„Keine Verbotskeule beim Gassenfreitag“
Wenn am morgigen Freitag wieder Tausende in lauer Sommernacht durch die Niederburg-Gassen flanieren, werden einige dennoch sauer auf den Gassenfreitag sein: Zuviel Lärm, zuviel Scherben, zuviel Schmutz. In einer aktuellen Pressemitteilung mahnt die Linke Liste Konstanz zu mehr Gelassenheit und macht Verbesserungsvorschläge – wie aus dem Volksfest dennoch ein fröhlich-friedliches Miteinander werden kann
Pressemitteilung:
Gassenfreitag: Linke Liste warnt vor Verbotskeule und schlägt Verbesserungen vor
Mit dem Gassenfreitag ist es den Organisatoren gelungen, zumindest an sechs Abenden etwas Leben in den ältesten Konstanzer Stadtteil zu bringen. Dass die zunehmenden Besucherströme auch Probleme – u.a. Müll und Verlärmung – verursachen, war vorauszusehen. Dennoch sollte das nach Meinung der Linken Liste nicht dazu führen, gleich mit der Verbotskeule zu drohen und mit überzogenen Reglementierungen der beliebten Veranstaltung den Hahn abzudrehen. Eher schon steht die Rücksichtnahme aller Beteiligten zur Debatte, ebenso die Umsetzung geeigneter Maßnahmen, um tatsächliche Missstände abzuschaffen.
Was die sogenannte Verlärmung angeht: Die Beschwerden einiger Anwohnerinnen und Anwohner sind durchaus ernst zu nehmen. Die Linke Liste aber hält es für übertrieben, wenn nun die Stadt aufgrund der Einsprüche die Ausschankzeiten auf 22 Uhr begrenzt und auch die Musiker und Händler auffordert, bis dahin einzupacken. Unser Vorschlag: Ende für alle Beteiligten um 23 Uhr. Gerade in den heißen Sommernächten wird wohl kaum jemand Verständnis dafür haben, wenn ab 22 Uhr der Vorhang fallen soll. Darüber hinaus plädiert die Linke Liste dafür, beim Getränkeverkauf nach außen Pfand auf Gläser oder Flaschen zu erheben.
Zum Thema sanitäre Einrichtungen. Hier besteht auf jeden Fall Handlungsbedarf, denn es fehlt eine öffentliche Toilette. Da die Gastronomen verständlicherweise ihre Toiletten nur Gästen zur Verfügung stellen, fordert die LLK die Verwaltung auf, zumindest einen Toilettenwagen in unmittelbarer Nähe – entweder am Münsterplatz oder bei der AOK – zu platzieren. Dementsprechende Hinweisschilder würden sicher dafür sorgen, dass die Hauseingänge der Niederbürgler nicht zu Kloaken verkommen. Ohne großen Aufwand könnte zumindest diese Maßnahme bereits am kommenden Gassenfreitag am 6.9. umgesetzt werden. An den sicher überschaubaren Kosten sollten sich die Veranstalter des Gassenfreitags beteiligen.
Holger Reile
Linke Liste Konstanz
Hey Gringo, na klar ist Wahlkampfzeit (und das kann ich Dir als linker Wahlkampfaktivist auch bestätigen).
Aber glaub`s mir, der Gassenfreitag in der Niederburg hat mit den Bundestagswahlen wirklich nichts zu tun!
Und auch an spixx gerichtet:
Ein mir befreundeter Musiker, der im Unterschied zu mir regelmäßig zum Gassenfreitag geht, berichtet mir Folgendes:
„Die Sache ist zu groß geworden mit den mittlerweile auftretenden Cover-Bands. Die Stimmung wird dadurch etwas aggressiver und ich vermisse den Charme der Anfangszeit.“
Ich denke er liegt richtig mit seiner Einschätzung! Etwas Abspecken und zurück zu den Wurzeln könnte die Lösung sein.
Dann könnte der Gassenfreitag m.E. auch locker bis 23 Uhr stattfinden!
Man kann doch über alles gemeinsam reden!
Stefan Frommherz
Schade, dass es nun so viel negative Kritik gibt. Besonders dieser alte Stadtteil hat eine schöne Atmosphäre. Er ist dann eine große Weinstube, wo man mal wieder alte Bekannte trifft. Mögen sich die Beteiligten verständigen, denn es wäre wirklich schade, wenn wieder einmal alle für einzelne Unsitten büßen müssen. Als Teilnehmer waren mir diese geschilderten Unsitten bisher unbekannt.
Aha, s’ist Wahlkampf! Da sollen die vielen Niederburgfestfans wohl endlich mal die Linke wählen?
Auch würde mich interessieren, ob eine solche Veranstaltung den behördlichen Segen erhalten würde, wenn von den Veranstaltern noch nicht einmal im Ansatz Rettungswege und Zufahrten frei gehalten werden (können). Es gab etliche geplante Veranstaltungen, die von der Stadt nicht genehmigt wurden, da nur ein Rettungsweg vorhanden oder zu schmale Zufahrten. Während der Gassenfreitage durch das Menschengewusel zu kommen ist nahezu unmöglich. Wenn da mal etwas passieren sollte wird das Geschrei groß sein. Wieso wurden keine Rettungswege frei gehalten, warum wurden die Mindesabstände nicht eingehalten, etc. Aber ist ja alles egal. Die meisten Besucher freuen sich einfach auf’s „Niederburgfest“ (O-Ton gehört im vorbeigehen) und dass das „… sogar jeden Monat stattfindet.“ Und wie gesagt, ich hätte damit überhaupt kein Problem, wenn auch genau das so beantragt und genehmigt worden wäre. Aber jetzt hintenrum, quasi durch die kalte Küche, anzukommen und auf Verständnis und Gelassenheit zu setzen ist weltfremd. Das hätte man schon Jahr vorher richtig anpacken können. Aber man hat es sein lassen, wohl aus gutem Grund.
Man muss da schon etwas weiter zurückgehen um die Beschwerden zu verstehen. Die ursprüngliche Absicht dieser Gassenfreitage war eine Belebung der Niederburg zum Vorteil des Handels und des Gewerbes.
Irgendwo liegen noch die alten Flyer von Niederburg Vital e.V. aus dem Jahr 2008/9 herum, ich kann’s gern raus suchen. Da wurde von „offener Verkaufsabend“ geschrieben und dass für Speis/Trank und Musik auch gesorgt würde. Da stand nichts von mehreren tausend Leuten, auch nichts von selbstgemalten „Durchfahrt Verboten“-Schildern oder Müll und Fäkalien vor meiner Haustür. Sondern da stand Beginn 17 oder 18:00 Uhr und Ende 22:00 Uhr. Jetzt in rabulistischer Weise daher zu kommen und 23:00 Uhr einzufordern ist frech.
Mittlerweile segelt doch die ganze Veranstaltung unter falscher Flagge. Sie ist nicht mehr der kleine Versuch einem Stadtteil ein bißchen mehr Aktion einzuhauchen (warum eigentlich?), sondern es ist zu einem Stadtteilfest geworden. Das wäre auch nicht weiter schlimm, aber es wurde von Seiten der Stadtverwaltung eben gerade nicht als ein 6-mal jährlich stattfindendes Stadtteilfest genehmigt! Und als es dann im letzten Jahr spitz auf Knopf stand, dass die ganze Veranstaltung schon wegen der Lärmschutzvereinbarung gekippt wird, wurden flugs einige neue Quasi-Stadtteile erfunden und damit der Lärmschutzvereinbarung die Eselsmütze aufgesetzt.
Seien wir doch ehrlich, die Gassenfreitage in der jetzigen Form wären niemals genehmigt worden. Wenn die Veranstalter 6-mal im Jahr ein solches Fest in einer solchen Dimension stattfinden lassen wollen, dann müssen sie das auch so genehmigen lassen. Und dann müssen Vorkehrungen für sanitäre Anlagen, für Straßenreinigung, Straßensperrung und evtl. Security getroffen und vor allem bezahlt werden. Aber das will man ja lieber nicht. Das kostet ja Geld. Dann doch schon lieber auf klein machen aber das ganz große fordern. Wie mich dieses „ich will alles und der andere ist mir scheißegal“-Gehabe ankotzt.