Konstanzer Verkehrsprobleme – weiter in der Warteschleife

Selten war man sich im Technischen und Umweltausschuss des Konstanzer Gemeinderates bei Verkehrsfragen derart einig. Dennoch wurden Lösungen einmal mehr verschoben. Frühestens im Herbst ist deshalb erst mit einer Entspannung der Stau-Situation zu rechnen

Einrichtung von Busspuren – Fehlanzeige. Zusammenlegung von Haltestellen – Fehlanzeige. Gegenläufiger Einbahnverkehr auf dem Altstadtring – Fehlanzeige. Verlegung der Linie 908 – Fehlanzeige. Einzig die Einführung einer nächtlichen Tempobegrenzung auf der Laube ist nach der gestrigen TUA-Sitzung beschlossene Sache: Nach Abschluss der Umbauarbeiten darf auf der wichtigsten Konstanzer Verkehrsader zwischen 22 und 6 Uhr nur noch Tempo 30 gefahren werden. Alle anderen Vorschläge werden nochmals überprüft.

Eigentlich aber waren sich die Verkehrsexperten im Technischen und Umweltausschuss (TUA) einig wie selten: Erstmals stimmten Vertreter aller Parteien darin überein, dass dem ÖPNV (öffentlicher Personennahverkehr, öffentliche Busse also) Vorrang vor dem Individualverkehr eingeräumt werden müsse. Einmütig darum das Votum für die Einrichtung von Busspuren („wenn die Busse im Stau stehen, nützt das beste Park+Ride-System nicht“). Doch wo und in welcher Richtung, darüber geriet man sich bereits wieder in die Haare. Auch neue Streckenführungen blieben strittig, und nur ganz verschämt wurde daran erinnert, dass eine Lösung der Probleme am Bahnhofsplatz nur Teil eines Gesamtkonzepts sein könne, auf das man aber seit Jahren vergeblich wartet.

Ist eine Busspur auf der Mainaustraße womöglich kontraproduktiv? Sollte die Busspur auf der Laube nicht viel länger sein als nur zwischen Lutherplatz und Schnetztor? Sollte das Tempolimit auf der Laube nicht auch tagsüber gelten? Ist eine Zusammenlegung der Haltestellen Bodanstraße und Schnetztor wirklich sinnvoll? Wie sollte die Streckenführung der Buslinie 908 in die Schweiz umgebaut werden? Viele Fragen, auf die TUA und Stadtverwaltung offensichtlich keine Antwort wussten. Also beschloss man, was man in solchen Fällen immer beschließt: Ein Gutachten soll her. Das Planungsbüro Modus Consult, schon 2004 für eine Verkehrsstudie verantwortlich und mit den hiesigen Verkehrszahlen und -problemen bestens vertraut, soll Lösungsmodelle liefern. Nur, die kommerziellen Planer sind ausgelastet – vor Oktober ist mit ihren Vorschlägen nicht zu rechnen.

Die Konstanzer Verkehrsprobleme warten also bis nach der Sommerpause weiter auf eine Lösung. Dann wird der TUA beraten, später dann der Haupt- und Finanzausschuss oder gar der Gemeinderat (wenn es um weitere Finanzspritzen geht) beschließen. Bis dahin: Viel Spaß im Stau.

Chérisy-Bauplan durchgewunken

Ganz anders und viel flotter entschieden die TUA-Parlamentarier beim zweiten, großen Thema der gestrigen Sitzung: Dem Bebauungsplan für das zweite Studentenwohnheim auf dem Chérisy-Areal. Nur zwei wackere Grüne – die FGL’ler Allweiss und Müller-Neff sowie der nicht stimmberechtigte LLK’ler Reile – kritisierten manche Bestimmungen des Vertragswerks. Sie forderten die Verlegung aller Parkplätze in die Tiefgarage und höhere Vertragsstrafen bei Fehlbelegungen und Baumfrevel. Und scheiterten: Bei zwei Enthaltungen wurde der „vorhabenbezogene Bebauungsplan Elberfeld Teil A, 3. Änderung“ durchgewunken. Und der Investor saß unter den Zuhörern und sah es mit Wohlgefallen.

Autor: hpk