiker!
Einen schönen Tag noch.
Als Kreisvorsitzender der Jusos möchte ich gerne auf einige der hier in den Kommentaren vorgebrachten Punkte eingehen:
Zum einen geht es bei einem potentiellen Alkoholverbot sicher nicht um die Gesundheit der Jugendlichen, sondern allein um die Interessen der Anwohnerinnen und Anwohner, die zwar teilweise berechtigt sind (Nachtruhe und Sauberkeit), bei deren Verletzung aber durch entsprechende Ordnungswidrigkeitentatbestände ausreichend vorgesorgt ist. Ansätze, bei denen es darum geht, den Wert der Wohungen zu steigern, lehnen wir ab.
Die Interessen der Jugendlichen, die wir vertreten sind keineswegs, 2 Promille Alkohol im Blut zu haben. Uns geht es darum, abends am Seerhein gemütlich ein Bier trinken zu dürfen. Wo der Unterscheid zwischen der Strandbar, bei der sich viele direkt an das Seeufer setzen, und des Heroséparks sein soll, erschließt sich uns nicht. An der Strandbar würde allerdings niemand auf die Idee kommen, den Alkohol zu verbieten.
Es geht also nicht darum, Komasaufen zu legitimieren oder zu befürworten, sondern ausschließlich um den Konsum in gesundem Maße. Die Freiheit des und der Einzelnen gebietet, dass diese selbst darüber entscheiden, was das für sie bedeutet.
Selbstverständlich ist die Verschmutzung ein Problem. Sie machen allerdings aus ihr einen Elefanten. Beispielsweise hat sie durch die Aufstellung weiterer Mülleimer bereits abgenommen. Man sieht: Es kann manchmal so einfach sein. Und wenn hier schon gefordert wird, sich vor Ort selbst ein Bild zu machen: Das haben wir getan! Wir haben immer wieder festgestellt, dass es die von ihnen angesprochenen Probleme zwar gibt, diese allerdings vom Gemeinderat angegangen werden. Probleme werden nicht durch ein absolutes Alkoholverbot gelöst, daher kommt es für uns nicht in Frage.
All Ihre Argumente haben eins gemeinsam: Sie werden im selben polemischen Ton wie die Rufe nach einem privaten Sicherheitsdienst geäußert. Sie sind größtenteils nicht stichhaltig und haben nur ein Ziel – den Seerhein den Privilegierten zu lassen und anderen den Zugang zu erschweren oder zu verweigern. Dies werden wir als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten nicht zulassen und weiter für die Freiheiten der Jugendlichen kämpfen, selbst wenn es Ihnen nicht passt.
Machen wir doch aus dem Weinfest ein Saftfest!
Das verhindert eventuell: pinkelnde Männer jeglichen Alters, die mir begegnet sind.
An der Dreifaltigkeitskirche, hinter der Hussenpassage, unterhalb der Terrasse des Costa del Sol, bei den „Schwörfingern“ in der Torgasse …
Glatt daneben
So eine seltsame Stellungnahme wie die der jungen Sozialdemokraten ist mir noch nie begegnet. Eine Jugendorganisation kämpft für Besäufnisse unter Jugendlichen und regt sich auf über „Sperrzonen“ ohne Alkohol! Hier, liebe Jusos, handelt es sich nicht um ein Gläschen Bier in Geselligkeit sondern um den Verlust an Selbstkontrolle und zivilisierten Lebensformen. In der Kneipe passt der Wirt auf und zu Hause die Eltern. Und draußen darf man machen was man will?
Man stelle sich vor: Nachtwandler, Hilfspolizisten, Straßenreiniger usw… müssen von der Kommune beschäftigt werden und ihre Zeit opfern, damit feiernde Menschen alkoholbedingte Verstöße gegen die Regeln menschlicher Rücksichtnahme begehen können! Da erübrigt sich jeder Kommentar. Den Beweis, dass zu viel Alkohol die Ursache der Belästigungen darstellt, haben die Konstanzer schon erbracht:
Damals, bevor das Seeufer am Seerhein ausgebaut wurde, gab es unter dem OB Horst Frank das Problem in der Seestraße, das ich aus eigener Erfahrung kennen lernte. Die Stadt handelte nach langem Zögern:
Das Experiment „Alkoholverbot im Freien an der Seestraße“ half sofort und auf humane und freiheitliche Weise! Jeder durfte wo, wann und mit wem auch immer draußen feiern. Nicht die Menschen wurden vertrieben sondern der Alkohol.
Die feiernden Menschen blieben nicht aus ( von wegen „Sperrzone“) und genossen die lauen Sommerabende am See – aber sie behielten ihren Verstand und störten niemanden mehr.
Ein Hinweis für die Jusos: Freiheit bedeutet nicht nur die eigene Freiheit sondern auch die Rücksicht auf die Freiheit der Mitmenschen, vor Belästigungen geschützt zu werden. Und wenn das so einfach geht, dann ist dieser Verzicht eine gute Tat!
Liebe Jusos, ich fände es sehr sinnvoll, wenn ihr euch mal einen Eindruck vom Seerhein morgens um 7Uhr machen würdet, aber da schlaft ihr wahrscheinlich noch von der anstrengenden Nacht am Seerhein…
Da wir täglich um diese Zeit dort unsere Runde machen, hier nur eine kurze Beschreibung dessen, was Augen und Nase wahrnehmen können:
– Unmengen zersplitterter Flaschen
– Grillreste
– Aludosen
– „Menschliche“ Ausscheidungen jeglicher Art….( soll ich weiter aufzählen) ?
Die Feiergemeinde erwartet natürlich, dass am Abend alles fein säuberlich wieder aufgeräumt ist…,natürlich!!!
Was mir im Beitrag der Jusos fehlt:“ Kein Wort der Alternative, es ist alles völlig in Ordnung so wie es ist, aber die „Jugend“ wird in ihren Grundrechten beschnitten….
Ein kleiner Hinweis: „Nicht nur jüngere Menschen halten sich gern am Seerhein auf!
Bevor ich so einen Artikel schreibe würde ich mich wirklich erst mal informieren, vor Ort sachkundig machen, denn das könnte die Sichtweise der Jusos durchaus verändern.
Bestimmt gibt es Alternativen zum Alkoholverbot, darüber sollten auch die Jusos nachdenken!
Man darf gespannt sein, wie eine solche „Erlaubnis“ der Landesregierung aussieht. Man mag sich vielleicht noch an das gescheiterte Vrbot in Freiburg erinnern: http://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/freiburg-wie-ein-doktorand-das-alkoholverbot-kippte-a-638879.html
@Herr Riehle: Wer in diesem Fall Minderheit und wer Mehrheit ist, lässt sich trennscharf wohl nicht bestimmen.
Alles in allem wäre ein solches Verbot eine unnötige Eskalationsstufe, die das Problem „Jugend in der Stadt, nur wohin damit?“ nicht löst.
„Die Jusos befürchten, dass die Alkoholverbote konsequent gegen die Interessen der Jugendlichen vor Ort eingesetzt werden könnten.“
– Was sind denn die Interessen der Jugendlichen vor Ort? Zwei Promille für alle kostenlos?
Selten hat man eine durchschaubarere Pressemitteilung gelesen als diese. Sie würde sich fast als Schleichwerbung für die Alkoholindustrie eignen.
Ein bisschen Gelassenheit würde den Jungsozialisten dennoch gut tun, denn: Unschuldige kann es bei solch einem Verbot kaum geben. Denn Alkohol ist zwar weitestgehend legalisiert, bleibt aber eine Droge. Und Spaß alleine kann kein Argument sein, um in diesem Falle eine Minderheit zu schützen, wenngleich eine Mehrheit vielleicht gewisse Einschnitte hinnehmen muss.
Hier geht es um Gesundheit. Und um Sicherheit. Da ist es eine Frage der Folgenabwägung. Und auch Freiheiten haben in unserem Land Grenzen. Die darf der Gesetzgeber unter Umständen setzen. Und die Vorfälle haben gezeigt, dass wir in der Diskussion schon weiter sind. Ich glaube nicht, dass es noch um ein etwaiges „Ob“ gehen kann, sondern allein um ein „Welchen Umfang“ entsprechende Maßnahmen haben dürfen.