Keine Ruhe um Bischof Gröber

Das Umfrageergebnis ist deutlich und nicht wirklich überraschend. Und es dürfte Konsequenzen haben: Fast einen Monat lang konnten seemoz-LeserInnen darüber abstimmen, ob der Judenhasser und Militarist, der Erzbischof Conrad Gröber, weiterhin Ehrenbürger in Konstanz sein soll. Fast 200 beteiligten sich an der Umfrage, fast Dreiviertel plädierten für eine Aberkennung. Auch wurden Stimmen laut, die sich gleichzeitig für eine Umbenennung der nach ihm benannten Straße aussprachen.

Das Thema also wird die Stadt weiter beschäftigen – wie auch die Städte Meßkirch (Gröbers Geburtsort) und Freiburg (Gröbers letzte Wirkungsstätte). Die Linke Liste Konstanz (LLK), die wohl noch für diesen November einen Antrag für den Gemeinderat vorbereiten wird, Gröber aus der Liste der Ehrenbürger zu streichen, darf sich durch dieses Umfrageergebnis jedenfalls bestätigt sehen: 77 Prozent der abstimmenden LeserInnen sprachen sich für eine Aberkennung aus, 23 Prozent waren der Meinung, der antisemitische Kirchenfürst könne Ehrenbürger bleiben.

Das dürfte auch die Expertenkommission aufhorchen lassen, die derzeit ein Gutachten zur Ehrenbürgerwürde und zur Straßenumbenennung verfasst, dessen Veröffentlichung noch in diesem Herbst erwartet wird. Dr. Tobias Engelsing, Konstanzer Museumschef und Mitglied dieser Kommission, meinte schon im Mai in einem seemoz-Interview, das Gröber-Straßenschild gehöre ins Museum. Und fuhr fort: „Debatten über Straßennamen und Ehrenbürger sind also sinnvoll, sie können nebenbei auch dazu beitragen, dass wir uns angesichts des ausgreifenden Nationalismus und der zunehmenden Faszination für das Autoritäre, der Werte und Freiheitsrechte, die den demokratischen Rechtsstaat tragen, bewusster werden.“

Andere sehen das anders. So meldete sich auch die Friedensinitiative Konstanz in der neu entflammten Debatte zu Wort und plädierte dafür, den Straßennamen zu erhalten („Wir stellen uns unserer Verantwortung“), während andere Kommentatoren strikt auf einer Umbenennung beharren. Fast sicher kann man sein – würde seemoz eine Umfrage zur Umbenennung starten, das Ergebnis wäre ähnlich: Dreiviertel dafür, ein Viertel dagegen.

Man darf also gespannt sein, wie sich die RätInnen in der kommenden Diskussion im Gemeinderat angesichts dieses Umfrage-Ergebnisses positionieren werden. Bereits im Vorfeld hatten etliche aus dem bürgerlich-konservativem Lager ihre Zustimmung zu einem entsprechenden LLK-Antrag signalisiert.

hpk