Kein Streichkonzert bei Kula und Co

Der Termin war wohl nicht zufällig gewählt – vier Tage vor der Haushaltsklausur des Gemeinderates luden Mitarbeiter von drei Konstanzer Klein-Kulturbetrieben die Mitglieder des Gemeinderates zu einem Informationstreff. Ihr Hintergedanke war wohl auch, den Stellenwert der Kultur abseits des Mainstreams ins wahre Licht zu rücken und vor Mittelstreichungen zu warnen. Die Sorge scheint unbegründet – die Politiker nämlich gaben Entwarnung

Zebra-Kino, Kulturladen und K9 müssen nicht mit Streichung oder auch nur Einschränkung ihrer städtischen Zuschüsse rechnen. Das war die Botschaft aus dem Gemeinderat, die SPD-Stadtrat Jürgen Leipold formulierte. Und das ist angesichts des Sparzwangs, unter dem auch die traditionellen Kulturbetriebe wie Philharmonie und Stadttheater zu leiden haben werden, nicht selbstverständlich. Schade höchstens, dass diese Zusage nicht aus dem Mund des zuständigen Kulturdezernenten, Bürgermeister Boldt, kam, der seltsam teilnahmslos dem Treffen beiwohnte.

Immerhin acht Gemeinderatsmitglieder aus fünf Fraktionen waren der Einladung der „soziokulturellen Zentren“ gefolgt, die auf dem Treffen ihre lokale Bedeutung für den Kulturbetrieb in Konstanz und darüber hinaus beschrieben. Alle drei fungieren als gemeinnützige Vereine, die keinen Gewinn erwirtschaften dürfen, aber ständig vom Defizit bedroht sind, die sich keine Vollzeitjobs leisten können, sondern häufig auf die Hilfe von Ehrenamtlichen angewiesen sind („Wir arbeiten voll am Anschlag“, wie Roman Kliche vom Kulturladen beteuert), die aber dennoch nicht nur der Jugend und den Studenten dieser Stadt ein vielfältiges, häufig alternatives Kulturprogramm bieten. Die sich mittlerweile vernetzt haben, ihre Programme und Termine abstimmen und mit Konstanzer Vereinen und anderen kulturellen Einrichtungen kooperieren.

Nur so seien Veranstaltungsserien wie der Kabarett-Herbst, Jazz vom Jazzclub, Filmreihen im Zebra-Kino oder die Konstanzer Rocknacht organisierbar, wie Benjamin Paehlke vom K9 betont. Dennoch könnten häufig nur geringe Gagen gezahlt werden, dennoch schwebt das Damoklesschwert des Defizits ständig über den Kulturzentren der freien Kultur, dennoch fehlt das Geld für dringende Investitionen.

Das K9 beispielsweise sucht noch heute nach Sponsoren für ihr Jubiläumsfest Ende September, das Zebra-Kino braucht neue Projektoren für Filme, die nur noch in Digitaltechnik gezeigt werden können, Kula benötigt Verstärker-Boxen, um modernen Bands ein modernes Equipment bieten zu können.

Überdies drohen Einbußen bei den Landesmitteln. Der Kreis förderungsfähiger Kulturzentren in Baden-Württemberg soll erweitert werden, ohne dass der Länderfördertopf erhöht wird – die Zuschüsse für Konstanzer Kulturbetriebe mithin werden sinken. Auch deshalb konnte man den Stein, der den Kulturschaffenden vom Herzen fiel, als sie von ihrer Ausnahme von städtischen Sparmaßnahmen erfuhren, geradezu hören.

Autor: hpk