KKH: Auch der BUND sagt Nein

Die Auseinandersetzung um das geplante KKH auf Klein-Venedig steuert ihrem Höhepunkt entgegen. Während sich die Befürworter des Projekts in albernen Aktionen üben (Pizza- und Pastabacken für das KKH), listen die Gegner Argumente auf. Nun mischt sich auch der Bund für Umwelt und Naturschutz in die Debatte ein.

Der BUND Konstanz ist gegen Klein Venedig als Standort für ein Kongress- und Konzerthaus. Das hat der Vorstand des BUND nach Sichtung der 630 Seiten Planungsunterlagen und den städtischen Veröffentlichungen in seiner letzten Sitzung einstimmig beschlossen. „Ohne Not nimmt die Planung durch den ungünstigen Standort erhebliche Umweltauswirkungen in Kauf“, fasst Geschäftsführer Thomas Schaefer die Beratungen des Vorstandes zusammen. In allen Bereichen sehe der BUND unlösbare Probleme: Landschaftsbild, Altlasten, Verkehrssituation und Finanzrisiken sprächen eindeutig gegen Klein Venedig. Hauptproblem sei aber der Verkehr. „Egal wie man es dreht und wendet: verkehrlich kann man sich für ein solches Projekt keinen schlechteren Platz in Konstanz vorstellen“ bewertet Vorstandsmitglied Karl-Ulrich Schaible die Situation. Schon wenn die Zahlen der Verkehrsmodelle so niedrig blieben wie vorgerechnet, werde die Innenstadt bis an die Grenze und darüber hinaus mit Verkehr belastet. Die Planer nähmen dabei in Kauf, dass europäisch gültige Grenzwerte für Lärm und Luftreinhaltung überschritten würden. Wenn die Verkehrszahlen überschritten würden, z.B. weil die Planer von falschen Annahmen ausgingen oder die Besucherzahlen im LAGO, wie heute im Südkurier berichtet, stiegen, hätte dies Auswirkungen, die nicht mehr zu bewältigen seien.

Die frühe Festlegung auf Klein Venedig begründe sich ausschließlich aus dem Wertschöpfungspotential, Umweltgesichtspunkte seien von vornherein als nachrangig eingestuft worden. Dabei sei Klein Venedig zunächst eine Müllablagerung und grenze direkt an Europas größtem Trinkwasserspeicher. Seit Jahren werde das organisch hoch belastete Grundwasser komplett abgepumpt, um den See nicht zu verschmutzen. Die Gutachter und das zuständige Landratsamt seien nicht sicher, ob die Deponie auf diese Weise saniert werden könne, laut Gutachten „gehe man“ aber „davon aus“. Wenn nicht, werde durch eine Bebauung jegliche Option genommen, den Müll anderswo sicher zu lagern, so der BUND.

Das Bauvolumen sei enorm, allein das KKH sei viermal so groß wie das benachbarte Sea-Life. Dazu komme das Hotel und ein 110 Meter langes Parkhaus. Dies im Einvernehmen mit dem Landschaftsbild zu sehen, sei für den BUND nicht nachvollziehbar. Was hier in direkter Nähe des Sees entstehen soll, werde sich wie das Sea-Life später als Bausünde in einem landschaftlich sensiblen Gebiet darstellen.

Die Anbindung an den ÖPNV sei schon laut Gutachten nicht gegeben, werde von der Stadt aber dennoch als Vorteil angeführt. Die Bemühungen, die für eine halbwegs passable Anbindung erforderlich würden, seien an anderer Stelle leichter und kostengünstiger zu haben. 70 % der Besucher kämen laut Gutachten ohnehin mit dem PKW.

Der BUND sehe angesichts der Herausforderungen, denen die Stadt im Bereich energetischer Gebäudesanierung schon heute hinterherliefe, die Priorität eindeutig bei diesen Pflichtaufgaben. Teure Kongresshäuser könne man dann bauen, wenn sich durch Einsparungen bei Öl und Gas Spielräume ergäben. Der BUND warnt vor weiteren Kosten und fordert eine Offenlegung aller Nebenkosten. Schließlich würden schon aus den Planungsunterlagen zahlreiche zusätzliche Mittel erforderlich. Der Vergleich mit anderen Städten hinke, so der BUND. Schließlich habe Friedrichshafen sein Haus nebst Nebenkosten quasi geschenkt bekommen und Freiburg sei rund dreimal so groß wie Konstanz.