Kein Feinstaub, kein Autoverkehr. Alles paletti?
Soll im Herosé-Park ein Grillplatz gebaut werden? Und wenn ja, wie viele? Wie kann die Gartenstraße von zu viel Autoverkehr befreit werden? Braucht Konstanz eine zusätzliche Luftmessstation? Und wenn ja, wo? Diese Fragen wollte der TUA, der Technische und Umweltausschuss, neben anderen gestern beantworten. Nicht immer ist das gelungen.
10 x 15 m groß, gut 10 000 Euro teuer und möglichst weit entfernt von den Wohnungen der Hofgärten im Herosé-Park soll ein neuer Grillplatz angelegt werden, schlägt die Stadtverwaltung vor und will so das massenhafte „wilde Grillen“ mit der dann fast logischen Vermüllung unterbinden. Schön und gut, meinten die StadträtInnen, aber bitte nicht an diesem unattraktiven Standort in der hintersten Ecke des Parks.
Nicht nur Anselm Venedey (FW) hielt einen Platz neben dem Bodenseeforum für sehr viel geeigneter. Dem schloss sich Holger Reile (LLK) an, der vorschlug, das bislang noch freie, brache Gelände mit einem Volleyball-Spielfeld und weiteren Sitzbänken aufzuwerten. Auch Johann Hartwich (FDP) plädierte für diesen Standort und Gabriele Weiner (FW) forderte, „ruhig mehr zu investieren“. Es müsse ja kein dreimal so teurer Elektrogrill angeschafft werden, aber für Bänke, genügend große Müllbehälter und womöglich Glascontainer sollte das Geld da sein.
Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Verwaltung, allen voran Baubürgermeister Langensteiner-Schönborn, diesen Alternativ-Standort um jeden Preis verhindern wollte. Dem schaute wohl sein Chef, OB Burchardt, über die Schulter, von dem man weiß, dass er auf dieser Brache in ferner Zukunft seinen Traum von einem Konzerthaus verwirklichen will. Der deshalb erweiterte Beschluss geriet dann auch zu einem schalen Kompromiss: Zwar stimmte der Ausschuss mit acht Ja- und vier Nein-Stimmen bei einer Enthaltung für den von der Verwaltung vorgesehenen Grillplatz („mit Edelstahlgrill“) und seinen Standort, votierte aber einstimmig dafür, die Idee eines weiteren Grillplatzes am Bodenseeforum weiter zu verfolgen. Die abschließende, einstimmige Zustimmung für eine erneuerte „Satzung über die Benutzung der öffentlichen Grillplätze in Konstanz“ war dann nur noch Formsache.
Nichts Neues für die Gartenstraße
Trotz der eindeutigen Ablehnung durch die Stadtplanung (seemoz berichtete) hielt Gisela Kusche für die FGL an ihrem Antrag fest, die Gartenstraße in eine Anwohnerstraße umzuwidmen, denn „alle bisherigen Maßnahmen haben nichts bewirkt, der Autoverkehr wird immer dichter.“ Aber sie sagte auch: “Wenn es bessere Vorschläge gibt, nur her damit.“ Und Vorschläge kamen, z. B. von Jürgen Ruff (SPD), der eine zusätzliche Ampelanlage und weitere Markierungen auf der Gartenstraße forderte, die den Autoverkehr entschleunigen könnten. Dennoch fand der FGL-Antrag nur vier Ja-Stimmen von FGL und LLK und wurde mit acht Stimmen bei einer Enthaltung abgelehnt.
Feinstaub-Alarm? Nicht in Konstanz
Mit den Abgaswerten sei in Konstanz alles paletti, verkündete Martin Wichmann, stellvertretender Leiter für Stadtplanung und Umwelt (ASU), auf eine Anfrage der Linken Liste Konstanz (LLK). Mehr noch: In ganz Baden-Württemberg gebe es nur drei vergleichbare Städte, die ähnlich günstige Werte aufweisen könnten. Diese, vielen auch im Publikum arg schönfärberisch erscheinende Aussage nahm Holger Reile zum Anlass, für die LLK nunmehr eine zusätzliche Messstation am Schnetztor zu beantragen, denn die Messwerte der Station in der Wallgutstraße könnten nun wirklich nicht als repräsentativ gelten. Nur knapp wurde dieser Antrag mit fünf zu vier Stimmen bei vier Enthaltungen abgelehnt.
Aus Teilnehmerkreisen war hinterher zu hören, dass der Antrag durchaus Chancen hätte haben können, wenn man sich auf die Messung von Feinstaub-Daten beschränkt hätte. So aber, mit der Abfrage einer Vielzahl weiterer Umweltdaten, erschien der Vorschlag vielen Ausschuss-Mitgliedern wohl zu mächtig und unübersichtlich. Ob es daran gelegen hat oder ob die Umwelt-Problematik vor der eigenen Haustür noch immer nicht in allen Köpfen angekommen ist – der nächste Hustenanfall, die nächste Atemnot könnte belehrend wirken.
hpk
Danke @Jana für den Hinweis auf luftdaten.info! Ein tolles Open-Data-Projekt und ein wunderbares Beispiel, wie Bürger selbst handeln können, gemeinsam Informationen sammeln und auswerten.
Frank Riedel war vor zwei Wochen auf Einladung von hacKNology auch in Konstanz, und es wurden mit Hilfe der fachkundigen Hacker ca. 20 Messgeräte gebaut, die hoffentlich bald in Betrieb gehen. Die FGL plant in einigen Wochen eine ähnliche Veranstaltung, Material ist bestellt.
Feinstaub Alarm nicht in Konstanz???
Das lässt sich mit einem selbstgebastelten Feinstaubsensor (Kostenaufwand: ca. 30 Euro) ganz leicht überprüfen.
In Rielasingen-Worblingen hatten wir Frank Riedel von luftdaten.info zu Gast.
Frank Riedel welcher ehrenamtlich durch das Ländle tourt hat an diesem Abend aufgezeigt, dass die gesundheitsschädliche Feinstaubbelastung nicht am Ortsausgangsschild der Landeshauptstadt Stopp macht und uns alle betrifft. Während in Stuttgart bereits rund 300 Feinstaubsensoren in Betrieb sind, schaut es auf der Karte von luftdaten.info im Bodenseekreis noch sehr leer aus.
Wir montieren dann bald die ersten Sensoren in Rielasingen-Worblingen, Radolfzell und Singen. Auch Anfragen aus Konstanz sind bereits eingegangen. Die Daten werden dann via open Data online erhoben uns sind für alle abrufbar.
Wer Lust hat kann sich gerne noch an unserem Bastelworkshop anmelden (muss aber umgehend die Einzelteile bestellen, zwecks längerer Lieferzeit – die Bestellliste ist auf luftdaten.info zu finden). 15.7.2017 um 10:00 Uhr im Veranstaltungsraum von solarcomplex in der Ekkehardstraße 10 in Singen. Zu unser Veranstaltung geht es hier (ich hoffe, es ist ok, wenn ich den Link hier poste): http://bit.ly/2qDggdb