KKH: Schweizer protestieren
Die Thurgauer Umweltverbände VCS und WWF haben gegen die Zufahrt aus der Schweiz in das Konstanzer Konzert- und Kongress-Haus auf Klein-Venedig Einspruch erhoben. Die Umweltverträglichkeit dieses und weiterer Projekte in der Seeuferzone beidseits der Landesgrenze soll, so die Forderung, umfassender geprüft werden.
„Die Thurgauer Umweltverbände VCS und WWF bedauern, dass der Umweltschutz für das geplante Konstanzer Konzert- und Kongress-Haus auf Klein-Venedig nicht vor der Abstimmung besser abgeklärt wurde. Sie haben deshalb gegen die Zufahrt aus der Schweiz Einspruch erhoben. Die Anzahl Parkplätze in der Seeuferzone soll auf der Konstanzer Seite verdoppelt werden. Das Lago-Parkhaus würde von 750 auf über 1000 Plätze vergrössert und im neuen Parkhaus für das Konzert- und Kongress-Haus sind weitere 500 vorgesehen.
Zusammen mit denen am Kreuzlinger Hafen sind es über 2000 Parkplätze. Altstadt, Lago, Sealife Center, Hafenmeile, Sportplätze, Bodenseearena, Parkanlagen am See, Bahnhöfe und Schiffsstationen sind für den Einkauf und die Freizeit so attraktiv, dass in absehbarer Zeit mit bis zu 10 Autofahrten pro Parkplatz und Tag zu rechnen ist. Der gesamte Ziel- und Quellverkehr aus der Seeuferzone allein steigt dann auf 20‘000 Fahrten pro Tag, mehr als auf der Bodanstrasse in Konstanz und ebensoviel wie am Gotthard. Dafür wurde die Umweltverträglichkeit nicht nachgewiesen. Die Staus in der Bodanstrassse sind in Spitzenzeiten heute schon ein grosses Ärgernis.
Die Verkehrsexperten glauben trotzdem, dass noch mehr Verkehr durch flankierende Massnahmen mit weniger Staus zu bewältigen ist. Diese sind aber bisher weder finanziell noch rechtlich gesichert und ausserdem politisch umstritten. Für die Luftbelastungen entlang der Bodanstrasse in Konstanz und ebenso entlang der Bahnhof- und Hafenstrasse in Kreuzlingen gibt es keine verlässlichen Messungen. Vermutlich sind die Grenzwerte überschritten wie in Arbon. An diesem vergleichbaren Standort am Bodensee wurden für den Feinstaub die höchsten Werte in der ganzen Ostschweiz gemessen. Die angrenzenden Wohngebiete werden ausserdem mit Lärm durch die vielen Events, die Güterzüge und den Strassenverkehr stark belastet.
Das Kongress- und Konzert-Haus auf Klein-Venedig soll auf eine grosse Deponie-Altlast gebaut werden. Das ist in der Schweiz nicht mehr zulässig. Ein kleines Parkhaus an der Kreuzlinger Hafenmeile wurde deshalb vor ein paar Jahren nicht bewilligt. Das gilt besonders für Altlasten direkt am Bodensee, einer der grossen Trinkwasserspeicher Europas. Die früher oder später notwendige Sanierung in Klein-Venedig darf nicht durch neue Grossbauten behindert und verteuert werden. Das sollte die Stadt Konstanz bei ihren Planungen vorsorglich berücksichtigen.
Die zuständigen Behörden auf beiden Seiten der Landesgrenze sind gefordert, für die Belastungen durch den Mehrverkehr, die neuen Grossprojekte und die Deponie-Altlasten eine umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung durchzuführen. Damit ist zu klären, ob Klein-Venedig überhaupt ein zulässiger Standort für das Konzert- und Kongress-Haus ist.“
Weitere Auskünfte: Wolfgang Schreier, Co-Präsident VCS TG,
Tel 0049 (0)71 688 28 37, E-Mail schreier@econophone.ch
Autor: PM