Kampf dem gefräßigen Fischkindermörder Kormoran

Nahrungskonkurrenz ist eine der Grunderfahrungen des Menschen seit Urzeiten und war stets ein wichtiger Antrieb für Mord und Totschlag. Nahrungskonkurrenz gibt es aber nicht nur unter Menschen, sondern auch mit Tieren, die den Menschen rücksichtslos alles wegessen. So der Kormoran, der sich ungehemmt ausbreitet, ohne Rücksicht auf Schonzeiten im Bodensee auf Raubzug geht und so die Berufsfischer in ihrer Existenz bedroht und den Hobbyanglern ihren Spaß vermiest.

Nachfolgend dokumentieren wir zwei Medienmitteilungen.

Erklärung von Hans-Peter Storz (SPD)

Landtagsabgeordneter Storz fordert Handeln statt Abwarten.

Bodenseefischer haben Jahr für Jahr weniger Felchen in ihren Netzen. Der Rückgang der Felchenbestände und damit der Fangmengen der Bodenseefischer ist dramatisch. Dies geht aus einer Stellungnahme der Landesregierung auf einen Antrag des Singener SPD-Landtagsabgeordneten Hans-Peter Storz hervor. Obwohl das Problem schon seit 30 Jahren bekannt sei, sei eine Trendwende nicht in Sicht. Storz und der Vorsitzende der SPD im Kreistag des Bodenseekreises, Norbert Zeller fordern daher aktives Handeln der Landesregierung, denn: „Der Felchen gehört zum See.“

Während 2005 noch 760 Tonnen Felchen den Weg in die Netze der Fischer fanden, ging diese Zahl im Schnitt der vergangenen 15 Jahre auf 340 Tonnen zurück. Der Ertrag hat sich also mehr als halbiert, geht aus den Statistiken des Ministeriums für den Ländlichen Raum und Verbraucherschutz hervor, das die Stellungnahme der Regierung zum Antrag erarbeitet hat. 2019 wurde mit 52 Tonnen gefangenen Felchen der absolute Tiefstwert aller Zeiten gemessen: Neben dem Felchen ist damit auch der Beruf der Bodenseefischer in ernster Gefahr, befürchten die beiden Sozialdemokraten.

Welche Veränderungen am See bedrohen die Felchen? Auch dazu antwortet die Landesregierung. So hat der Bodenseefisch ab etwa 2013 mit dem Stichling einen ernstzunehmenden Konkurrenten im See erhalten, der ihm Nahrungsgrundlagen streitig macht. Hinzu kommt: Die in den Bodensee eingewanderte Quagga-Muschel entzieht dem Seewasser durch ihre Filtrierfähigkeit Nährstoffe und bindet sie am Gewässergrund. Befürchtet wird, dass damit die „Nahrungsgrundlage für planktonfressenden Fische, wie Felchen, weiter sinken wird“, so die Landesregierung. Auch der Felchen leidet unter der Klimaveränderung. Steigende Wassertemperaturen könnten bei Felchen dazu führen, dass sich das Laichgeschehen und der Larvenschlupf zeitlich von dem Aufkommen der natürlichen Nahrung entkoppeln und die Fische dadurch zusätzlich unter Stress setzen. Unter der Erwärmung des Wassers litten aber auch andere kälteliebende Fischarten wie die Trüsche, gibt die Regierung aktuelle Forschungsergebnisse wieder.

Hans-Peter Storz und Norbert Zeller halten die stark steigende Kormoran-Population für „geradezu bedrohlich für die Felchen“. Bis zu 4000 Kormorane hielten sich 2020 auf dem See auf. Der Winterbestand des Vogels habe sich ebenso verdoppelt wie die Zahl der Brutpaare, die zwischen 2012 und 2020 von 330 auf 677 angestiegen ist. Es sei davon auszugehen, dass die Kormorane mehr Felchen fressen, als die Fischer fangen können. Storz und Zeller halten daher ein Kormoran-Management am See für unvermeidbar. Vorbild dafür könnte das österreichische Vorarlberg sein. Die Landesregierung enthalte sich jedoch einer Stellungnahme zu diesem Modell, bedauert Storz.

Der Antrag „Wildfisch im Bodensee und die Entwicklung der Bodenseefischerei“ werde im Ausschuss für Ernährung, den ländlichen Raum und Verbraucherschutz des Landtags weiter beraten, erläutert Storz das weitere Vorgehen. Ein Termin stehe allerdings noch nicht fest. Dort wird Hans-Peter Storz nicht nur die Belastungen durch den Stichling und die Quagga-Muschel ansprechen, sondern auch auf eine verträgliche Regelung im Sinne eines Kormoran-Managements hinwirken.

Keine Auswirkungen auf den Bestand der Blaufelchen habe die Uferbebauung am See, sie betrifft aber Lebensräume anderer Fischarten wie z. B. Seeforelle oder Hecht, teilte die Landesregierung mit. Zeller fordert deshalb im Einklang mit der Fischerei schon seit Jahren, bei der Frage der Renaturierung des Bodenseeufers nicht nachzulassen. Zeller und Storz bekräftigten die Haltung der SPD, dass Netzgehege mit der Funktion des Bodensees als Trinkwasserspeicher unvereinbar sind.

Einig sind sich die SPD-Vertreter mit der Landesregierung bei der Beurteilung über Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme für Oberflächengewässer. „Der gute ökologische Zustand ist im Bodensee erreicht, so dass keine Veranlassung für ein Nahrungsketten-Management besteht“, heißt es in der Antwort der Landesregierung.

Erklärung des Verbandes Badischer Berufsfischer am Bodensee e.V.

Meinen großen Dank an Herrn Storz und Herrn Zeller für Ihren Einsatz für den Bodensee und der Bodenseefischerei.

Die Berufsfischerei braucht dringlichst Unterstützung, denn der Fang des Wildfisches verwöhnt die Menschen am See mit einem Lebensmittel, das tierfreundlich, natürlich und regional aufgewachsen ist.

Viele Leute werden immer mehr zum Vegetarier, weil sie der Massentierhaltung widersprechen. Der Bodensee kann Wildfisch mit Tierwohl produzieren.

Zudem wirbt die IBT mit Bodensee-Wildfisch, um so den Touristen am See ein regionales Urlaubserlebnis zu bieten.

Die Berufsfischerei und auch die Angelfischer fordern ein Kormoran-Management. Dieses soll mit Naturschutz, Politikern, Ministerien, Berufsfischern und Angelfischern so bearbeitet werden, dass es für alle stimmig ist.

Der Kormoran soll und darf am Bodensee leben, aber in einer ökologisch angepassten Anzahl. Das ökologische Gleichgewicht aller Tiere über und unter der Wasseroberfläche muss respektiert und erhalten werden.

Kann das die Zukunft am Bodensee sein?

– Wildfisch für den Kormoran
– Zuchtfisch importiert für uns Menschen!!

Zuchtfisch aus Netzgehege und deren Nachteile

  • Trägt zur Überfischung der Weltmeere bei, die Fänge werden für die Fütterung der Zuchtfische in den Netzgehegen benötigt.
  • Hoher Energieaufwand der Futtermittelgewinnung und der Aufzucht der Fische.
  • Transportwege (CO²-Ausstoß! Passt das zu unserem Klimawandel?)
  • Verschmutzung der Fjorde und des Gewässers durch punktuelle Überlastungseinträge von Netzgehegen.

Die Fachleute international am See, wir vom Beruf und die Angler am Bodensee sind stolz auf eine gute und nachhaltige Bewirtschaftung des Bodensees.

Die Berufsfischerei und Angelfischer befischen den See seit Jahrzehnten mit nachhaltigen Gesetzen – und der Kormoran darf alles!

Ca. 4000 Kormorane leben derzeit am See, ein Kormoran holt am Tag ca. 480g Fisch aus dem Bodensee und dies:

  • Ohne Schonzeit
  • Ohne Schonmaß
  • Befischung aller Fischarten zu jeder Jahreszeit, egal ob in der Laichzeit oder auch als junger Fisch!
  • Verletzung der Fische, wenn der Fisch entwischt, führt dies zur Verpilzung der Fische, diese erkranken und verenden dann!
  • Der Wildfisch lebt im Dauerstress, weil er ständig den Jagdangriffen aus der Luft ausgesetzt ist.

Der Fisch unter der Wasseroberfläche hat auch ein Recht zu leben und nicht vom Kormoran schon in seiner Kinderstube gefressen zu werden!

2018 wurden die Fischereirechte (Beruf) am See dem Fischbestand angepasst und reduziert! Warum wird der Kormoran nicht reduziert, um den Wildfischbestand im See zu schützen?

Am Bodensee braucht es dringlichst:

  • Kormoran-Management
  • Nahrungsketten-Management

Als erstes brauchen wir ein Kormoran-Management am See und dann hoffen wir auf den Einsatz der Landesregierung auf Forschungsgelder, die ein Nahrungsketten-Management erforschen, welches mit sauberen Maßnahmen den Bodensee wieder ertragreicher gestaltet.

Der Bodensee in Zukunft als Trinkwasserspeicher- und Nahrungsmittellieferant!

Ich hoffe, dass Sie meine Zeilen der Bevölkerung mitzukommen lassen und bedanke mich im Voraus.

Mit freundlichem Gruß
Elke Dilger
Verband Badischer Berufsfischer am Bodensee e.V.

Texte: MM, Bild: REGIO Konstanz-Bodensee-Hegau e.V.