Keine Chance mehr für „Schweizer Schüler“ in Konstanz?

„Ab dem Schuljahr 2014/2015 werden keine Kinder mehr mit Wohnsitz Schweiz in Klassen von Konstanzer Grundschulen aufgenommen“. Solche harte Gangart empfiehlt die Stadtverwaltung den Kommunalpolitikern im Ausschuss für Schulen, Bildung, Wissenschaft und Sport, der kommenden Dienstag tagt. Und damit soll ein altes Problem endlich gelöst werden, das stets für Zoff gesorgt hat: Dürfen Deutsche, die geringerer Abgaben wegen in die Schweiz ziehen, weiterhin das deutsche Schulsystem nutzen?

Im Schuljahr 2012/2013 besuchten insgesamt 305 Schülerinnen und Schüler (das sind etwa 4 % aller Schulpflichtigen), die ihren Wohnsitz in der Schweiz haben, Schulen in Konstanz. Betroffen waren alle Schularten und Klassenstufen, besonders betroffen jedoch die Gymnasien Ellenrieder (72 von 880 Schülern) und Suso (54 von 678). Wie überhaupt sich die „Schweiz-Quote“ bei weiterführenden Schulen in Konstanz mit 173:3 372 ausgeprägter zeigt als bei Grundschulen.

Ein bekanntes Problem, nicht nur in Konstanz

Das verursacht Kosten bei deutschen Schulträgern, obwohl schon in der Vergangenheit etliche Einschränkungen für die Aufnahme „Schweizer Schüler“ galten. So kam es zum Beispiel nur dann zu einer Übernahme ausländischer Schüler, wenn alle Schüler/innen, die in Baden-Württemberg ihren Wohnsitz haben, schulisch versorgt waren und dann noch ein Platz in der jeweiligen Schule/Klassenstufe verfügbar war.

Dieses Problem ist nicht neu und es trifft nicht nur Konstanz. In deutschen Ballungsräumen spürt man die Länderhoheit in Bildungsfragen besonders. Beispiel Hamburg: Der Wohnraumnot wegen ziehen viele Hamburger in Randgemeinden in Niedersachsen oder Schleswig-Holstein, wollen ihre Kinder aber in ihren bisherigen Schulen in Hamburg belassen, was ganz wesentlich mit den unterschiedlichen Schulsystemen in verschiedenen Bundesländern zusammenhängt. Seit Jahrzehnten schon beteiligen sich deshalb die Landesregierungen in Kiel und Hannover an den Hamburger Bildungskosten – und davon profitieren nebenbei auch die Hochschulen in Hamburg.

Ein nachvollziehbarer Standpunkt, nicht nur in Bildungsfragen

Was lag da näher, dass auch Konstanz solchen Vorbildern folgte und bei den Kämmerern in der Schweiz anklopfte und um Kostenbeteiligung bat? Doch da stieß man auf taube Ohren. Sowohl der Stadtammann der Stadt Kreuzlingen wie auch die Schulräte und Kämmerer in den umliegenden Schweizer Gemeinden als auch Vertreter des Kantons Thurgau winkten ab. Ihr Argument: Die Deutschen mit Wohnsitz in der Schweiz und ihre Kinder sollten sich in den Schweizer Kommunen integrieren, dazu gehöre auch der Schulbesuch in der Schweiz. Ein nachvollziehbarer Standpunkt nicht nur in Hinblick auf die Leistungen des deutschen Schulsystems, das gerade wieder schlechte Noten im internationalen Vergleich erhielt.

Ein weiteres Problem für die Konstanzer Behörden: Die Aufnahme von Schüler/innen mit Wohnsitz in der Schweiz in eine Konstanzer Grundschule suggeriert den Eltern, dass automatisch ein Anspruch auf die Aufnahme in einer weiterführenden Schule bestehe. Deshalb versucht das Konstanzer Amt für Schulen, Bildung und Wissenschaft nun, das Problem grundsätzlich anzugehen, eben bei den Grundschulen. Der Vorschlag für einen Antrag an den Gemeinderat deshalb: „Ab dem Schuljahr 2014/2015 werden keine Kinder mehr mit Wohnsitz Schweiz in Klassen von Konstanzer Grundschulen aufgenommen“.

Man folgt damit einer Regelung, die längst schon für Konstanzer Kindertagesstätten gilt. Und man hofft, die Schweizer Nachbarn damit nicht zu vergraulen, denn die sprechen sich ja ohnehin dafür aus, dass in der Schweiz wohnende Kinder auch Schweizer Schulen besuchen. So oder so eine heikle Entscheidung für den Konstanzer Gemeinderat. In jedem Fall aber eine Entscheidung, die Millionenkosten sparen hilft, auch wenn sie nur Grundschulen betrifft und das Problem für weiterführende Schulen unbehandelt lässt.

Autor: hpk